Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)
Probleme sprechen, und er passte gelegentlich auf die Kinder auf, wenn mein Mann und ich uns mal wieder einen Abend allein gönnen wollten. Es war echter Luxus, so einen besten Freund zu haben, dem man einfach blind vertraute. Selbst mein Mann gestand sich vor kurzer Zeit ein, dass David ein Heiliger sei. Und das war er wirklich.
„Maman“, holte meine Tochter mich zurück in die Gegenwart, und ich dachte darüber nach, wie ich aus meiner Erinnerung über ihren wundervollen Onkel David eine Geschichte für sie basteln konnte.
Doch dann bekam ich eine Idee. „Ich werde euch jetzt jeden Tag ein neues Kapitel der Geschichte erzählen.“
„Und es ist eine Weihnachtsgeschichte?“, wollte meine Tochter noch einmal wissen und ich nickte. Auch auf die Frage meines Sohnes, ob David vorkomme, nickte ich erneut.
„Diese Geschichte hat vierundzwanzig Kapitel, das heißt am Heiligabend erfahrt ihr, wie sie ausgeht.“
„Wie eine Art Adventskalender?“, quiekte Amalia vergnügt.
„Richtig, es ist ein kleiner Geschichten-Adventskalender.“ Meine Kinder kuschelten sich an mich, Amalia rechts von mir und den Jüngsten links, dann begann ich den beiden die Geschichte meines besten Freundes zu erzählen: „Die Geschichte, die ich euch heute erzähle, heißt ‚Konferenz mit den Sternen‘ und sie handelt von zwei Menschen, die nicht an das Wunder von Weihnachten glaubten. Nicht so wie ihr.“ Ich zwinkerte meinen Kindern zu. „Einer dieser beiden Menschen war euer Onkel David. Er war schon immer ein Weihnachtsmuffel, deswegen ist er Weihnachten auch nie bei uns.“
„Er ist der Weihnachtsmann“, platzte es Amalia plötzlich heraus und erschrocken schlug sie die Hände vor den Mund, als sie ihren Fehler bemerkte. Ich wusste, dass sie es wusste, aber solange ihr Bruder daran glaubte, schwieg sie.
„Onkel David ist der Weihnachtsmann?“, fragte mein Sohn Luce und seine Augen funkelten. „Das muss ich all meinen Freunden erzählen.“
„Liebling, weißt du, Onkel David ist nicht der Weihnachtsmann. Er hilft dem Weihnachtsmann manchmal, wenn er viel zu tun hat“, versuchte ich die Situation irgendwie zu entschärfen und war froh, dass mein Sohn das Geheimnis nicht durchschaute.
„Das ist auch cool“, flötete Luce sein neues Lieblingswort, das er in der Schule aufgeschnappt haben musste.
„Ist Onkel David etwas Spannendes in der Geschichte passiert? Glaubt er jetzt an Weihnachten?“, interessierte sich Amalia wieder für die Geschichte.
„Ja“, lächelte ich und sprach weiter: „Aber vor vielen Jahren machte euer Onkel David an Weihnachten etwas, das er nicht einmal als Kind getan hatte. Es war der Abend des 24. Dezembers, euer Onkel David und ich waren erst mit Freunden essen und saßen dann noch gemütlich zusammen, als er Stift und Zettel holte und mir ein Blatt und einen Stift vor die Nase legte. Ich denke, euer Onkel war an diesem Abend ein bisschen verrückt. Er wollte einen Brief an den Weihnachtsmann schreiben. Jedoch landete der Brief nicht beim Weihnachtsmann, sondern eher bei einem Weihnachtsengel.“
„Onkel David und du, ihr habt dem Weihnachtsmann geschrieben?“, prusteten meine Kinder drauf los. Selbst mir kam die Sache albern vor, und ich stieg mit ein.
„Was hat Onkel David geschrieben?“ Luce zupfte an meinem weichen Pullover und kuschelte sich noch fester an mich. Ich legte einen Arm um meinen Sohn und gab Davids Brief wortwörtlich wieder:
»Glaubst du an Wunder? Ich habe das Hoffen längst aufgegeben.
Du willst jetzt sicher wissen, was ich mir wünsche, aber eigentlich habe ich keine Wünsche.
Aber kennst du das, wenn du denkst, du bist glücklich und fühlst dich trotzdem unvollständig? Genauso geht es mir, aber es muss dich nicht belasten, schließlich kannst du mir ja auch nicht helfen.
Fröhliche Weihnachten!«
Leise seufzend dachte ich an den Abend zurück und fand es noch immer unglaublich, was dann geschah. „Euer Onkel David faltete den Brief zusammen, legte ihn auf den Wohnzimmertisch und ging schlafen. Doch als er am nächsten Morgen wach wurde und den Brief in den Müll werfen wollte, weil es ihm albern vorkam, war der Brief vom Tisch verschwunden.“
Erschrocken rissen Amalia und Luce den Mund auf, als wäre ein Monster aus dem Schrank gesprungen.
„Hat er ihn wiedergefunden?“, fragte Amalia, doch ich konnte leider nur mit dem Kopf schütteln.
„Das erfahrt ihr ein anderes Mal“, lächelte ich sanft und brachte meine Kinder an diesem Tag ins
Weitere Kostenlose Bücher