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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi
Autoren: emons Verlag
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Wagen in der Garage lässt …«
    »Das war das letzte Mal, dass Sie Ihren Mann gesehen haben?«
    »Ja. Als er weg war, habe ich wie eine Irre herumgeschrien und auf
die Möbel eingedroschen, bis ich nicht mehr konnte. Mir tat plötzlich alles
weh, ich habe meine Pillen geschluckt und ein paar Gläser Wein darauf
getrunken. Dann bin ich endgültig auf der Couch zusammengeklappt.«
    Sina hätte Verena Hauke Vorwürfe machen können, warum sie das nicht
gleich beim ersten Mal ausgesagt und wissentlich die Ermittlungen behindert
habe. Aber es gab eine neue Fährte, und nur das zählte.
    ***
    Der Welt entrückt wie ein buddhistischer Mönch oder
einfach nur unglaublich ignorant, saß Heribert Mühe mit durchgedrücktem Kreuz
an seinem Schreibtisch und kaute vor sich hin. Ihm gegenüber der Stuhl, auf dem
einmal Helmut Hauke gesessen hatte, war immer noch leer, sein Schreibtisch
säuberlich aufgeräumt. Die mit Gerüchen nach Kaffee und Knoblauchwurst
angereicherte Luft verursachte Sina leichte Übelkeit.
    Mühes kalte Schulter sagte ihr, dass es ihn nicht im Mindesten rührte,
wie dringend ihr Fall war, schon gar nicht bevor er sein zweites Frühstück
beendet hatte.
    Sie nahm sich unaufgefordert einen Stuhl und setzte sich so nahe an
Mühes Schreibtisch heran, dass sie sich vor seiner unreinen, von einem
glänzenden Film überzogenen Gesichtshaut ekeln konnte.
    Mühes Kaumuskeln stellten abrupt den Dienst ein, und er beäugte Sina
wie einen ansteckenden Virus durch die dicken Glasbausteine auf seiner Nase.
    »Ich bin wieder hier gelandet, Herr Mühe«,
sagte Sina in unbekümmertem Ton.
    Mühe spülte seinen Mundinhalt mit einem Schluck Kaffee hinunter,
bevor er sich räusperte. »Das sehe ich«, gab er zurück. »Und was kann ich für
Sie tun?«
    Sina beugte sich mit einem freundlichen Lächeln noch weiter zu ihm
vor, worauf er auszuweichen versuchte, indem er seinen Oberkörper zur
Fensterseite hin bog.
    »Sie hatten mit Helmut Hauke ein kollegiales Verhältnis, und Ihnen
ist aufgefallen, dass er in letzter Zeit nervöser war als sonst.«
    Mühe war offensichtlich der Appetit vergangen. Er verpackte seine angebissene
Stulle wieder in das sorgfältig ausgelegte und geglättete Butterbrotpapier.
    »Ja«, sagte er und versuchte, gelangweilt zu wirken.
    »Wir verfolgen einen neuen Ansatz, Herr Mühe. Wir wissen jetzt, dass
Ihr Kollege Hauke eine Frau kennenlernte, für die er bereit war, sein
bisheriges Leben aufzugeben. Ich frage Sie deshalb: Hat er Ihnen gegenüber
diesbezügliche Andeutungen gemacht?«
    »Ich hasse es, in anderer Leute Privatleben hineingezogen zu werden!«,
brach es beinahe eruptiv aus Mühe heraus.
    »Das werden Sie nicht, Sie sollen mir nur Ihre Beobachtungen mitteilen.«
    Mühe beruhigte sich wieder und bequemte sich nachzudenken, während
er das Frühstücksbrot in eine Plastikdose packte und den leeren Kaffeebecher im
Papierkorb zu seiner Rechten entsorgte.
    »Haukes Affären hatten sich über die Jahre herumgesprochen«, begann
er, immer noch widerwillig, »seine Frau war angeblich krank. Aber er redete
nicht darüber. Er stöhnte höchstens, dass er am liebsten alles hinschmeißen
würde. Dann, ungefähr eine Woche vor seinem Tod, sagte er – ohne dass ich
ihn gefragt hätte –, dass er endlich die zweite Chance in seinem Leben
bekommen habe und ich ihn bald los sei.«
    »Und wer war diese zweite Chance?«
    »Das weiß ich doch nicht. Vermutlich die Frau, von der sie gerade
gesprochen haben …« Hinter den Glasbausteinen funkelte es spöttisch.
»Hauke äußerte sich ungewohnt poetisch. Er hätte sich die Jahre des Suchens
sparen können, nur warten müssen, bis die Blume, die vor seiner Nase wuchs,
erblühte. Ich habe nur mit einem halben Ohr zugehört. Jedenfalls hat er so
einen ähnlich kitschigen Vergleich gebracht.«
    »Aber den Namen der Blume hat er für sich behalten?«, versuchte es
Sina noch einmal.
    »Sie sagen es.«
    Draußen atmete Sina auf. Nach ein paar Schritten in der
heiter besonnten Fußgängerzone, die am Hotel »Achtermann« beginnt und sich bis
zum sattgrünen Rasenplateau, auf dem das Gemäuer der alten Kaiserpfalz thront,
erstreckt, setzte sie sich an einen der Außentische eines Eiscafés. Sie gab dem
hübschen Kellner ein Zeichen und dachte an Chao. Eine Welle der Sehnsucht nach
seinen Umarmungen und dem Geruch seines Körpers überfiel sie, überschattet von
einem Angstgefühl, dass alles schon zu Ende sein könnte, gescheitert am
alltäglichen Leben, wie so
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