Pflicht und Verlangen
zu
verdeutlichen, habe ich das Motiv der Erforschung der
Nord-West-Passage in den Roman aufgenommen. Da ich nur einzelne
Aspekte der Reisen William Parrys verwenden konnte und teilweise die
zeitlichen und geschichtlichen Details um der Romanhandlung willen
deutlich abgeändert habe, habe ich mich entschlossen, einen
Protagonisten – Edward Peary – zu erfinden, der deutlich
Parrys Züge trägt. Eine erste Reise unter der Leitung von
John Ross, einem schottischen Captain und Polarforscher, fand
tatsächlich im Jahr 1817 statt und endete nach einigen Monaten,
wie beschrieben, weitgehend ergebnislos. Parry startete im darauf
folgenden Jahr erneut, diesmal ohne John Ross, aber mit den erwähnten
Schiffen Griper und Hecla und kehrte erst 1820 zurück. Es
existieren jeweils detaillierte Reiseberichte. Die von ihm entdeckten
Inseln wurden nach ihm benannt und erst in den Fünfzigerjahren
des 20. Jahrhunderts in Königin-Elisabeth-Inseln umbenannt. Bei
einer weiteren Forschungsreise widmete er sich intensiv den Inuit. Er
unternahm noch weitere Reisen und wurde für seine wichtigen
Erkenntnisse über die arktische Welt 1829 zum Ritter geschlagen.
Parry hatte großes Interesse an der Astronomie (wie unser
Held), von ihm stammen maßgebliche Werke zur nautischen
Astronomie. Da er gebürtig in Bath war, ist die
Wahrscheinlichkeit, dass er Kontakt zu den Herschels hatte, sehr
groß, aber nur angenommen. Man möge mir den literarischen
Kunstgriff verzeihen. Bemerkenswert aber ist, wie sehr diese
Forschungsreisen im Interesse des Staates lagen und von der
Admiralität gefördert wurden. Eine weitere dichterische
Freiheit, die ich mir erlaubt habe, betrifft die im Roman William
Brandon zugeordnete delphische Forschung. Diese fand in Wirklichkeit
erst etwa achtzig Jahre später durch französische Forscher
statt. Da mir das Thema der weissagenden und damit politisch
bedeutenden Sibylle (Priesterseherin) passend für den Roman zu
sein schien, habe ich mich dafür entschieden, diese Thematik zu
verwenden. Die im Buch von Charlotte dazu gegebenen Erläuterungen
sind jedoch authentisch. Lediglich bei der beschriebenen
Musikergruppe handelt es sich nicht direkt um ein delphisches, jedoch
um ein dokumentiertes Fundstück, das auch im British Museum zu
finden ist (leider zurzeit nicht in der Ausstellung). Die Zuordnung
zu Apollo ist jedoch wahrscheinlich. Richtig ist, dass die
Archäologie trotz allem wissenschaftlichen Aufbruch zu dieser
Zeit noch in den Kinderschuhen steckte und jeder Altertumsforscher
nach eigenem Gutdünken handelte, oft genug eher wie ein
Grabräuber. Es gab allerdings rare Ausnahmen unter ihnen, die
sorgfältiger arbeiteten.
Medizin
und Gesundheit
Der
Fortschritt in den Wissenschaften schlug sich ebenfalls in der
Medizin nieder. Der Beruf des Arztes differenzierte sich Ende des
18., Anfang des 19. Jahrhunderts immer mehr aus. Spezialistentum
entstand. Die bisher gültige Lehre von den Körpersäften
wurde zugunsten anderer konkurrierender Ideen zunehmend aufgegeben.
Eine populäre Lehre war die von der »Lebenskraft«
(heute noch in der chinesischen Medizin vorhanden). Obwohl noch keine
Erkenntnisse über Krankheitserreger und Hygiene vorhanden waren,
verbesserten sich die medizinischen Heilmethoden zusehends, auch
durch genaue Beobachtung. Frische Luft und gesunde Lebensweise wurden
propagiert. Es gab zunehmend auch recht ausdifferenzierte
medizinische Instrumente für die einzelnen Spezialisten, wie die
erwähnten speziellen Amputationswerkzeuge. Auch suchte man
fieberhaft nach besseren Medikamenten zur Linderung der Leiden, was
natürlich auch manchen Irrweg beinhaltete (man denke hier nur an
die beliebten Seewasserkuren, wobei das Salzwasser auch innerlich
angewendet wurde). Das altvertraute Medikament Laudanum beispielsweise war zu jener Zeit durch die von Napoleon verhängte
Kontinentalsperre immer schwerer zu beschaffen, auch hatte es die
beschriebenen unerwünschten, ernsten Nebenwirkungen. Mediziner
sahen sich deshalb gezwungen, nach anderen betäubenden oder
schmerzlindernden Mitteln Ausschau zu halten. Es wurde intensiv am
Weidenrindenextrakt geforscht, aus dem schließlich das Salicin
(die Grundlage des heutigen Aspirins) gewonnen wurde, was aber noch
einige Zeit dauern sollte. Jedoch wurde bereits Weidenrindensud oder
Extrakt vereinzelt angewendet.
Die
beschriebene Amputation entspricht der damaligen Vorgehensweise.
Tatsächlich überlebten laut Angaben der Marine zwischen 70
und 80 Prozent der
Weitere Kostenlose Bücher