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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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die der König sich vorbereitete.
    Trotz der Wärme der Küche wurden seine Eingeweide so kalt wie der Sturm, der draußen wütete.

BOTSCHAFTEN
    Karigan beobachtete ihren Vater, der Hauptmann Mebstones Brief zusammenfaltete und den Falz mit seinen Fingern immer und immer wieder glättete. Sein Gesichtsausdruck war ernst. Sie hatte den Eindruck, dass er mehr Falten auf der Stirn und um die Mundwinkel hatte, und dass seine Schläfen grauer waren, als sie es in Erinnerung hatte.
    Sie wusste nicht, was der Hauptmann in dem Brief geschrieben hatte, abgesehen von der Bitte um Proviant. Offensichtlich war es etwas, das ihn sehr aufwühlte, und sie rätselte darüber, was es wohl gewesen war, aber das Protokoll verlangte, dass sie nicht danach fragte, nicht einmal ihren eigenen Vater. Es war allein die Entscheidung des Empfängers, ob er mit dem Boten über den Inhalt sprach oder nicht.
    Es war eine ganze Weile her, seit Karigan zuletzt einen Besuch zu Hause gemachte hatte. Abgesehen davon, dass ihr Vater etwas älter aussah, schien alles unverändert zu sein, einschließlich ihrer Tanten. Nun, auch Tante Tory hatte vielleicht etwas mehr Grau im Haar, aber in der Küche war alles an seinem Platz, die Töpfe und Pfannen hingen dort, wo sie immer gehangen hatten, ihre Hände lagen auf demselben alten Bauerntisch aus bernsteinfarbenem Holz, und die Köchin stand an der Anrichte. Auch in ihrer Schlafkammer war nichts angerührt worden, ihre alten Kleider, die schon seit einigen Jahren aus der Mode gekommen waren, hingen immer noch
im Schrank. Höchstens schien das Haus ein wenig kleiner geworden zu sein, als sei es ein bisschen zusammengeschrumpft. Oder sie war gewachsen.
    Vielleicht bin ich einfach an die Burg gewöhnt, dachte sie. Das Haus ihres Vaters war zwar groß, aber das Schloss war noch viel größer.
    Es war tröstlich, sich in den vertrauten Räumlichkeiten des Hauses aufzuhalten, in dem sie aufgewachsen war, unter Menschen, die sie kannte und liebte – eine ganz andere Welt als das rastlose Leben in Sacor-Stadt und in der Burg, wo sie von so vielen Fremden umgeben war.
    Gleichzeitig fühlte sie sich unbehaglich, zu Hause zu sein, obwohl sie hier einen Auftrag erledigen musste, denn es gab andere Angelegenheiten, über die sie mit ihrem Vater sprechen musste. Persönliche Dinge. Er hatte Heimlichkeiten vor ihr gehabt, und zwar keine erfreulichen.
    Sie drehte ihre Teetasse in den Händen und betrachtete die kleinen Fetzen der Teeblätter, die in den Tiefen der Tasse herumwirbelten. Neben ihr plauderten ihre Tanten weiter, aber sie hörte nur halb zu. Es war ihr gelungen, die Reise nach Hause monatelang hinauszuschieben, dank der Winterstürme, die sie alle in der Burg eingesperrt hatten, aber plötzlich hatte Hauptmann Mebstone die Überbringung einer dringenden Botschaft befohlen und außerdem gesagt, es sei höchste Zeit, dass Karigans Vater auch die anderen Botschaften erhielt. Und welcher Bote eignete sich dazu besser als seine eigene Tochter?
    Ihr Vater räusperte sich, und Karigan sah auf. »Du hast von Botschaften gesprochen«, sagte er. »Heißt das, du hast mehr als eine?«
    »Oh!«, antwortete sie und schnitt eine Grimasse. Sie entnahm ihrer Tasche den kleineren der beiden Briefe, die noch übrig waren, und reichte ihn ihm. »Das ist von Lord Coutre.«
    »Lord Coutre?«, wiederholte er und hob überrascht die
Augenbrauen. Augenblicklich unterbrachen ihre Tanten ihr Geplauder. Er nahm den Brief und erbrach das Siegel. Er las schnell und rief: »Der Orden des Kormorans? Dir sind Ländereien in der Provinz Coutre übereignet worden?« Er las weiter, und dann starrte er sie an, die Augen weit aufgerissen und voller Fragen.
    Tante Stace riss ihm den Brief aus den Händen und las ihn. Als sie damit fertig war, sah sie aus wie das Spiegelbild ihres Bruders. Als Nächste schnappte sich Tante Brini den Brief und die anderen, inklusive der Köchin, umringten sie, um ihn über ihre Schulter hinweg ebenfalls zu lesen.
    »Du hast Lady Estora vor Entführern gerettet?«, fragte Stevic mit schwacher Stimme.
    »Ich, ähm, habe dabei geholfen« , antwortete Karigan, deren Wangen sich röteten. Der andere Grund, warum sie nicht hatte nach Hause kommen wollen, war die Schwierigkeit, den anderen von ihren Erlebnissen zu erzählen, ohne dass sie in Ohnmacht fielen. Die bloße Erinnerung an die Gefahren, denen sie getrotzt hatte, reichte aus, um sogar sie selbst zum Zittern zu bringen.
    Nachdem ihr Vater und ihre Tanten sich

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