Peterchens Mondfahrt
den
Himmelsraum hinaus. Der Staub aber verteilt sich ganz, ganz fein und
rieselt
durch die Luft herab auf die Erde mit dem Licht des Mondes zusammen.
Überall
dort,
wo Kinderaugen aus dem Bettchen in die Luft gucken, fliegt
dieser silberne
Sand aus Sandmännchens Pusterohr herum und legt sich leise auf
die Augenlider.
Die werden müde und schwer davon; man muss sie zumachen und
schläft ein. So
schickt das Sandmännchen den Kindern den Schlaf und auch die
schönen Träume.
Mit allen diesen Arbeiten war das Männchen gerade
fertig geworden, als
Peterchen und Anneliese mit dem Maikäfer durch die Nacht
herangeflogen kamen.
Sie sahen deutlich, wie es steifbeinig auf der Wiese umherlief in
seinem
Schlafrock, der mit Sternen bestickt war. Auf dem Kopf hatte es eine
lange
Zipfelmütze und an den Füßen komische,
riesengroße Pantoffeln. Von einer
Seite der Wiese nach der andern lief das Männchen und passte
auf, dass am
Himmel nichts in Unordnung kam. Und richtig! plötzlich hatte
es die drei
Abenteurer entdeckt! Es stutzte, zwinkerte mit den Augen, guckte,
schnaubte sich
und zwinkerte wieder. Dann aber lief es emsig zu seinem Fernrohr,
richtete das
auf die Kinder, guckte durch, wischte sich die Äugelchen,
putzte das Glas am
Fernrohr, guckte noch einmal ... und nun hatte es erkannt, was da
ankam. Es
blies die Backen auf und schlug sich vor Erstaunen auf den kleinen
Spitzbauch.
Seine Augen wurden so groß wie Kuchenteller, und sein Mund
stand so weit auf
wie eine Ladentür. Was da vor sich ging, war aber auch etwas
ganz Unerhörtes
am Himmel! Viele Tausend Jahre war der Sandmann alt, aber so etwas war
noch
nicht passiert auf der Sternenwiese, seit er hier Ordnung hielt! Zwei
Kinder im
Nachthemdchen und ein geigender Maikäfer kamen durch den
großen Himmelsraum
herangeflogen, als wäre das so ein
Sonntagnachmittags-Vergnügen. Dies ging
nicht mit rechten Dingen zu! Hier musste er sehr energisch sein!
Er stürzte also eiligst zu seiner großen
Pauke, schlug darauf und schnitt
ein furchtbar böses Gesicht. In dem Augenblick landeten die
Kinder mit dem Maikäfer
behutsam auf der Sternenwiese. »Bum - bum - bum! Hier ist der
Mond!
Rausgeschmissen wird, wer hier nicht wohnt!«
schrie der Sandmann sie an und fuchtelte mit dem Paukenstock
in der Luft
herum.
Na, das war gerade kein liebenswürdiger Empfang auf
der ersten Station ihrer
Reise!
Der Maikäfer aber dachte: ›Mit
Höflichkeit kommt man am weitesten‹;
und so machte er eine sehr schöne Verbeugung mit
Kratzfüßchen hinten ,raus
und sagte: »Entschuldigen Sie bitte, Herr Sandmann. .
»Was? - was? -
entschuldigen? « quiekte das Männchen ganz rot vor
Aufregung. »Was will Er
hier? Ein Maikäfer gehört auf die dicke Kastanie im
Garten, aber nicht auf die
Sternenwiese am Mond! Ich werde mal gleich ein paar Stemraketen gegen
Ihn
abschießen, dass Ihm der Bauch platzt, Er Nasegrün !
Stemraketen?
Der Maikäfer bekam natürlich Angst und
dachte daran, sich tot zu stellen.
Peterchen hatte zwar keine Angst, denn er hatte ja sein Holzschwert bei
sich,
aber er war etwas verlegen und wusste nicht recht, was man wohl tun
sollte, wenn
das Männchen wirklich mit Stemraketen zu schießen
anfinge. Anneliese aber ...
ja, das hätte man wirklich nicht von der kleinen Anneliese
gedacht! Sie trat plötzlich
ganz mutig vor, nahm aus ihrem Körbchen ein
rotbäckiges Äpfelchen und hielt
es dem grimmigen Sandmann dicht unter die spitze Nase.
»Nanu?« sagte der höchst
erstaunt; »was ist denn das für ein tapferes, kleines
Frauenzimmerchen?«
Dabei schnüffelte er schon neugierig an dem schönen
Apfel herum. So etwas gab
es nämlich nicht am Himmel oben. Auf der Weihnachtswiese, die
auf dem Mond lag,
wuchsen allerdings die vergoldeten Äpfelchen und
Nüsschen; aber davon konnte
das Männchen keine bekommen, die waren für die Kinder
auf der Erde. Nun lief
ihm doch das Wasser im Munde zusammen. »Gib mal her!«
sagte es. Anneliese
machte einen Knicks und sagte: »Bitte schön!«
Happs! ... biss das Männchen hinein. Ordentlich
komisch war, wie es plötzlich
vergnügt wurde. Es schmunzelte von einem Ohr bis zum andern
beim Kauen und rieb
sich das Bäuchlein, so gut schmeckte es ihm.
Als der Apfel aufgegessen war, faltete der Sandmann die
Hände auf dem Rücken
und sah die Kinder an. Er wollte böse aussehen, aber der Apfel
hatte so gut
geschmeckt, dass es ihm nicht mehr richtig
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