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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Sie den nicht gefunden? Wo ist Helmut denn
jetzt?«
    Erst in diesem Augenblick, als ihre Stimme ein wenig weich wurde,
hatte Sina das Gefühl, dass Verena Hauke der Tod ihres Ehemannes allmählich
bewusst wurde.
    »In der Gerichtsmedizin. Die Todesursache muss noch genau untersucht
werden.«
    Verena Hauke nickte, blieb aber stumm, presste als Antwort nur einen
langen Streifen Qualm aus ihren Lungen.
    Auf einmal wurde ihr Blick glasig, sie schien in einen Dämmerzustand
abzugleiten.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte Sina.
    »Ja«, antwortete Verena Hauke wie von weit her, »mir geht es nicht
gut. Mir geht es schon sehr lange nicht gut.«
    »Sie müssen sich etwas hinlegen, kommen Sie.«
    Wie ein kleines Kind nahm Sina die Witwe an der Hand, die ihr aus
der Küche in den Flur folgte, schweigend und willenlos wie in Trance. Sie
bewegten sich auf den Raum zu, der hinter der Glastür lag. Diesmal hatte Verena
Hauke nichts dagegen. Doch als Niebuhr die Tür öffnete, wurde er schlagartig
von dem Anblick zurückgeworfen.
    »Was ist denn hier passiert?«, fragte er erschrocken.
    Das Wohnzimmer war völlig verwüstet. Jemand hatte offenbar wahllos
Bücher aus den Regalen gerissen und auf den Boden geworfen. Scherben einer
Keramikvase bedeckten das Parkett im hinteren Bereich des langen Raumes. Zwei
Ölbilder drohten von den Wänden abzustürzen. Eine Stehlampe war ins Kippen
geraten und hatte das Glas einer Vitrine mit Porzellanfiguren eingeschlagen. Einige
von ihnen waren auf dem Boden in tausend Stücke zersprungen. Auf dem
Wohnzimmertisch lagen verschiedene Medikamentenschachteln, daneben standen eine
Flasche, halb mit Rotwein gefüllt, und ein benutztes Glas. Ein Einbruch schien
es auf den ersten Blick nicht gewesen zu sein, denn Fenster und die Terrassentür
waren geschlossen und intakt.
    »Was ist hier passiert, Frau Hauke?«, fragte Sina in etwas mehr als eindringlichem
Ton, wobei ihr klar war, dass Verena Hauke, zumindest jetzt, nicht belastbar
genug für eine Befragung war. Hier musste ohnehin so schnell wie möglich die
Kriminaltechnik ran. Sie schraubte ihre Lautstärke herunter und fragte: »Haben
Sie Verwandtschaft in der Nähe?«
    »Meine Schwester. Sie wohnt in Braunschweig«, kam kaum hörbar die
Antwort. Niebuhr zückte sein Handy.
    ***
    Nachdem sie Verena Hauke ins Schlafzimmer gebracht und
sich vergewissert hatte, dass sie für die Zeit, bis ihre Schwester aus Braunschweig
ankommen und die Spurensicherung eintreffen würde, keine fremde Hilfe brauchte,
war Sina mit Niebuhr ins Präsidium zurückgekehrt, wo sie ihre Berichte
schrieben.
    Schon nach knapp zwei Stunden zitierte sie Keilberth zu sich.
    »Ich brauche euch nicht zu sagen, was zwei ungeklärte Mordfälle für
uns bedeuten. Die von der Presse lauern wie die Geier auf Ergebnisse.«
    Der Kriminalrat schien wieder der Alte zu sein, war sauber rasiert,
der Hals in einem tadellos gebügelten Hemdkragen. Auch das Foto im
Silberrahmen, das seinem penibel aufgeräumten Schreibtisch kurzfristig fast so
etwas wie persönliches Flair verliehen hatte, war verschwunden. Sina kam der
Gedanke, dass Keilberth ihr übel nehmen könnte, dass sie ihn so direkt auf
seine Privatprobleme angesprochen hatte. Jedenfalls hatte er ihren Rat, ein, zwei
Tage freizunehmen, in den Wind geschossen. Es war wohl am besten, die Sache
nicht mehr anzusprechen und so zu tun, als hätte es den angeschlagenen
Keilberth nie gegeben. Sie konnte nur hoffen, dass er in dieser Angelegenheit
nicht nachtragend war.
    »Helmut Hauke ist laut Gerichtsmedizin durch einen Genickbruch am
Sonntagabend zwischen zweiundzwanzig und vierundzwanzig Uhr zu Tode gekommen«,
verkündete Keilberth die ersten Ergebnisse. »Der Hergang ist noch ungeklärt,
aber die Tatsache, dass niemand den Notarzt gerufen hat, kann im Zusammenhang
mit den weiteren Befunden dafür sprechen, dass man die näheren Umstände
verschleiern wollte, es sich also durchaus um Mord oder Totschlag handeln kann.
Auffällig ist, dass der Körper des Toten zahlreiche Hämatome, unter anderem ein
Veilchen unter dem rechten Auge, aufweist. Außerdem hatte er eins Komma zwei
Promille im Blut.«
    »Klingt nach körperlicher Auseinandersetzung im alkoholisierten
Zustand, um nicht Schlägerei zu sagen«, warf Niebuhr ein.
    »Richtig, Kollege. Dazu wäre zu bemerken, dass keine Abschürfungen
oder Druckstellen an seinen Händen gefunden wurden, ebenso keine Gewebereste
unter den Fingernägeln, was den Schluss zulässt, dass er selbst nicht

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