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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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einiges gefallen zu lassen.
Es sind auch seltene Fälle dokumentiert, dass Dienstmädchen
ihre Herren ehelichten und zur Lady avancierten. Die Wirklichkeit sah
aber speziell in diesem Zusammenhang sicher weit weniger romantisch
aus. Die Situation der Dienerschaft war nicht vergleichbar mit der
Situation des einfachen Volkes, das oft schwer darbte. Es kam zu
mehreren blutigen Aufständen, die besonders die Kornpreise
betrafen. Dennoch konnte trotz extremer gesellschaftlicher
Entwicklungen und der prekären Lage eines Großteils der
Bevölkerung eine Revolution vermieden werden. Dies mag unter
anderem dem Umstand geschuldet sein, dass, im Gegensatz zum
europäischen Festland, selbst zu absolutistischen Zeiten –
eine Idee, die in England ohnehin nie in dem Maße wie im
übrigen Europa Fuß fassen konnte – der Adel seinen
Lebensmittelpunkt immer in den eigenen Landsitzen sah und somit die
persönliche Verbindung zur eigenen Bevölkerung nie wirklich
abriss. So sah der gesellschaftliche Alltag eines Angehörigen
des Adels in etwa so aus, dass er sich in den Sommermonaten häufig
auf seinem Landsitz aufhielt oder auch auf Reisen war. Für die
Saison fand man sich gerne in Bath, Brighton oder auch in anderen
mondänen Kurorten ein. Es gab eine stattliche Anzahl solcher
beliebter Orte, die einen raschen Aufschwung nahmen. Auch das
erwähnte Salisbury zählte dazu. Der Winter wurde vorwiegend
in London verbracht. Dies war auch die Zeit, in der das Parlament
tagte, im Sommer ruhten die politischen Pflichten der Abgeordneten,
damit sie ihren heimatlichen Verpflichtungen Rechnung tragen konnten.
Den Rest des Jahres verbrachte man mit ausgedehnten Besuchen in den
Häusern von Freunden und Verwandten bei sogenannten Houseparties
oder zu anderen Anlässen. Dies hatte den Vorteil, dass man nicht
so viel Geld wie in London oder den Kurorten ausgeben musste.
Natürlich gab es aber auch viele Angehörige der
Gesellschaft, die sich an den Lustbarkeiten nicht in diesem Maße
beteiligten. Die Freiheit des Einzelnen war und ist immer noch eine
wesentliche Maßgabe des englischen Selbstverständnisses
und es bestand eine gewisse Vorliebe für exzentrisches
Verhalten, das auch geduldet wurde.

    Wirtschaftsentwicklung
    Die
wirtschaftliche Situation des Adels im Gegensatz zur einfachen
Bevölkerung verbesserte sich im Regency erheblich, wurde aber
auch unsicherer. Dazu trugen mehrere Umstände bei. Zunächst
ist hier der Beginn der industriellen Revolution zu nennen. Um 1770
errichtete Richard Arkwright eine Fabrik für die
wasserkraftgetriebene maschinelle Fertigung von gesponnenem Garn und
entfesselte damit die industrielle Revolution in England. Die
Erfindung der Dampfmaschine und deren effiziente Verbesserung durch
James Watt (1782) tat das Übrige. Erfinder hatten in England
wahrhaft goldene Zeiten, da ihnen seitens des Staates keinerlei
Beschränkungen gemacht, ja ihre Bemühungen durch
Preisgelder häufig gefördert wurden. Zusätzlich hatte
England den Vorteil der Insellage: Waren konnte schnell
herbeigeschafft und jederzeit per Schiff befördert werden. Auch
das Straßennetz war einzigartig gut ausgebaut (so war es
beispielsweise möglich, von Birmingham nach London in weniger
als 19 Stunden zu reisen). Dazu kam eine Besonderheit des englischen
Systems: der Adel konnte sich ungehindert am Handel und an
industriellen Investitionen beteiligen. Natürlich barg dies aber
auch erhebliche Risiken für den Investor.
    Ein
weiterer zunächst bedrohlicher Faktor verwandelte sich für
das Empire zu einem großen Vorteil. Europa stand im Banne
Napoleons, der über die bestehende Ordnung regelrecht
hinwegfegte. Auch in England hatte er viele Bewunderer, was sich in
Mode und Denkungsart niederschlug (und sich auch während des
Krieges fortsetzte). Dann jedoch schickte sich Napoleon an, das
Empire anzugreifen. Die englische Gesellschaft stand vor der
Vernichtung. Eine sehr ernste Situation, die Nelson in der
denkwürdigen Schlacht von Trafalgar 1805 zugunsten des Empires
entscheiden konnte. Napoleon, zutiefst erzürnt über die
Niederlage, beschloss nun, die Kontinentalsperre zu errichten (diese
bestand bis zur ersten völligen Niederlage Napoleons 1814).
England befand sich deshalb in einem fortwährenden Krieg mit
Frankreich und war gezwungen, sich andere Märkte in Übersee
(Nordamerika) und Asien zu suchen, was auch hervorragend gelang. Der
Handel des Empires nahm einen ungeahnten Aufschwung, geschützt
von der Marine und vorangetrieben von

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