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Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)

Titel: Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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glotzt dich dermaßen herzzerfetzend an, dass du nur noch: „Ja nu‘, von mir aus,“ sagen kannst.
    Und was haste von dem Tag an?... ‘ne Klette am Hals und keine Ruh‘ mehr. Dussel, elender!

2.
    Er schlurft in den Maschinenraum, um den Kahn startklar zu machen. Wohl ist ihm nicht dabei, drum knurrt er: „Weils versprochen is‘. Nur deshalb! Damit dat ma klar is. Und danach sind wir geschiedene Leute!“
    Wieder nach oben, zum Auskuck. Er gibt sich einen Ruck; ruft das Mädchen an seine Seite. Sie wirkt etwas eingeschüchtert. Er legt ihr beruhigend eine Hand ins schmale Kreuz; sagt: „Ich beiß dich schon nicht.“
    Die Matrosenmütze aufgesetzt, zeigt er ihr die wichtigsten Handgriffe.
    Schließlich stampft der Motor volltourig. Sie fahren raus, Richtung offenes Meer. Ruben holt seine Taschenuhr hoch, während sie die Hafenschleuse passieren. Kurz nach eins; nachts! Komplett meschugge ist das!
    Dennoch zwinkert er dem Mond zu; setzt sich das Mädchen auf die Schultern.
    „Ganz schön einsam, ne?“, sagt sie nach einer Weile.
    „Is‘ immer so einsam, hier draußen,“ meint er nachdenklich. In seinen glasigen Augen ein Funkeln. „Hälste nich‘ lang aus, ohne die Einsamkeit, hier. Is‘ eigentlich ‘n Fall für ‘nen Seelenklempner. Aber der lacht sich bestimmt kringelich und schickt dich wieder weg, wenn du mit so schräge Symptome ankommst. Is‘ ja auch nich‘ lebensgefährlich, so ‘ne kleine Meise. Machste nix dran.“
    Er schüttelt sich.
    „An Land sind Seemänner wie Fisch, ohne Kopp.“
    „Nicht so schlimm!,“ lacht Klara. „Damit du an Land nicht so einsam bist, hast du ja mich!“
    „Jo“, flappst Ruben. „Dat macht mich auch total glücklich.“
    Er kniet sich hin; drückt ihr das Steuerrad in die Hände – nur ganz kurz – aber lange genug, um ein hellschallendes: „Klar Schiff, voraus!!!“, direkt und ungefiltert auf die Ohren zu bekommen.
    Herrje; die Lütte ist ziemlich plemplem, denkt er sich. Und du auch, alter Zausel. Bist genauso döschig wie die Kleine. Da gibt‘s kein Vertun.
    Er lächelt. Gelbbraune Zahnstummel kommen zum Vorschein. Sieht nicht so toll aus, die Zahnlandschaft. Aber das Lächeln schon.
    Die See glänzt matt.
    Karla hält sekundenlang die Luft an. Ihre weitaufgerissenen Augen fixieren den blauschwarzen Himmel.
    „Hat der Mond eigentlich Augen? Der ist nämlich immer genau da, wo wir sind.“
    „Weiß ich doch nich‘,“ grantelt er. „Kann schon sein.“
    Ihre Finger krallen sich in die Wolle seines Pullovers.
    „Wieviele Muscheln gibts im Meer?“
    „Frag mich ma‘ wat Leichteres.“
    „Und Fische?“
    „Ja, nu. Reichlich, schätz ich ma‘.“
    Ihre großen Augen funkeln. Sie sucht seine Hand. Ruben wird warm - wunderbar und zugleich furchtbar warm. In seinem Mund herrscht Dürre. Höllendurst! Wie gern würde er jetzt einen Schluck vom Muntermacher nehmen; oder besser, drei, vier. Um seine Stirn sammelt sich Schweiß. Er greift zur Schnapspulle...
    Da treffen sich ihre Augen...Wie Pfeile, ihr Blick...Er zuckt zusammen; stellt die Flasche zurück.
    Sie scharrt weiter am spröden Pullover.
    „In unserem Viertel sagen alle, dass du ein versoffener Schnarchsack bist.“
    Sie lehnt sich so weit vor, dass die Nasenspitze das frostweiße Glas im Auskuck streift.
    „Ich finde, du bist ‘n netter Schnarchsack.“
    „Find‘ ich auch. Besten Dank, Frollein.“
    „Bitte, gern, Schnarchsack.“
    Herrlich, ihr Kichern!
    Er blickt voraus; und überall hin.
    Der Wind ist ihnen günstig. Der Kahn steigt auf und nieder – auf und nieder – ganz sanft und gleichmäßig, als wolle er sich, samt Besatzung, bei Nacht und Nebel verlieren.
    Plötzlich fallen mehrere Sternschnuppen auf einmal vom Himmel ins Meer. Und dann Griesel. Nein, Schnee. Wie schillernde Papierschnippsel, die im Wind segeln.
    Immer mehr Schneeschnippsel tänzeln umher.
    Ruben lacht. Ist lange her, dieses befreite Lachen. Sachte rüttelt er das Mädchen.
    „Und? Hast dir was gewünscht?“
    Langsam rutscht sie von seinen Schultern; lässt ihren Kopf in seiner Halsbeuge liegen.
    „Ja, hab mir gewünscht, dass du..“
    Die letzten Worte holt der weiße Wind, da draußen.

11. Dezember
Ein etwas anderer Weihnachtsengel
Von Christine Thomas
    Müde stieg Anna Michalski die knarzende Holztreppe hinauf. Sie fühlte sich noch halb benommen, denn sie war mal wieder vor dem Fernseher eingeschlafen und hochgeschreckt, als sie glaubte, jemand habe nach ihr gerufen.
    „Hast geträumt, Anna.

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