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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Tür nur einen
Spalt.
    »Was wollen Sie denn wieder? Ich habe Ihnen doch schon alles
gesagt.«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Sina.
    Verena Hauke versuchte erst gar nicht, sich der Befragung zu entziehen.
Sie führte Sina in das Wohnzimmer und bot ihr Platz an.
    »Also bitte«, sagte sie, während sie nach der halb vollen Packung
Zigaretten vor sich auf dem Wohnzimmertisch griff.
    »Sie haben Ihren Mann geliebt, Frau Hauke«, schlug Sina einen Bogen
über das Bisherige, »und ihm alle Fehltritte verziehen. Sie haben auch lange
Zeit hingenommen, dass er das Geld seiner und letztlich auch Ihrer Firma aus
dem Fenster warf.«
    Verena Hauke beflammte ihre Zigarette mit dem Feuerzeug.
    »Ihr Dispokredit kam regelmäßig an seine Grenzen, und die Bank hatte
Sie bereits auf der Abschussliste.«
    Verena Haukes Gesicht verschwand kurzfristig hinter einem Vorhang
aus Qualm.
    »Das alles hat Sie nicht aus der Fassung gebracht. Aber dann kam der
Abend, den ihr Mann nicht überlebte. Was genau ist an diesem Abend
vorgefallen?«
    »Das habe ich Ihnen alles schon erzählt.«
    »Ihr Mann wollte also wieder einmal Geld ausgeben und sich mit
Frauen vergnügen, so war es doch, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und an diesem Abend ist Ihnen so der Kragen geplatzt, dass Sie Ihr
Wohnzimmer kurz und klein geschlagen haben. War es das erste Mal, dass Sie sich
so aufgeregt haben?«
    »Ja, das war es!«
    »Hatten Sie jemals eine körperliche Auseinandersetzung mit Ihrem
Mann?«
    »Nein«, wehrte Verena Hauke ungeduldig ab, »auch das wissen Sie
bereits. Das war nicht unser Niveau.«
    »Aber an dem Abend, als er Sie im Wohnzimmer hatte stehen lassen, da
hätten Sie am liebsten zugeschlagen, stimmt’s? Und anstelle Ihres Mannes musste
das Mobiliar dran glauben.«
    Verena Hauke hörte aufmerksam zu, während ihr der Rauch aus den
Nasenlöchern kroch.
    »Es ist an dem Abend mehr vorgefallen, als Sie mir erzählt haben,
Frau Hauke. Eine schwache, hörige Frau, die sich lieber selbst zerstört hat,
als den Grund für ihren Niedergang zu beseitigen oder sich von ihm zu befreien,
explodiert nicht so einfach und schlägt ihr Wohnzimmer in Stücke. Eine Frau,
die ihrem Mann bis ans Ende der Welt gefolgt wäre, auch in die Pleite …«
    Auf einmal zitterten Verena Haukes Hände. Ihr Gesicht, das etwas
runder geworden war, seit Sina sie das letzte Mal gesehen hatte, nahm
unversehens wieder den gequälten, leidenden Zug an, den es bei ihrer ersten
Begegnung getragen hatte.
    »Er hatte sich verändert. Zuerst dachte ich, ich bilde mir das nur
ein …«, begann sie zögerlich und mit kratziger Stimme. »Er wirkte
aufgedreht, fast euphorisch, so wie am Anfang unserer Ehe. Nur hatte ich nichts damit zu tun …«
    Sie wurde von einem Husten unterbrochen, der an die bröckelnden
Wände eines Abrisshauses erinnerte.
    »Und am Abend seines Todes hat er Ihnen gesagt, warum …«
    »Wenn er wieder eine Neue hatte, spürte ich es, auch wenn wir nie
mehr miteinander geschlafen haben. Ich wusste auch nicht, wer sie war, wollte
ihren Namen gar nicht wissen. Helmut war dann liebenswürdiger zu mir. Es gab
ihm Auftrieb. Nach einer Weile verebbte diese Stimmung dann wieder, und Helmut
ging wieder öfter ins Spielcasino … Aber diesmal hielt die Euphorie an.
Und anders als sonst ließ er mich plötzlich spüren, wie lästig ich ihm war. Es
gab Auseinandersetzungen. Er sagte immer wieder, wie satt er alles habe, die
Firma, das Haus …«
    »Und Sie!«
    Verena Hauke warf Sina einen verstörten Blick zu.
    »Was passierte an dem Abend, Frau Hauke?«
    Sie rutschte in ihrem Sessel vor und drückte die halb gerauchte
Zigarette aus. »Er sagte, er würde gehen. Jeder Mensch bekomme höchstens zwei
Chancen in seinem Leben. Und seine zweite Chance sei jetzt gekommen. ›Mit einer
anderen Frau?‹, fragte ich, obwohl es mir klar war. Doch ich wollte wissen, ob
er es mir offen ins Gesicht sagen würde. Er tat es, und es hat mich umgehauen.
Ich fragte mich: Warum regst du dich auf? Du hast es doch kommen sehen. Aber
der Schmerz war unerträglich …«
    »Und Sie sind wütend geworden, so wütend wie noch nie, und dann
gingen Sie auf ihn los …«
    »Nein, verflucht noch mal!«, rief Verena Hauke entrüstet.
    »Also gut«, sagte Sina. »Was ist dann passiert?«
    »Helmut hat sich umgedreht und das Haus verlassen …«
    Mit Tränen in den Augen sann Verena Hauke diesem Satz hinterher,
bevor sie sich wieder fing. »Ich habe noch gedacht: Sie kann nicht weit weg
wohnen, wenn er den

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