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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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davonlaufen?«
    Wir hatten wenig Freude aneinander auf dieser Wanderung. Es gab keine einsamen Plätzchen ohne Kühe. Waren sie einmal nicht zu sehen, so hörte ich doch ihr Brüllen und Läuten. Manfred war damit beschäftigt, den Kopf zu schütteln und sich zu wundern.
    Er kam aus dem Kopfschütteln nicht heraus, schon der nächste Morgen bot reichlich Gelegenheit dazu.
    »Komm steh auf! Es ist höchste Zeit, wir wollen den Sonnenaufgang anschauen!« Er riß mir die Bettdecke weg. »Aber doch nicht jetzt, mitten in der Nacht. Gib die Decke zurück und laß mich schlafen.«
    »Es ist schon fünf Uhr. Mach schnell, sonst kommen wir nicht mehr zurecht.«
    »O Himmel, Manfred, ich denke wir haben Ferien.«
    »Gerade in den Ferien muß man früh aufstehen. Der ganze herrliche Tag liegt vor uns. Ich fühl mich so richtig frisch und munter.«
    »Ich nicht. Mir geht’s gar nicht gut.« Ich seufzte herzerweichend.
    »Ach was, du bist bloß faul. Schau nur, was für ein schöner Morgen!«
    Er pfiff und sang, gurgelte und spuckte. Hier half kein Jammern und Klagen, ich mußte zu anderen Mitteln greifen.
    »Komm Manfred, wärm mich, mir ist so kalt. Nachher steh ich gleich auf.«
    Er konnte meinem Bitten nicht widerstehen, kam und wärmte mich. Als wir uns endlich erhoben, stand die Sonne schon hoch am Himmel, und der Hofhund sank erschöpft und völlig heiser von der Hundehütte.
    Am nächsten Morgen ging das Theater wieder los. Manfred war erpicht auf diesen Sonnenaufgang, eine fixe Idee, die ihn und leider auch mich nicht ruhen ließ. Leise klagend kroch ich aus dem Bett und wenig später den Berg hinauf, derweil er unentwegt redete und mich auf die Schönheit der Natur aufmerksam machte. Dann stand ich frierend auf dem Gipfel und konnte überhaupt nichts mit dem Sonnenaufgang anfangen.
    »Na, was sagst du jetzt? Gefällt dir’s?«
    »Nein!«
    »Ja, gibt’s denn so was? Hast du keine Freude an Sonnenaufgängen?«
    »Doch, immer, nur nicht am Morgen.«
    »Was bist du für ein Mensch?!«
    »Manfred, ich bin ein Abendmensch im Gegensatz zu dir.«
    »Ach was, du bist bloß faul!«
    »Aber wenn du abends um neun Uhr schon einschläfst, dann ist es natürlich keine Faulheit.«
    »Nein, dann ist es Müdigkeit nach des Tages Arbeit.«
    »Ich bin dafür morgens müde. Bei uns zu Hause...«
    »Sag nicht immer: Bei uns zu Hause, es ärgert mich, und was deine Morgenmüdigkeit betrifft, die gewöhn ich dir schon ab, oder wir finden einen modus vivendi.«
    In unseren Flitterwochen fanden wir keinen »modus vivendi«. Ich betete um morgendliche Regenschauer und manchmal trafen sie auch ein, dann blieb mein Ehemann seufzend im Bett, warf sich von einer Seite auf die andere und blätterte geräuschvoll in seiner Lektüre. Später kamen wir zu einer besseren Lösung unseres Problems.
    Manfred stand morgens zuerst auf, machte das Frühstück und versorgte die Kinder, er tat dies so leise, wie es ihm überhaupt nur möglich war. Ich gab abends mein Bestes, um ihn zu erfreuen und munter zu halten. Blieben Besucher bis tief in die Nacht, dann weckte ich meinen schlafenden Mann durch zarte Fußtritte, oder versuchte die Aufmerksamkeit von ihm abzulenken, damit er in Ruhe ein Nickerchen machen konnte.
    In den Flitterwochen aber war er leider noch von der Idee besessen, meinen Lebensrhythmus mit Erfolg ändern zu können.
    Zwei Wochen Alleinsein sind nicht viel für ein junges Paar, noch dazu mit unseren Problemen, will es einigermaßen abgeklärt in den Alltag zurückkehren. Wir waren auch nicht allein, sondern hatten uns mit Sonnenaufgängen, Hunden und Kühen auseinanderzusetzen.
    So strahlten wir nicht gerade vor Glück, als wir wieder im Elternhaus ankamen. Der Brautstrauß war verdorrt, die Gäste abgereist. Dafür warteten Kompottschüsseln, Spitzendeckchen und Nippfiguren auf Dankbriefe und Verpackung. Der Umzug nahte. Das Dorf in den Wiesen stieg aus der Versenkung. Durch meine Träume geisterten neugierige Bauern, abgehetzte Pfarrfrauen und Kuhherden. Der Duft des fernen Pfarrhauses drang mir trotz Hochdruck in die Nase.

Umzüge in allen Preislagen und schwäbische Maultaschen

    Ohne Möbel und Bilder sah die Blümchentapete im Wohnzimmer noch scheußlicher aus, als bei unserem ersten Besuch. Weiß hoben sich die Stellen ab, an denen früher Bilder gehangen oder Möbel gestanden hatten. Wir waren beim staatlichen Hochbauamt vorstellig geworden und hatten den Bauamtskommissar angefleht, uns neue Tapeten zu bewilligen. Aber nein, die

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