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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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entsetzliche Angst, dass man nichts mehr für ihn tun konnte. Es war unmöglich, einen Mann zu retten, der nicht gerettet werden wollte.
    Das hinderte sie allerdings nicht daran, alles in ihrer
Macht Stehende zu tun, um es wenigstens zu versuchen.
    Sie schritt nervös im Zimmer auf und ab, zu aufgewühlt, um sich hinzusetzen und in Ruhe abzuwarten. Leo war irgendwo dort draußen und brauchte ihre Hilfe. Und sie hatte nicht den blassesten Schimmer, wie lange Rohan sie noch auf die Folter spannen wollte.
    »Ich werde mich ein wenig umsehen«, sagte sie und eilte zur Tür. »Ich gehe nicht weit weg. Bleib hier, nur für den Fall, dass Mr. Rohan in der Zwischenzeit zurückkommt.«
    Sie hörte, wie Merripen unterdrückt fluchte. Doch anstatt ihrer Bitte nachzukommen, folgte er Amelia den Korridor hinab.
    »Das ist unschicklich«, rief er ihr nach.
    Amelia blieb nicht stehen. Die gesellschaftlichen Normen kümmerten sie im Moment nicht. »Das ist meine einzige Chance, eine Spielhölle mit eigenen Augen zu sehen – und die werde ich nicht ungenutzt an mir vorüberziehen lassen.« Sie folgte dem Klang der Stimmen und wagte sich vorsichtig auf eine Galerie, die um den ersten Stock eines riesigen, prächtigen Saals führte.
    Menschentrauben aus elegant gekleideten Männern scharten sich um drei große Tische und beobachteten das Spiel, während Croupiers kleine Rechen benutzten, um Würfel und Geld aufzusammeln. Ein lautes Stimmengewirr und hastiges Rufen erfüllte den Raum. Die Luft knisterte vor fieberhafter Aufregung. Bedienstete eilten durch den Saal, einige trugen Tabletts mit Spielmarken und neuen Karten, andere waren mit Essen und Wein beladen.

    Halbversteckt hinter einer Säule ließ Amelia den Blick über die Menschenmenge schweifen. Ihre Augen blieben an Mr. Rohan hängen, der sich ein schwarzes Jackett und eine Krawatte angezogen hatte. Obwohl sich seine Kleidung durch nichts von der der anderen Clubmitglieder unterschied, stach er aus ihnen heraus wie ein Fuchs zwischen einem Schwarm Tauben.
    Rohan lehnte lässig gegen einen wuchtigen Mahagonischreibtisch, der in einer Ecke des Saals thronte – das Herzstück der Spielhalle. Er gab einem Bediensteten Anweisungen und benutzte ein Minimum an Gesten, aber selbst in diesen wenigen Handbewegungen lag eine Aura der Selbstsicherheit und des gewandten Auftretens, das Amelia völlig in ihren Bann zog.
    Und dann … irgendwie … schien er ihr gebanntes Starren zu bemerken. Er strich sich mit der Hand über den Nacken und sah dann direkt in ihre Richtung, genau wie er es eben im Gässchen getan hatte. Amelia spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte, von jeder Pore ihres Körpers Besitz ergriff, in ihren Händen und Füßen und selbst in ihren Knien pochte. Eine peinliche Röte überzog ihr Gesicht. Schuldbewusst, überrascht und leicht zitternd, einem kleinen Kind gleich, das auf frischer Tat ertappt worden war, stand sie da und war wie erstarrt. Erst nach einigen Sekunden gelang es ihr, sich zusammenzureißen und hinter die Säule zu springen.
    »Was ist los?«, hörte sie Merripen fragen.
    »Ich glaube, Mr. Rohan hat mich gesehen.« Ein kleinlautes Lachen entrang sich ihrer Kehle. »O nein! Ich hoffe nur, ich habe ihn nicht allzu sehr verärgert. Lass uns zurück zum Salon gehen.«

    Als sie einen letzten, raschen Blick von ihrem Versteck aus wagte, bemerkte sie, dass Rohan verschwunden war.

Zweites Kapitel
    Cam stemmte sich vom Mahagonischreibtisch und verließ den Spielsaal. Wie üblich konnte er nicht verschwinden, ohne mindestens ein- oder zweimal aufgehalten zu werden … ein Angestellter, der ihm ins Ohr flüsterte, dass Lord Soundso seinen Kreditrahmen erhöhen wollte … ein Lakai, der nachfragte, ob er neue Erfrischungen in eines der Kartenzimmer bringen sollte. Geistesabwesend beantwortete er ihre Fragen, während seine Gedanken mit der Frau beschäftigt waren, die ihn oben erwartete.
    Ein Abend, der wie jeder andere begonnen hatte, schien auf einmal eine ungewöhnliche Wende zu nehmen.
    Es war schon lange her, seit es einer Frau gelungen war, wie Amelia Hathaway, sein Interesse zu wecken. In der Sekunde, als er sie dort in der Gasse erblickt hatte, mit ihren rosafarbenen Wangen, ihrem frischen Teint und der sinnlichen Figur, die sie unter einem züchtigen Kleid verbarg, hatte er sie gewollt. Er hatte nicht den leisesten Schimmer, wie das geschehen konnte, obwohl sie doch alles verkörperte, was ihn an englischen Frauen störte.
    Offenkundig war Miss

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