Pfade Ins Zwielicht
allein weiß, wie lange ich in Catalyns Gesellschaft festgesessen hätte. Ein widerwärtiges Balg! Da würde ein guter Verstand drinstecken, wenn sie jemand ein paar Jahre an der Hand nimmt, aber sie hat zu viel Haevin-Gift abbekommen.«
Elayne biss die Zähne zusammen. Sie wusste, wie verletzend die Haevins sein konnten. Die ganze Sippe war auch noch stolz darauf! Catalyn offensichtlich auch. Und sie war es leid, an diesem Tag jedem zu erklären, was einer Frau, die die Macht lenken konnte, Angst machen konnte. Sie war es leid, an das erinnert zu werden, was sie nicht ignorieren konnte. Dieses verfluchte Fanal loderte noch immer im Westen, was bei seiner Größe und der Dauer völlig unmöglich war. Das Ding hatte sich seit Stunden nicht verändert! Jeder, der so lange ohne Pause die Macht lenkte, musste mittlerweile erschöpft umgekippt sein. Und der verdammte Rand al'Thor war genau in seiner Mitte. Davon war sie überzeugt! Er lebte, aber das entfachte in ihr bloß den Wunsch, ihm ins Gesicht zu schlagen, weil er sie das durchmachen ließ. Nun, sein Gesicht war nicht hier, aber ...
Birgitte knallte ihren Pokal so hart auf einen Seitentisch, dass der Wein in alle Richtungen spritzte. Irgendeine Waschfrau würde ganz schön ins Schwitzen geraten, um diese Flecken aus ihrem Ärmel zu bekommen. Eine Dienerin würde Stunden dafür brauchen, den Glanz des Tischs wieder hinzubekommen. »Kinder!«, brüllte sie. »Ihre Entscheidungen werden zum Tod von Menschen führen, und sie sind verdammte Kinder, und Conail ist der Schlimmste von ihnen! Ihr habt ihn gehört, Dyelin. Er will wie Artur Falkenflügel Arymillas Favoriten herausfordern! Falkenflügel hat nie gegen irgendeinen verdammten Favoriten gekämpft, und als er noch jünger als Lord Northan war, wusste er bereits, dass es idiotisch ist, so viel auf ein verdammtes Duell zu setzen, aber Conail glaubt, er könnte Elayne mit seinem verfluchten Schwert den verfluchten Thron erringen!«
»Birgitte Trahelion hat Recht«, sagte Aviendha wild.
Ihre Hände hatten sich in ihre Röcke gekrallt. »Conail Northan ist ein Narr! Aber wieso sollte jemand diesen Kindern in den Tanz der Speere folgen? Wie sollte sie jemand darum bitten können, sie anzuführen?«
Dyelin sah beide an und entschied sich, Aviendha zuerst zu antworten. Sie war sichtlich verwirrt von Aviendhas Aufmachung. Andererseits verstand sie auch nicht, dass sich Elayne und Aviendha gegenseitig als Schwestern adoptiert hatten, oder dass Elayne überhaupt eine Aiel zur Freundin hatte. Dass Elayne diese Freundin mit in die Beratungen einschloss, war wiederum etwas, das sie tolerieren konnte. Allerdings nicht, ohne alle ständig an ihre Nachsichtigkeit zu erinnern. »Ich bin mit fünfzehn zur Hohen Herrin geworden, als mein Vater bei einem Scharmützel auf den Altaranischen Märschen getötet wurde. Meine beiden jüngeren Brüder fielen im selben Jahr im Kampf gegen Viehdiebe aus Murandy. Ich habe mir das angehört, was mir meine Berater gesagt haben, aber ich habe den Reitern von Taravin befohlen, wo sie zuschlagen sollen, und wir haben die Altaraner und Murandianer gelehrt, anderswo zu rauben. Die Zeit trifft die Entscheidung, wann Kinder erwachsen werden müssen, Aviendha, nicht wir, und in diesen Zeiten kann eine Hohe Herrin, die noch ein Kind ist, nicht länger ein Kind bleiben. Was Euch angeht, Lady Birgitte«, fuhr sie in einem trockeneren Tonfall fort. »Eure Ausdrucks - weise ist wie immer ... farbig.« Sie fragte nicht, woher Birgitte so viel über Artur Falkenflügel wusste, und zwar Dinge, die keinem Historiker bekannt waren, aber sie musterte sie abschätzend. »Branlet und Perival werden meinem Vorbild folgen, und Catalyn vermutlich auch, so sehr ich auch die Zeit bedaure, die ich mit diesem Mädchen verbringen muss. Was Conail angeht, er ist kaum der erste junge Mann, der sich für unver - wundbar hält. Wenn Ihr ihn nicht als Generalhauptmann unter Kontrolle halten könnt, schlage ich vor, dass Ihr vor ihm hergeht. So wie er Eure Hosen betrachtet hat, wird er Euch überall hin folgen.«
Elayne ignorierte die reine, unverfälschte Wut, die in ihr aufstieg. Es war nicht ihre Wut, genauso wenig wie sie es gewesen war, die auf Dyelin wütend gewesen war oder dass Birgitte den Wein vergossen hatte. Es war Birgitte. Sie wollte Rand nicht ins Gesicht schlagen. Nun ja, eigentlich wollte sie das schon, aber darum ging es hier nicht. Beim Licht, auch Conail hatte Birgitte angestarrt? »Sie sind die Anführer
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