Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)
bei der Haustür abspielten.
Annas Blick kehrte zu dem Mann zurück. Er lächelte und seine Lippen formten: „Frohe Weihnachten, Anna.“
Dann wandte er sich ab, um mit schnellen Schritten den gleichen Weg zurückzugehen, den er gekommen war.
Einen Moment lang war Anna versucht, dem Mann zu folgen, doch dann ließ sie es. Sie wandte sich dem Rettungswagen zu und blickte ins Innere. Paula saß auf dem Schoß ihrer Mutter und wurde vom Arzt untersucht.
Wenige Minuten später beendete er seine Untersuchungen. „Es sieht so aus, als hätte Ihre Tochter großes Glück gehabt. Da es Heiligabend ist, könnte man fast an ein Wunder glauben.“
Martina fiel mit einem Mal etwas Wichtiges ein. Sie setzte Paula auf den an der Wand befestigten Hocker, ehe sie zur Seitentür ging und sich suchend umblickte.
Ihr Mann, der noch auf der Trage saß, sah sie fragend an. „Was suchst du?“
Ratlos schaute Martina herum, doch der Schein der Straßenlaternen reichte nicht aus, um die Gesichter aller Männer zu beleuchten. „Den weißhaarigen Feuerwehrmann, der Paula gerettet hat. Wo mag er sein?“
Anna Michalski seufzte. „Er ist gegangen.“
„Apropos gehen. Wo werden Sie denn jetzt unterkommen?“, erkundigte sich der Notarzt.
„Wenn es keine Verwandten gibt, die Sie bei sich aufnehmen wollen, können Sie gern bei mir bleiben“, schlug Anna vor. „Mein Haus bietet ausreichend Platz für uns alle.“
„Das können wir unmöglich annehmen, Frau …“, wehrte Manfred ab.
„Michalski. Sie dürfen mein Angebot ohne schlechtes Gewissen annehmen, Herr Niklaus, denn wenn ich etwas anbiete, dann meine ich es auch so.“
Beschämt senkte Martina den Blick. „Ich weiß nicht. Es ist Weihnachten und alle Menschen sind beschäftigt. Sie bekommen Besuch von ihren Familien …“
„Vielleicht andere Menschen, aber auf mich trifft das nicht zu“, unterbrach Anna sie. „Keine Widerrede! Kommen Sie, Sie sind ja schon ganz durchgefroren.“
Rigoros fasste sie Martina am Arm und zog sie mit sich. Deren Mann blieb nichts anderes übrig, als den beiden Frauen mit Paula auf dem Arm zu folgen.
Als sie sich dem Haus näherten, stieß Anna einen Seufzer aus. „Ach, du je, da habe ich in der Aufregung völlig vergessen, die Tür zu schließen.“
Sie traten ein. In der Diele war es kalt und Anna schloss schnell die Haustür.
„Die Küche ist rechts und dort ist es auch warm. Ich bereite uns sofort einen Tee zu und für Paula eine Tasse Kakao.“
Martina ging mit dem Baby auf dem Arm voran in die große Wohnküche. Neugierig schweifte ihr Blick herum und blieb an einer der Fotografien an der Wand hinter dem Esstisch hängen. Sie stutzte. „Das ist er!“
Sie wandte sich zu ihrem Mann um und wiederholte: „Das ist der Mann, der Paula gerettet hat. Ich erkenne ihn wieder.“
Sie drehte sich zu Anna Michalski um. „Ist das Ihr Mann?“
Die alte Frau nickte. Stolz schwang in ihrer Stimme, als sie erklärte: „Ja, das ist Claudius. Für mich war er mein Leben lang ein ganz besonderer Mensch. Bis zu seiner Pensionierung war er Feuerwehrmann.“
„Wo ist er?“, wollte Herr Niklaus wissen. „Wir würden uns gern bei ihm bedanken, obwohl es eigentlich keinen Dank gibt, der groß genug ist für das, was er getan hat.“
Einen Moment lang blieb die alte Frau still. Tränen glitzerten in ihren Augen und rannen von dort über ihre Wangen. Sie sah das Foto an und wusste plötzlich, dass wirklich jemand nach ihr gerufen hatte, als sie schlafend auf der Couch lag. Jemand, der gewollt hatte, dass sie das Feuer im alten Kohlgruber-Haus bemerkte.
„Ich fürchte, das wird nicht möglich sein, denn …“
Sie legte eine kurze Pause ein. „... mein Claudius ist vor vier Monaten gestorben.“
12. Dezember
Ein himmlisches Weihnachten
Von Savannah Paris
Engel Albert seufzte tief. In den letzten Jahren war es immer dasselbe, was sich die Kinder wünschten: eine Spielekonsole, ein Computer, ein iPhone. Noch ein Computer. Ein BMX-Rad. Er sah von den Wunschzetteln auf und gähnte. Seit Hunderten von Jahren arbeitete er für das Christkind und brachte jedes Jahr zu Weihnachten die gewünschten Sachen zu den Kindern, aber es wurde immer langweiliger und eintöniger. Es gab Zeiten, da wünschten sich die Kinder Frieden, oder einmal wieder richtig satt zu werden. Auch Gesundheit und ein Geschwisterchen standen schon ganz oben auf der Wunschliste, aber heutzutage ... Müde beugte sich Engel Albert über die nächsten Wunschzettel. Noch ein
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