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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Sina war zu Hause
geblieben, saß am Tisch in der Küche und schlürfte einen Schluck Frascati,
während sie über Heinz Keilberth nachdachte. Sie hatte ihn eindeutig
unterschätzt. Als die Haustür schloss und Torsten hereinkam, knipste sie den
ewigen Polizeidienst in ihrem Kopf endlich aus. Sie wollte mit ihm reden.
    »Hi, Mum!«
    »Hallo, mein Stern, wie läuft’s?« Sie lächelte ihn keck an.
    »Wie bist du denn drauf?«
    »Gut, alles senkrecht.«
    Torsten musste lachen, beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen
Kuss, den sie genießerisch entgegennahm.
    »Wollte mit dir noch was bereden«, rief sie hinter ihm her.
    Nachdem er sich oben die Schuhe von den Füßen gekickt, die Tür zum
Bad aufgestoßen und sich kurz die Hände gewaschen hatte, polterte er die Stufen
herunter und setzte sich ihr gegenüber an den Küchentisch.
    »Glas Wein?«, fragte Sina und schenkte sich selbst nach.
    »Hast du einen sitzen, Mum?«
    »Blödsinn.«
    Torsten ging zum Kühlschrank und holte sich seine Cola. Dann
lümmelte er sich wieder auf einen der Kiefernstühle und signalisierte
Aufmerksamkeit.
    »Seit wann möchtest du Geschwister?«
    »Wer hat dir denn das erzählt?«
    »Mein Mann Chao.«
    Sina musste kichern, als sie das sagte. Aber es stimmte: Chao war
ihr Mann. Der Herrscher über die Pekingenten. Die schönste aller Pekingenten.
    Torsten stöhnte. »Wie in aller Welt bist du da drauf gekommen? Ich
hab ihn gefragt, ob er sich nicht auch vorstellen kann, Vater zu werden, das
war alles.«
    »Ja, und? Warum hast du ihn das gefragt?«
    »Es hat mich einfach interessiert. Ich wollte wissen, ob er auch
stolz wäre, Vater zu werden.«
    Sinas lockere Stimmung fror plötzlich ein. »Und wer wäre noch stolz,
Vater zu werden?«
    Torsten wich ihrem Blick aus. »Zum Beispiel ich«, antwortete er,
während er knallrot im Gesicht wurde.

DREIZEHN
    Der erste dünne Ruf eines Rotkehlchens traute sich schon
aus dem Gebüsch, während die Umrisse der uralten Eichen im Park an der
mittelalterlichen Stadtbefestigung von Goslar noch kaum aus der diffusen
Düsternis heraustraten. Der einsame Schwan auf dem Kahnteich, dem kleineren der
beiden Teiche, hatte den Kopf unter die Flügel gesteckt und mutete wie eine
große weiße Wasserblume an. Aus den umliegenden Häusern drang kein Laut, die
Straßenlaternen verbreiteten nur fahles Licht.
    Auch die B241, die oberhalb der alten Mauern verläuft, rauschte nur
einmal auf, als sich eines der wenigen Autos von der Hauptspur löste, in die
Wallstraße einbog und rechts am Beginn der Grasflächen des Parks abrupt
stoppte. Motor und Beleuchtung gingen aus, hintereinander klappten zwei
Wagentüren auf. Vier Minuten vergingen, dann schlugen die Türen wieder zu, der
Motor startete, die Scheinwerfer wischten über den ehernen Soldaten des Gefallenendenkmals
der Weltkriege, und der Wagen verschwand in Richtung Kaiserpfalz und Altstadt.
    Gegen halb sechs prägte sich der neue Junitag aus. Vogelgezwitscher
erfüllte die noch frische Luft. Die entschlossene Sonne legte eine neue Kulisse
auf, und der Schwan drehte erste Runden in seinem knapp bemessenen Revier, um
sie sich anzusehen. Eine alte Frau hinkte den Fußweg entlang, der am inneren
Wall und an den Teichen vorbeiführt, und sammelte links und rechts Flaschen und
leere Zigarettenschachteln auf.
    »Schietkrrroom«, schimpfte sie vor sich hin und ächzte, wenn sie
nach dem Bücken wieder in den Stand kam, um einen Papierkorb anzusteuern und
den Müll zu entsorgen.
    Dass es Menschen gab, die rücksichtslos eine der schönsten Idyllen
der Stadt verschmutzten, verärgerte sie. Darüber konnte sie sich nicht genug
aufregen. Und dann lagen sie auch noch herum, diejenigen, die sich
verantwortungslos betranken und nicht arbeiten wollten. Mit einer gehörigen
Portion Wut im Bauch näherte sie sich einer Parkbank.
    »Gesindel«, murmelte sie, doch der Mann, der sich auf die Parkbank
gelegt hatte, trug einen Anzug und sah ganz manierlich aus.
    ***
    Der Wecker fiel auf den Boden. Ihre Hand kroch weiter
suchend auf dem Nachttisch herum. Wieder dieser Ton, der so wahnsinnig
aufsässig war. Erst jetzt realisierte Sina, dass dieses vibrierend surrende
Geräusch der neueste Klingelton war, den ihr Torsten aufs Handy geladen hatte.
Der zweite in einer Woche, der lästiger als eine Stechmücke war. Aber wo lag
das blöde Ding? Auf Chaos Nachttisch? Sie reckte sich über seinen nackten
Oberkörper und fischte vor seinem Gesicht herum.
    »Ja, Sina Kramer. Jens? … Oh

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