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Pfad der Seelen

Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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deine Hand weh?«
    » Nein«, sagte ich verbittert. » Sie kann nicht wehtun, weil sie nicht mehr da ist.«
    » Tut dann dein Handgelenk weh?«
    » Ja.«
    » Ich habe dir etwas mehr Medizin von Mutter Chilton mitgebracht. Und etwas zu essen.« Sie öffnete ihren Beutel.
    Ich stieß ihn weg, ungeduldig geworden, weil sie so dumm war. » Essen ist mir egal! Was ist passiert? Diese verfluchte Hexe hat mir die Hand abgeschnitten …«
    » Sie ist keine Hexe«, sagte Maggie betont ruhig. » Nur du bist eine.«
    Da geriet ich ins Stocken. Maggie starrte mich mit all ihrer alten, missbilligenden Ernsthaftigkeit an, die nun von Angst begleitet war. Und dafür hatte ich eine Armee aus dem Land der Toten zurückgebracht? Um dieses Mädchen zu retten, damit sie mich eine Hexe nennen konnte?
    » Ich bin keine Hexe. Ich bin ein hisaf.«
    Sie kannte das Wort natürlich nicht. Die Angst vor mir war immer noch in ihr, aber sie fuhr fort. » Mutter Chilton hat dir das Leben gerettet.«
    » Vielleicht wünsche ich mir, sie hätte es nicht getan.«
    » Sag so etwas nicht. Hast du … Roger, warst du es, der …«
    Ich sagte einfach: » Ja.«
    Sie verschränkte die Hände – ihre beiden gesunden Hände – fest im Schoß ineinander und zwang sich dazu fortzufahren. » Du hast die Blauen aus dem Hexenland zurückgebracht? Das sagen zumindest die Soldaten. Aus dem › Hexenland‹, wo die Königin sie hingeschickt hat, nachdem sie ihnen vorgegaukelt hatte, sie wären gestorben. Was wir begraben haben, die Leichen, sie waren alle eine hexerische Täuschung. Aber nicht Richard. Er ist nicht unter den Blauen gewesen, die von … von dort … zurückgekehrt sind.« Ihre Stimme brach. » Die Soldaten sagen, dass die Königin eine Hexe ist, und du auch. Aber ich …«
    » Du was?« Ich würde ihr das nicht leicht machen. Sie machte es mir auch nicht leicht.
    Die Hände in ihrem Schoß verkrampften sich, bis sie ganz blutleer waren. » Ich … ich glaube nicht, dass du sie aus dem Hexenland zurückgebracht hast. Ich glaube, du … du hast mir einmal in der Küche erzählt, dass du … Ich glaube, du hast sie alle aus dem Land der Toten zurückgebracht.«
    Da. Sie hatte es gesagt. Ich starrte sie im unsteten Licht der Laterne an. An einer Stelle war das Licht hell, ein paar Fingerbreit weiter gab es tiefe Schatten. Die unverletzte Hälfte von Maggies Gesicht war so blutleer wie ihre Hände geworden. Aber sie hatte es gesagt. Missbilligung, ja, aber auch Mut. Maggie hatte schon immer genug Mut für ein ganzes Regiment Soldaten gehabt.
    » Ja«, sagte ich. » Ich habe die Blauen aus dem Land der Toten zurückgeholt.«
    » Und … und auch Cecilia?«
    » Nein.« Ich würde niemals jemandem erzählen, was mit Cecilia passiert war. Die stachlige Metallkugel grub sich tiefer in meine Brust. Nicht einmal Mutter Chilton hätte dieses Stacheln je herausschneiden können.
    Maggie blickte von mir fort. Plötzlich sagte sie: » Jee ist in Sicherheit.«
    Ich hatte Jee vergessen. » Du hast Gedanken für jemand anderen übrig«, hatte Mutter Chilton gesagt, aber an Jee hatte ich nicht gedacht.
    Maggie fuhr fort. » Er ist bei mir in der Küche. Er schläft unter dem Tisch, wo du früher geschlafen hast.«
    Ich sagte: » Es war Jee, der mir erzählt hat, dass die Soldaten dich gefangen hatten. Sie haben nach mir gesucht?«
    » Ja. Die Königin wollte deiner habhaft werden. Ich weiß nicht, weshalb, aber wenn du … das bist, was du gesagt hast, dass du ins Land der Toten reisen kann …«
    » Das bin ich, ja. Aber ich bin keine Hexe.«
    Sie nickte, blickte mich dabei aber nicht an. Ihre Hände im Schoß lösten sich voneinander. Ich sagte: » Wie bist du zu diesem blauen Fleck im Gesicht gekommen?«
    » Ein Grüner hat mich geschlagen, als ich versucht habe zu fliehen. Sie hatten den Befehl, mich zurück zum Palast zu bringen, wenn sie dich nicht finden könnten. Die Königin wusste, dass wir zusammen gegangen waren. Ich habe ihr gesagt, dass du fortgezogen bist, um deine Mutter zu suchen …«
    » Meine Mutter!«
    » Du hast im Schlaf nach ihr gerufen, nicht nur einmal, während wir in die Unbeanspruchten Lande gereist sind.«
    Das Schreien, wenn mein Schlaf unruhig war – mein altes Problem, es hatte mir Königin Carolines Aufmerksamkeit überhaupt erst eingebracht. Aber das beantwortete eine Frage: wie Mutter Chilton von meiner Mutter erfahren hatte. Maggie musste es ihr erzählt haben. Ich wollte daran glauben, genauso wie ich glauben wollte, dass Mutter

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