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Pferdesommer mit Lara

Pferdesommer mit Lara

Titel: Pferdesommer mit Lara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Isbel
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das sie oder den Motorradfahrer aufgehalten hätte, sodass sie nicht gerade im gleichen verhängnisvollen Augenblick auf die Kreuzung zugefahren wären. Doch er hatte sich nicht darum gekümmert.

11
    Ich machte Fortschritte beim Reiten. Plötzlich war es, als hätte sich ein Knoten gelöst. Mit dem Leichttraben ging es zunehmend besser. Ich schaffte es sogar, mich beim Galoppieren recht ordentlich im Sattel zu halten.
    »Jetzt hat’s bei dir geschnackelt!«, sagte Arne. »Ich hab’s ja gewusst, dass du es über kurz oder lang schaffst. Wir können bald ausreiten, Rikke.«
    Der erste Ausritt war mein großes Ziel, auf das ich seit Langem wartete. Im Grunde hatte ich keinen besonderen reiterlichen Ehrgeiz, wollte keine Glanzleistungen vollbringen und träumte auch nicht davon, irgendwann an einem Turnier teilzunehmen. Mir ging es nur darum, dass ich mit Fee - und später natürlich auch mit Lara - spazieren reiten konnte, am liebsten zusammen mit Arne: an den Waldsee, durch die Wälder und Felder und übers Moor.
    »Wann?«, fragte ich, während ich Fee absattelte.
    Er lachte. »Mal sehen. In zwei bis drei Wochen vielleicht. Reibst du Fee trocken? Frische Strohwische liegen beim Futterschuppen. Ich hab meinem Vater versprochen, Jago heute wenigstens eine Viertelstunde lang zu bewegen. Und vielleicht könnten wir später schon mal damit anfangen, ein paar von den Pfosten einzuschlagen. Die Koppel ist ziemlich abgegrast.«
    Ja, die Pferde brauchten eine frische Weide für den Herbst. Land gab es auf Eulenbrook genug, doch wir mussten neue Zäune ziehen, jenseits des Baches und am Waldrand entlang. Einen Teil des alten Koppelzauns konnten wir benutzen, aber an drei Seiten musste alles neu eingegrenzt werden. Wir wollten auch einen Zugang zur Schutzhütte schaffen, was bedeutete, dass um sie herum noch Pfosten eingeschlagen und Drähte gespannt werden mussten.
    »Die Drahtrollen bringt der Schreiner morgen aus dem Baumarkt mit«, sagte Arne später, als die Pferde versorgt waren und zufrieden an ihren Rüben kauten. »Er besorgt sowieso noch einen Schwung Fußbodenleisten und sein Lieferwagen ist groß genug. Der Draht ist längst bestellt. Zum Glück gab’s vor Kurzem ein Sonderangebot. Ich hab immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich meinen Vater um Geld bitten muss. Die Renovierungskosten fürs Haus sind fast dreißig Prozent höher, als wir anfangs dachten, und diese Halsabschneider von der Bank verlangen abartig hohe Zinsen für das Geld, das sie uns geliehen haben.«
    Ich dachte an meine Eltern, die für unser Haus und den Laden jahrelang Schulden an die Bank zurückbezahlt hatten.
    »Ich versteh bloß nicht, wieso man so wenig Zinsen kriegt, wenn man Geld auf der Bank anlegt«, sagte ich. »Kannst du mir mal erklären, warum sie nur zwei oder drei Prozent zahlen, aber dann das Drei- oder Vierfache verlangen, wenn man sich Geld leiht?«
    Arne schnitt eine Grimasse. »Sie verdienen einfach an jedem einen fetten Batzen. Falls ich irgendwann zu Geld komme, bringe ich es auf die Ökobank, die legen es wenigstens sinnvoll an, in Windkraft oder Sonnenenergie, und stecken es nicht in die Rüstung oder sonst irgendwelche miesen Geschäfte.«
    Lara, Fee und Jago standen am Bach und beobachteten, wie wir die ersten Pfosten für die Herbstkoppel einschlugen. Arne hatte ein altes Kofferradio mitgebracht und legte eine Kassette mit Händels Feuerwerksmusik ein, weil er hoffte, sie würde uns beim Arbeiten »beflügeln«.
    Es funktionierte wirklich. Die Musik war wunderbar. Ich wurde richtig beschwingt davon und hatte das Gefühl, dass alles um uns herum - der Wind, der in den Bäumen rauschte, die ziehenden Wolken am Horizont, der Gesang der Vögel und das Schnauben der Pferde - im gleichen Rhythmus mitschwang.
    Elisa war mit Robin unterwegs; wahrscheinlich hatte sie sich mit den Vandammes getroffen. Beim dritten oder vierten Pfosten ging mir flüchtig der Gedanke durch den Sinn, dass sie eigentlich nie da war, wenn es Arbeit gab und wenn Arne sie gebraucht hätte.
    Doch diesmal hatte ich mich getäuscht - nicht nur in Elisa. Nachdem wir ungefähr eine Stunde lang gewerkelt hatten, unterstützt von Feuerwerksmusik und Wassermusik , kam Bonnie hechelnd den Abhang heruntergerannt. Hufgetrappel erklang und Fee und Jago trabten zum Gatter hinauf und wieherten durchdringend. Sofort erklang mehrstimmiges Gewieher als Antwort, angeführt von Robins schriller Stimme.
    Arne ließ den Hammer sinken. Wir sahen uns über den dreizehnten

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