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Pfad der Seelen

Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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Der gleiche winzige Raum unter der Traufe, das gleiche ausgeleierte Bett. Maggie hinkte hinter mir her. Der Gastwirt sagte: » Dreißig Pennys für die Nacht.«
    Das war unerhört, aber ich nickte. » Gut. Mein Bruder muss sein Bein ausruhen, aber ich werde mit dir nach unten gehen und mir ein Bier genehmigen.«
    Sein schmieriges Lächeln wurde breiter. » Wie Ihr sagt, Sir.«
    Maggie, die verängstigt wirkte, humpelte in das Zimmer. Ich hörte, wie sie die Tür verriegelte. Ich folgte dem Gastwirt in den Schankraum, ließ ihn einen Bierkrug für mich aus dem Hinterzimmer holen, und nahm es hin, dass er dafür lächerliche drei Pennys verlangte. Die verbleibenden siebzehn lagen auf dem Tisch neben meinem Krug. Die anderen beiden Männer saßen mir gegenüber und sagten nichts. Sie waren weder jung noch alt, in geflickte, braune Wollgewänder gekleidet, und keiner hatte sich in der letzten Zeit gewaschen. Ihr Gestank wäre noch schlimmer gewesen, wenn die Stube nicht so kalt gewesen wäre. Wind vom Meer pfiff durch die Ritzen in den Wänden und brachte das Feuer zum Flackern. Wir trugen alle Umhänge.
    Sie würden bald zur Tat schreiten – im besten Fall ein Raub, im schlimmsten ein Mord –, und ich musste ihnen zuvorkommen. » Warm hier drin, nicht?«, fragte ich.
    Keine Antwort.
    » Sehr warm.« Ich machte viel Aufhebens darum, mir Stirn und Hals abzuwischen. Und ich wartete.
    Schließlich knurrte einer: » Wohin bist du unterwegs, Junge?« Seine Zähne waren abgebrochen und braun wie sein Umhang.
    » Ich suche nach meiner Herrin.«
    Damit errang ich die Aufmerksamkeit der beiden, und auch die des Gastwirts.
    » Sie ist vor ein paar Tagen vom Anwesen ihres Vaters geflohen und hat vergessen, mir zu sagen, wo ich mich mit ihr treffen soll.«
    » Vergessen? Was meinst du damit? Sprich deutlich!«
    » Ich spreche deutlich.« Ich riss die Augen weit auf und sah so unbedarft aus, wie ich nur konnte, und dann fasste ich mir an den Magen.
    » Bist du krank?«
    » Nein, nein, ich habe nur etwas Schlechtes gegessen … Ja, sie hat es vergessen. Und sie vergisst mich niemals. Ich bin ihr Musikant, wisst ihr, und sie ist sehr musikalisch. Soll ich Euch etwas vorsingen?«
    » Nein«, knurrte er, wie ich es geahnt hatte. » Wie heißt denn deine Herrin?«
    » Lady Margaret. Obwohl ich glaube, dass sie vielleicht …« Ich verzog das Gesicht wie ein Idiot, der versucht, sich an etwas zu erinnern. » Ich glaube, sie benutzt vielleicht einen anderen Namen. Ich habe vergessen, welchen.«
    Der Gastwirt sagte: » Deine Herrin läuft weg …«
    » Sie ist nicht weggelaufen … sie ist geflohen.«
    » … sie flieht vom Sitz ihres Vaters in die Unbeanspruchten Lande? Nicht sehr wahrscheinlich, Junge.«
    Der andere Mann am Tisch musterte mich nun genau. Er hatte bisher noch nichts gesagt. Ich sprach ihn unmittelbar an. » Habt ihr sie gesehen? Sie ist zierlich, mit braunem Haar und grünen Augen, und sie ist sehr, sehr hübsch.«
    Unter den drei Männern entstand eine plötzliche Stille. Schließlich sagte der Gastwirt: » Sie ist nicht allein unterwegs.«
    » Nein.« So viel hatte mir auch Mutter Chilton verraten, doch hatte sie mir nicht erzählt, wer Cecilia begleitete, und mich dumm genannt, nur weil ich danach gefragt hatte.
    Der Mann mit den abgebrochenen Zähnen sagte: » Du bist ein Narr, Junge.«
    » Das sagt man mir oft«, bekannte ich mit einem großen, sonnigen Lächeln. » Aber in ihrer Hast hat meine Lady mich vergessen, und ich und mein Bruder müssen ihr folgen. Wisst ihr, wohin sie gegangen ist?«
    Jetzt starrten sie mich alle an. Ich wusste, dass mir nicht viel Zeit blieb. Der mit den abgebrochenen Zähnen sagte: » Sie ist natürlich ins Landesinnere gegangen. Wo sonst sollte jemand wie ihr Hüter hingehen? Sie ist zum Seelenrankenmoor aufgebrochen, nach Hyrgyll. Aber du …«
    Ich unterbrach ihn mit einem Schrei. » Oh, danke schön! Seht ihr, ich …« Ich warf meinen Münzstapel auf den Boden, tauchte ihm hinterher unter den Tisch und riss so fest an einem meiner Nasenhaare, wie ich nur konnte. Als ich mich wieder erhob, schwankend und ohne die Münzen, waren meine Augen feucht, mein Gesicht war rot angelaufen, und ich nieste heftig. » Oh … oh … ich fürchte, ich … helft mir, bitte, meine Herrin ist wegen der Seuche von ihrem Gut geflohen und mein Bruder … helft uns …«
    Die Männer erstarrten. Der Gastwirt hauchte: » Seuche!« Dann hasteten sie alle drei von mir weg.
    » Hilfe …« Ich brach auf dem

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