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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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das den Mittelpunkt der Zelle bildete und auf
dem er die meiste Zeit saß und vor sich hinbrütete, schlug mit beiden Fäusten
gegen die Tür, bis er sich vollkommen verausgabt hatte und schwer atmend aufgab.
Gerade hatte er wieder so einen Anfall hinter sich.
    Natürlich würde er schweigen, natürlich würden sie niemals herauskriegen,
wie es wirklich gewesen war. Und er würde nicht einmal lügen müssen. Er hatte
weder etwas gesehen noch seine Finger mit Blut beschmiert.
    Antonio sah den jungen Letten mit den frechen Augen wieder vor sich.
Mehrmals hatte er ihm gedroht, dass er großen Ärger kriegen würde, wenn er
Aurelia nicht in Ruhe ließe. Aber Auseklis hatte sich nicht abschrecken lassen,
hatte es immer wieder geschafft, mit ihr zusammenzukommen. Dann, am Morgen nach
einem der letzten Treffen mit Hauke, hatte sich Auseklis breitbeinig vor ihm
aufgebaut, dreist und dumm, wie junge Männer nun mal sind, und den Oberschlauen
gespielt.
    »Ich war in Küche, gestern Abend, habe gehört, was du zu dem von der
Stadt gesagt hast. Ihr Geschäfte, gute Geschäfte. Ihr brauchen Partner. Ich
guter Mann für euch!«
    Es war also nicht Anna gewesen, die er zu hören geglaubt hatte,
nachdem der besoffene Hauke endlich das Lokal verlassen hatte. Denn seine Frau
schlief schon fest – worüber er sich gewundert hatte –, als er kurze
Zeit später ins Schlafzimmer kam. Dieser gottverdammte Lette war es gewesen,
der nach Aurelia gesucht hatte.
    »Blas dich nicht auf«, hatte er zu ihm gesagt, »und fang nicht an zu
spinnen! Es gibt keine Geschäfte, und wenn du nicht augenblicklich
verschwindest …«
    Er hatte es nur gut gemeint mit dem Jungen. Aber der hatte es
einfach nicht begreifen wollen. Am nächsten Tag war er wieder erschienen.
    »Ich machen nicht Spaß!«, hatte er gesagt und dabei wie John Wayne
selbstbewusst die Hände an die Hüften gelegt. »Ich Job brauchen, Geld
verdienen, und ich Mund halten. Kein Geld, nicht Mund halten!«
    Er hatte seinem Bruder Alfredo zuerst nichts davon erzählt und gehofft,
dass Auseklis von selbst zur Vernunft kommen würde. Wusste er doch, dass
Alfredo keine Gnade kannte, wenn sich Leute in Angelegenheiten einmischten, die
sie nichts angingen. Besonders in seine Angelegenheiten.
    »Ich habe keinen Job für dich, Junge. Mach deine Arbeit bei Kröger
und warte ab. Eines Tages gibt er dir den Laden.«
    Als Auseklis zum dritten Mal erschien, wurde ihm die Sache zu heiß,
und ihm blieb nichts anderes übrig, als seinen Bruder einzuschalten. Alfredo
ordnete dann an, was zu tun war. Als Erstes sollte er Aurelia ins Flugzeug nach
Sizilien setzen. Wenigstens für ein paar Wochen, wenn nicht für immer, sollte
sie dort bleiben. Er und seine Frau Anna sollten das Ristorante für einige Tage
schließen und Urlaub machen, aber nicht vergessen, den Schlüssel unter der Fußmatte
hinten vor der Küchentür zu deponieren. Wie Alfredo es sagte, so wurde es gemacht.
    Was genau abgelaufen war, darüber hatte er, nachdem er aus Travemünde
wieder zurück war, mit Alfredo nie geredet. Es gab nichts zu reden. Jeder
erfüllte seinen Part, so war das Gesetz. Und niemand kümmerte sich um
Angelegenheiten, die ihn nichts angingen. Von Auseklis’ Tod hatte er erst viel
später aus der Zeitung erfahren.
    Forestas Atem hatte sich wieder stabilisiert. Das Bett, auf das er
sich entkräftet geworfen hatte, war ihm zu hart. Er fragte sich, wie lange er
noch in Untersuchungshaft bleiben musste. Überhaupt, wie es weitergehen sollte.
    Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr er es liebte, das Leben in diesem
kleinen verträumten Goslar mit seinen alten Gassen und dem Glockenspiel auf dem
Marktplatz. Die Abende, wenn er allein im Lokal gesessen und die Lieferungen
Wein aus der Heimat verkostet hatte … Alles war kaputt, auch wenn sie ihm
persönlich nichts nachweisen konnten. Blitzschnell würde sich herumsprechen,
dass er wegen Mordverdacht hinter Gittern saß, und die Gäste würden einen Bogen
um sein kleines Ristorante machen …

ZWEIUNDZWANZIG
    Der Himmel war hoch und blau, als Sina vor dem Bungalow im
Siemensviertel hielt. Sie war allein. Niebuhr hatte sie nicht gefragt, ob er
mitkommen wolle. Allein seine Anwesenheit hätte sie aus der Fassung gebracht,
ihre Enttäuschung über sein Verhalten im Fall Auseklis war einfach zu groß. Sie
wollte in Ruhe ihre Arbeit machen. Und dazu brauchte sie einen klaren Kopf und
ein ausreichendes Maß an Abgeklärtheit.
    Wie beim ersten Mal öffnete ihr Verena Hauke die

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