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Pfade Ins Zwielicht

Pfade Ins Zwielicht

Titel: Pfade Ins Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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weitere Erwähnungen in Tagesberichten, dann kurz vor dem ersten Wahren Namenstag der Hochlady zurück zu ihrer Leibwache abkommandiert.« Mor schaute in seinen Wein, dann blickte er plötzlich auf. »Aufgrund Eurer Bitte, was ungewöhnlich war. Im folgenden Jahr habt Ihr drei ernsthafte Verletzungen davongetragen, als Ihr sie mit dem Körper gegen weitere Attentäter gedeckt habt. Sie gab Euch ihren kostbarsten Besitz, eine Puppe. Nach weiterem ehrenvollem Dienst, mit weiteren Erwähnungen, hat man Euch für die Leibwache der Kaiserin erwählt, möge sie ewig leben, dort habt Ihr gedient, bis man Euch dazu abkommandiert hat, den Hochlord Turak mit der Hailene in dieses Land zu begleiten. Die Zeiten ändern sich, und Männer ändern sich, aber bevor Ihr den Thron bewacht habt, habt Ihr noch zwei weitere Gesuche eingebracht, Hochlady Tuons Leibwache zugeteilt zu werden. Was sehr ungewöhnlich war. Und Ihr habt diese Puppe behalten, bis sie beim Großen Brand von Sohima zerstört wurde, also insgesamt zehn Jahre.«
    Nicht zum ersten Mal dankte Karede der Ausbildung, die ihm erlaubte, ein regloses Gesicht zu behalten, was auch immer geschah. Sorgloses Mienenspiel verriet einem Gegner zu viel. Er erinnerte sich an das Gesicht des kleinen Mädchens, das diese Puppe auf seine Trage gelegt hatte. Er hatte noch immer ihre Worte im Ohr. Ihr habt mein Leben beschützt, darum müsst Ihr Emela nehmen, damit sie Euch beschützen kann, sagte sie. Natürlich kann sie Euch nicht richtig beschützen; sie ist bloß eine Puppe. Aber behaltet sie als Erinnerung, dass ich es immer hören werde, wenn Ihr meinen Namen sagt. Natürlich nur, wenn ich noch am Leben bin.
    »Meine Ehre heißt Loyalität«, sagte er und stellte Ajimburas Trinkschale vorsichtig auf dem Tisch ab, um keinen Wein auf die Dokumente zu verschütten. So oft der Bursche auch das Silber polierte, Karede bezweifelte, dass er sich die Mühe machte, das Ding auszuwaschen. »Loyalität dem Thron gegenüber. Warum seid Ihr zu mir gekommen?«
    Mor machte einen Schritt, sodass sich der Lehnstuhl zwischen ihnen befand. Zweifellos glaubte er, ganz entspannt dazustehen, aber er war offensichtlich ber eit, den Pokal zu schleudern. Er hatte auf dem Rücken unter dem Mantel ein Messer stecken, und vermutlich irgendwo noch ein anderes. »Drei Gesuche, der Leibwache von Hochlady Tuon zugeteilt zu werden. Und Ihr habt die Puppe behalten.«
    »Das habe ich schon verstanden«, erwiderte Karede trocken. Totenwächter sollten keine Beziehung zu denen aufbauen, die sie beschützen sollten. Die Totenwa - che diente allein dem Kristallthron, diente allein dem, der auf dem Thron saß, mit ganzem Herzen und voller Überzeugung. Aber er erinnerte sich an das Gesicht dieses ernsten Kindes, das sich bereits darüber im Klaren war, dass es nicht überleben würde, um seine Pflicht zu tun, und es trotzdem versuchte, und er hatte die Puppe behalten. »Aber da steckt mehr dahinter als nur das Gerücht über ein Mädchen, oder?«
    »Der Atem eines Schmetterlings«, murmelte der Bursche. »Es ist ein Vergnügen, sich mit jemandem zu unterhalten, der so tief blickt. In der Nacht, in der Tylin ermordet wurde, wurden zwei Damane aus den Zwingern des Tarasin-Palasts geholt. Beides ehemalige Aes Sedai. Findet Ihr diesen Zufall nicht auch verdächtig?«
    »Ich finde jeden Zufall verdächtig, Almurat. Aber was hat das mit Gerüchten und ... anderen Geschehnissen zu tun?«
    »Dieses Netz ist verworrener, als Ihr denkt. In jener Nacht haben noch andere den Palast verlassen, darunter ein junger Mann, der offensichtlich Tylins Spielzeug war, und ein älterer Mann namens Thom Merrilin, zumindest nannte er sich so, der angeblich Diener war, aber sich durch eine viel größere Bildung auszeichnete, als man erwarten sollte. Sie alle wurden irgendwann in Begleitung von Aes Sedai gesehen, die sich in der Stadt aufhielten, bevor das Reich sie zurückeroberte.« Der Sucher beugte sich angespannt über die Stuhllehne.
    »Vielleicht wurde Tylin gar nicht ermordet, weil sie den Treueid leistete, sondern weil sie von Dingen er fahren hat, die gefährlich sind. Sie könnte sorglos gewesen sein und dem Jungen bei ihren Kopfkissengesprächen zu viel enthüllt haben, und er hat es dann Merrilin berichtet. Wir können ihn so nennen, bis wir einen zutreffenderen Namen in Erfahrung gebracht haben. Je mehr ich über ihn erfahre, desto interessanter wird er: er kennt sich in der Welt aus, weiß sich auszudrücken, kann mit Adligen und

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