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Pfad der Seelen

Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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» Kapitän Conyers hat Euch in Yantaga Rosen gekauft! Als Ihr im Hafen angelegt habt, um den Bootsmann an Land zu setzen, weil er gestohlen hatte … gelbe Rosen, raue Mengen an gelben Rosen!«
    Der Soldat hatte mich schon halb durch die Tür gebracht. Die Witwe Conyers sagte: » Wartet.«
    » Aber Herrin …«
    » Wartet.« Und zu mir sagte sie: » Was weißt du über gelbe Rosen in Yantaga?«
    Ich wusste, was mir Kauz erzählt hatte, mehr nicht. Aber ihr Gesicht war weiß geworden, und deshalb steckte natürlich mehr dahinter. Bei Frauen gibt es immer mehr. Ich stocherte wie wild in meinem Verstand herum, um etwas sagen zu können, um ihr etwas anbieten zu können, etwas, das mir das Leben retten würde.
    » Die Rosen waren ein … Angebot. Ein Angebot des Kapitäns an Euch. Wegen etwas Wichtigem.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Zu dem Soldaten sagte sie: » Lasst uns allein.«
    » Herrin, es ist womöglich nicht sicher, wenn Ihr …«
    » Lasst uns allein!« Und hier war er, dieser Tonfall der Autorität, den ich bei Kauz hatte anwenden wollen und nie, weder in diesem Land noch in jenem anderen, so wie sie würde einsetzen können. Sie war für diese Stimme geboren. Der Soldat ließ mich los und marschierte zur Tür hinaus.
    » Wer bist du?«, fragte sie. » Woher weißt du diese Dinge?«
    Wir starrten uns in dem düsteren Raum an, der nur von einer Laterne und dem grauen Licht aus dem kleinen Fenster erhellt wurde. Der andere Überlebende stöhnte in einer Ecke. In der Hütte roch es nach Männerschweiß, Mäusedreck und meiner Angst. Aber ich hatte keine Wahl.
    » Mein Name ist Roger Kilbourne. Ich weiß diese Dinge, weil Euer Mann sie mir gerade erst erzählt hat, während ich bewusstlos war. Witwe Conyers, bitte glaubt mir, bitte lasst mich Euch überzeugen. Ich kann Euch mehr über Eure Reise auf der Frances Ormund erzählen, viel mehr noch … Nein, bitte, hört mich an! Ich lüge nicht und arbeite auch nicht mit jemandem zusammen. Und ich versuche nicht, Euch in Eurem Kummer einen Streich zu spielen. Ich weiß nicht, warum ich bin, wie ich bin, aber ich will nichts von Euch, nur mein Leben. Bitte hört mir zu. Ich kann …«
    Ich hatte es niemals laut vor irgendjemandem außer Hartah und meiner Tante erwähnt, und selbst das nur, als ich ein Kind gewesen war, zu jung, um zu wissen, dass man manche Dinge besser ungesagt ließ.
    » Ich kann in das Land der Toten reisen.«

7
    Sie glaubte mir. Hartah hatte stets behauptet, nur die Landbevölkerung würde meine Fähigkeit anerkennen, niemals die Stadtleute oder die Adligen, und ich hatte festgestellt, dass es stimmte. Aber die Witwe Conyers war eine Ausnahme, eine jener wenigen, die die Beweise vor sich klar ins Auge fassen, sie abwägen, und die sogar das Abscheuliche oder Furchterregende akzeptieren können, wenn es wahr zu sein scheint. Nachdem ich ihr alles erzählt hatte, was ich von Kauz erfahren hatte, akzeptierte die Witwe Conyers, dass ich den Pfad der Seelen betreten konnte. Sie akzeptierte auch, dass sie mich von den Soldaten fortbringen musste, wenn ich nicht getötet werden sollte, da sie versessen darauf waren, das Verbrechen an der Besatzung der Frances Ormund zu rächen. Sie glaubte mir, und sie nahm mich mit sich, und anschließend hegte sie wegen beider Dinge eine große Abneigung gegen mich.
    Hexenwerk.
    Das Kind von Strandräubern.
    Wir brachen am späten Nachmittag auf. Der Regen hatte nachgelassen, und das Meer wütete nicht mehr, es murrte nur noch. Jene Körper, die man hatte bergen können, lagen unter feuchten Decken in den Wagen, gemeinsam mit der Fracht, die man aus dem Wasser schleppen konnte. Die Witwe Conyers und ich fuhren nicht in dem Wagen mit den Leichen, und ich blieb dicht an ihrer Seite. Soldaten in regendurchtränktem Blau warfen mir mordlüsterne Blicke zu. Die Leiche von Kapitän Conyers war nicht gefunden worden. Seine Witwe und ich sprachen nicht miteinander.
    Wir blieben dicht an der Küste, bewegten uns immer weiter fort von den Bergen. In der frühen herbstlichen Dämmerung kamen wir zu einem großen Gasthaus. Ein Reiter war vorausgeschickt worden, und am Gasthaus trafen wir auf eine große Gruppe von Männern, die genauso scharf und schnell geritten waren, um zur gleichen Zeit wie wir einzutreffen. Sie kamen, wie sich herausstellte, vom Anwesen des Bruders von Kapitän Conyers irgendwo weiter im Landesinneren. Die Blauen der Königin verließen uns daraufhin, vielleicht, um für die Nacht ihr eigenes

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