Pfade Ins Zwielicht
geringsten Zweifel, dass sie ihm folgen würde, wo auch immer er sich hinwandte, und wenn er jetzt ging, würden die Leute beim derzeitigen Stand der Dinge nur glauben, dass er mit ihr allein sein wollte. Er stieß seine Hacken in Trabers Flanken, um sich zu den anderen zu gesellen, so wenig Lust er dazu auch hatte - sollte sie ihm doch zurück zu ihnen folgen, wenn sie wollte -, aber sie trieb ihr Pferd trotz des schwierigen Geländes und des Schnees zum leichten Galopp an, setzte sogar mit wehendem rotem Umhang über einen hervorragenden Felsen hinweg und traf ihn auf halbem Weg. Sie war eine gute Reiterin, wie er widerstrebend zugeben musste. Nicht so gut wie Faile, aber besser als die meisten.
»Eure finstere Miene ist ziemlich wild«, sagte sie und lachte leise, als sie vor Traber anhielt. Nach der Art zu urteilen, wie sie die Zügel hielt, war sie bereit, ihm den Weg zu verstellen, sollte er versuchen, um sie herumzureiten. Die Frau hatte nicht das geringste Schamgefühl! »Lächelt, damit die Leute denken, wir würden flirten.« Sie hielt ihm den Korb entgegen. »Zumindest das sollte Euch aufmuntern. Wie ich gehört habe, habt Ihr vergessen zu frühstücken.« Sie rümpfte die Nase. »Und Euch zu waschen. Euer Bart musste ebenfalls gestutzt werden. Ein gramgebeugter, etwas ungepflegter Ehemann, der seine Frau rettet, ist eine romantische Figur, aber sie dürfte nicht sehr von einem schmutzigen zerlumpten Kerl angetan sein. Keine Frau wird jemals verzeihen, wenn Ihr ihr Bild von Euch zer - stört.«
Verwirrt nahm Perrin den Korb entgegen, stellte ihn vor sich auf dem hohen Knauf seines Sattels ab und rieb sich unbewusst die Nase. An gewisse Düfte von Berelain war er gewöhnt, für gewöhnlich die einer jagenden Wölfin und er war das Wild, aber heute verströmte sie keinen Jagdgeruch. Nicht einmal einen Hauch davon. Sie roch so geduldig wie ein Stein, und amüsiert mit einem Unterton von Furcht. Soweit er sich erinnern konnte, hatte sich diese Frau noch nie vor ihm gefürchtet. Und weswegen musste sie geduldig sein? Und wenn er schon dabei war, worüber konnte sie sich amüsieren? Ein Berglöwe, der wie ein Lamm roch, hätte ihn nicht mehr verwirren können.
Verwirrt oder nicht, der aus dem zugeklappten Korb aufsteigende Duft ließ seinen Magen knurren. Gebratenes Rebhuhn, wenn er sich nicht irrte, und Brot, das noch warm war. Mehl war knapp geworden, und Brot war fast so selten wie Fleisch. Es stimmte, dass er an manchen Tagen das Essen versäumte. Er vergaß es einfach manchmal, und wenn er sich daran erinnerte, war es eine Last, denn um eine Mahlzeit zu bekommen, musste er entweder Linis und Breanes Spießrutenlauf erdulden oder sich von Leuten, mit denen er aufgewachsen war, die kalte Schulter zeigen lassen. Essen direkt unter seine Nase ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wäre es verwerflich, von Berelain gebrachtes Essen zu verspeisen?
»Danke für das Brot und das Huhn«, sagte er grob, »aber das letzte, was ich auf dieser Welt will, ist, dass jemand auf die Idee kommt, wir würden flirten. Und ich wasche mich, wenn ich kann, auch wenn Euch das nichts angeht. Bei diesem Wetter ist das nicht einfach.
Davon abgesehen riecht keiner besser als ich.« Und plötzlich wurde ihm klar, dass sie es tat. Unter ihrem leichten Parfüm war nicht das geringste Anzeichen von Schweiß oder Schmutz. Es ärgerte ihn, dass ihm ihr Parfüm überhaupt aufgefallen war, oder dass sie sauber roch. Es kam ihm wie ein Verrat vor.
Berelains Augen weiteten sich einen Augenblick lang überrascht - warum? -, dann seufzte sie mit einem Lächeln, das langsam aufgesetzt aussah, und eine Spur von Gereiztheit schlich sich in ihren Duft. »Lasst Euer Zelt aufbauen. Ich weiß, dass auf einem Eurer Wagen eine gute Kupferbadewanne ist. Die werdet Ihr nicht zurückgelassen haben. Die Leute erwarten, dass ein Adliger auch wie einer aussieht, Perrin, und das schließt mit ein, dass man präsentabel ist, selbst wenn das zusätzliche Mühe kostet. Das ist ein Handel zwischen ihnen und Euch. Ihr müsst ihnen nicht nur das geben, was sie brauchen, sondern auch das, was sie erwarten, oder sie verlieren den Respekt und fangen an, einen zu verachten. Offen gesagt kann sich keiner von uns leisten, dass Ihr es soweit kommen lasst. Wir sind alle weit von zu Hause weg, umgeben von Feinden, und ich bin der festen Überzeugung, dass Ihr, Lord Perrin Goldauge, vermutlich unsere einzige Chance seid, wieder lebend nach Hause zu kommen. Ohne
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