Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)
Welt hinaus, um sich in den warmen Häusern der Menschen gütlich zu tun. Doch den meisten klang noch die Warnung der Mutter in den großen, runden Ohren: „Hütet euch vor den Mausefallen!“
Sie schlichen um die Häuser herum, fanden geeignete Ritzen und Löcher, doch trauten sich nicht hinein. Als Peterle, der kleine Mäuserich mit dem größten Mut, gar in ein Haus schlüpfte und nur wenig später mit einem gebrochen Schwanz wiederkehrte, bleich und zutiefst erschrocken vom Schnappen der Mausefalle, schwor sich die Bande, nie einen Fuß in ein Menschenhaus zu setzen, wenn ihnen ihr Leben lieb war.
Doch der Winter wurde immer unerbittlicher. Die Tage gingen frostig und trübe dahin, bald waren Seen und Flüsse zugefroren, der Schnee bedeckte Straßen und Wege. Und die Mäuse fanden gar nichts mehr zu knabbern. Die Vorräte waren längst aufgebraucht, alles Essbare bereits vertilgt. Nacht für Nacht knurrten ihre Mägen, schmatzten ihre kleinen Mäulchen, wenn sie von leckerem Speck und herrlichen Kuchenkrümeln träumten.
Eines Tages hielt es Peterle, der Mäuserich, dessen Schwanz nun einen kleinen Knicks aufwies, nicht mehr aus.
„Wenn ich schon sterben muss, dann nicht am Hunger!“, rief er. Tapfer machte er sich erneut auf und stiefelte in ein Menschenhaus. Dieses Mal wählte er ein altes Haus neben der Kirche, die an diesem Tag hell erleuchtet war. Viele Menschen besuchten die Kirche, in der offenbar ein besonderes Fest gefeiert wurde. Das Wort „Weihnachten“ schnappte Peterle ein paar Mal auf, konnte sich allerdings keinen Reim darauf machen.
Vorsichtig schlich er ins Haus hinein. Er konnte kaum hören, ob sich jemand darin aufhielt, so laut knurrte sein Magen. Kaum hörbar tapsten seine Füße über den warmen Boden, alles vermeidend, was auch nur annähernd wie eine Mausefalle aussah, bis er in der Küche ankam. Es roch lecker nach Braten, Stollen und Pfefferkuchen. Ihm lief das Wasser im Maul zusammen. Doch er musste vorsichtig sein.
Leise schlich er zur Vorratskammer hinter der Küche, aus der es besonders lecker roch. Dünn wie er war, passte er mühelos durch die Ritze der Tür, dann war er drin.
Immer der Nase nach lief er, bis er an ein Regal mit einem leckeren Schinken kam. Der Speck roch so verführerisch! Doch Peterle traute sich nicht, das Essen zu probieren. Er schlich um den Schinken herum und hätte ihn so gern angeknabbert, doch was, wenn dort eine Falle saß? Wieder und wieder drehte er eine Runde darum herum und wollte gerade zubeißen, als sich auf einmal die Tür öffnete. Der Lichtschalter wurde betätigt. Schnell huschte Peterle hinter den Schinken und spürte auf einmal, wie wild sein Herz klopfte. Denn wenn er zugebissen hätte, wäre er tatsächlich direkt in eine Falle gelaufen. Sie stand direkt vor ihm beim Schinken und grinste ihn höhnisch an.
Entsetzt schüttelte er den Kopf, als er plötzlich eine Hand auf sich zukommen sah. Panisch sah er sich um. Wohin konnte er sich wenden? Hinter ihm befand sich die Wand, daneben ein unüberwindbarer Karton mit Konservenbüchsen, rechts die Falle und geradeaus eine Menschenfrau. Angstvoll zog er den dünnen Bauch ein, um sich so eng wie möglich an die Wand zu schmiegen. Doch die Hand griff nicht nach ihm, sondern nach der Mausefalle. Sie nahm den Schinken heraus und ließ die Falle leer zuschnappen. Bei dem Geräusch zuckte Peterle zusammen, doch dann staunte er. Denn die Hand nahm die Falle gänzlich aus dem Regal. An einer anderen Stelle stand eine weitere Falle, auch die nahm die Menschenhand weg. Dann eine dritte und vierte. Wenige Minuten später stand die Menschenfrau an der Tür, in der Hand mehrere Mausefallen, die sie in eine Tüte packte.
„Frohe Weihnachten, ihr Mäuse!“, sagte sie leise. Dann löschte sie das Licht wieder.
Das Herz von Mäuserich Peterle klopfte immer noch rasend schnell. Hatte er das gerade geträumt oder wurden wirklich sämtliche Fallen weggeräumt?
Vorsichtshalber schlich er durch die Regale, probierte hier und da an Schinken, Käse und Kuchen, bis er sich sicher war. Keine Mausefalle hatte ihn hinterrücks gemeuchelt.
Schnell flitzte er zurück nach draußen, wo seine hungrigen Geschwister warteten.
„Heute ist Weihnachten!“, rief er aufgeregt. „Es gibt keine Mausefallen in dem Haus!“
Eilig flitzten die kleinen Mäuse hinein, schlüpften durch die engen Ritzen und Löcher, bis sie in der Küche und in der Vorratskammer ankamen. Sie fraßen sämtliche Krümel vom Boden,
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