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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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alten waren noch gut genug. Sie fielen nicht von den Wänden, man klebte nicht an ihnen fest. Was wollten wir denn! Neue Fenster, weil die alten nicht gut schlossen. Der Bauamtskommissar sah uns mißbilligend an. Ein frischer Luftzug in der Sommerzeit wäre doch nur zu begrüßen, und für den Winter gäbe es Doppelfenster. Sie lägen auf dem Speicher, wir könnten sie jederzeit einsetzen, wenn es uns zu luftig wäre. Diese Pfarrersleute machten ihm dauernd Ärger! Anstatt bescheiden und dankbar zu sein, wie es sich für diesen Berufsstand gehörte, hatten sie auch noch Sonderwünsche. Der Glaube des Kommissars begann zu wanken. Ein neues Klo mit Wasserspülung? Ja, was stellten wir uns denn vor? Hatten wir etwa gedacht, die Mittel des Bauamtes seien unerschöpflich und dazu bestimmt, in die Klos alter Pfarrhäuser zu fließen? Im Kriege hätte er in einer alten Hütte gelebt, ohne Klo und Tapeten, und er wäre trotzdem glücklich gewesen. Auf die Gesinnung käme es an! Glück wohne auch in der ärmsten Hütte! Er wäre enttäuscht. Wir waren es auch.
    Nur das Treppenhaus erstrahlte in neuem Glanz. Es war frisch geweißelt. Bauamt und Maler hofften zuversichtlich, der Salpeter werde unter der Farbe bleiben. Ein halbes Jahr später kam er wieder zum Vorschein.
    Um acht Uhr standen wir in dem leeren Haus. Es herrschte Tiefdruck. Wir hatten Zeit genug, uns an den Geruch zu gewöhnen, denn erst um elf Uhr rückte der Möbelwagen an. Fahrer und Beifahrer waren erschöpft. Sie hatten den Weg nicht finden können und schimpften auf das gottverlassene Nest. Wir gaben ihnen Bier, Wurst und gute Worte zur Aufmunterung, aber nach der Mahlzeit fühlten sie sich noch viel schlapper. Manfred wurde nervös. Das lange Warten hatte ihn zermürbt, und da saßen nun diese Packer, aßen und ruhten sich aus.
    »Na los schon«, drängte er, »warum fangen wir nicht an?« Draußen ging ein Regenguß nieder. Die Kinder des Dorfes drückten sich in den Hausflur, um nicht naß zu werden. Sie wollten aufjeden Fall mitansehen, was alles in diesem Möbelwagen verborgen war.
    »Wollt ihr wohl machen, daß ihr rauskommt!« rief Manfred die Treppe hinunter.
    »Reg dich nicht auf«, sagte ich und fühlte ungeahnte Kräfte in mir wachsen, »was ist schon solch ein Umzug? Du liebe Zeit, da habe ich Schlimmeres mitgemacht! Ich habe zwar Angst vor Kühen, aber ein Umzug kann mich nicht schrecken!«
    Der Regen trommelte gegen die Scheiben, unten in der Diele lärmten die Kinder, aber ich sah und hörte nichts, ich war weit fort. Die Umzüge meiner Kindheit zogen an mir vorüber, eine stattliche Reihe.
    Der erste Umzug meines Lebens ging ohne meine Mithilfe vonstatten. Wir zogen aus dem Dorf Kuschlin in die Stadt Bromberg. Ich war erst vier Jahre alt und sollte mit dem kleinen Brüderchen zu Tante Jakoby. Vor dem Haus wartete die bekannte Kutsche. Tante Jakoby bewohnte ein großes Schloß mit einem ganzen Zimmer voller Puppen. Im Park gab es einen Springbrunnen. Wir waren oft bei ihr gewesen, alle zusammen. Abends hatte uns die Kutsche wieder nach Hause gebracht. Diesmal aber war es anders. Im Haus herrschte Unruhe. Mutti lief aufgeregt hin und her. Else packte einen Koffer für uns. Dann sahen wir neben der Kutsche den riesigen Wagen. Schwarze Männer schleppten unsere Möbel aus dem Haus und luden sie in diesen Wagen. Hier stimmte etwas nicht, und wir sollten weg! Stefan schrie, und ich strebte eilig ins Haus zurück, um den Männern meine Puppen zu entreißen. Vati fing mich wieder ein und trug mich zur Kutsche.
    »Stefan ist noch so klein, du mußt aufihn achtgeben«, sagte er, »in einer Woche ist alles vorüber, dann holen wir euch ab.«
    Er lud mich in die Kutsche. Die Pferde zogen an. Wir schrien wie die Löwen. Tante Jakoby schob uns Schokolade in die aufgerissenen Mäuler, aber es half nichts. Sie mußte mit zwei brüllenden Kindern durchs Dorf fahren. Das Puppenzimmer interessierte mich überhaupt nicht mehr. Früher, als alles noch in Ordnung war, und die anderen mitspielten, da war mir dieses Puppenzimmer wie ein Paradies erschienen. Jetzt hatte ich andere Sorgen. Ich mußte mich um Stefan kümmern. Er war der Einzige, der mir noch gebheben war. Im Schloß gefiel es ihm nicht. Er heulte und drückte sich an mich. So ging ich mit ihm in den Park. Auch der Springbrunnen war eine Enttäuschung. Kein großer Bruder bespritzte uns mit Wasser, niemand lachte, niemand schimpfte. Wir wanderten über die breiten Kieswege. Stefan hielt sich krampfhaft

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