Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)
lächelte Elisa.
Ich zog die Tür hinter mir zu.
***
Bevor Elisa in Davids Leben trat und ich als beste Freundin mit integriert wurde, war ich einer der skeptischsten Menschen auf der Welt gewesen. Ich sah mir nicht einmal Fantasyfilme an, weil es mir albern vorkam. Nicht mal als Kind verkleidete ich mich als Hexe oder Vampir, sondern wählte sorgfältig reale Berufe wie Krankenschwester oder Gärtnerin für meine Kostüme.
Die Geschichte der beiden sorgte dafür, dass ich mich öffnete, auch wenn immer ein Funken Zweifel blieb. Doch auch dieser verschwand, als ich Ende November einen Spaziergang durch die Stadt machte und im Park auf eine Bank sank.
Romain war mit den beiden Kindern im Kino gewesen. Ich hatte Kopfschmerzen und blieb aus diesem Grund zu Hause. Weil mir in der Wohnung die Decke auf den Kopf fiel und ich der Meinung war, dass etwas frische Luft nicht schaden könne, entschied ich mich für einen Spaziergang. Nach einigen Minuten ließ ich mich auf dieser Bank im Park nieder und dachte einen Moment über den Film nach, den die Kinder sahen. Ein neuer Animationsstreifen von Walt Disney.
„Entschuldigung, darf ich mich neben Sie setzen?“, fragte mich plötzlich eine ältere Dame, und ich nickte lächelnd. „Ein wunderschöner Abend, nicht?“
„Ja, nur etwas frisch.“
„Frische Luft macht unseren Verstand frei. Worüber denken Sie nach?“
Ich suchte einen Moment die Augen der älteren Dame, die mir plötzlich so bekannt vorkamen. „Über den Film, den mein Mann gerade mit meinen Kindern im Kino sieht“, lächelte ich und wusste genau, wen ich neben mir sitzen hatte. „Sie sind wegen Elisa und David hier, richtig? Was kann ich für Sie tun?“
14. Dezember
Mäuse-Weihnacht
Von Tilde Zug
Bei der Mäusefamilie Knabbermann herrschte helle Aufregung. Die Mäusemama hatte alle zehn Mäusekinder in ihre ordentliche Stube gerufen. Es war ein kleines Nest ganz hinten im Schuppen einer großen Menschenfamilie. Dort lagerten ein paar kleine Strohballen, die zum Leben, Schlafen und Warmhalten für Mäuse bestens geeignet waren. Außerdem lagen bei den Menschen immer jede Menge Nüsse rum, so dass sich die Mäusemama und ihre Kinder für lange Zeit davon ernähren konnten. Blumensamen, der an vielen Stellen den Boden bedeckte, schmeckte ebenfalls ganz prima.
Eines Tages schließlich rief die Mäusemutter ihre Kinder zusammen, um sie auf den kommenden Winter vorzubereiten. Alle zehn Mäusejunge hatten sich den Sommer über bestens ernährt und waren gespannt, was ihre Mama ihnen zu sagen hatte.
„Meine Kleinen“, begann sie. „Die Fettlebe ist bald vorbei. Die Felder sind abgeerntet, die Früchte gepflückt und aufgelesen, der Rest zusammengekehrt. Wir finden momentan zwar noch genügend Pilze, Obst und Samen in Wald und Wiese, aber bald kommen Schnee und Frost, da müssen wir schleunigst wieder in die Häuser zu den Menschen und uns ein gemütliches Plätzchen suchen. Dort finden wir auch im Winter noch genügend zum Fressen, denn die Menschen sind nicht so ordentlich, werfen viel Essbares weg oder lagern ihre Vorräte recht sorglos. Und dann kommt bald auch noch das Weihnachtsfest der Menschen! Sie backen Stollen und Plätzchen, verschenken Pfefferkuchen und Nüsse und vieles mehr, und da gibt es immer sehr viel für uns zum Fressen. Manches ist heruntergefallen, anderes wurde nicht weggeräumt, und hin und wieder landet etwas Leckeres auf dem Komposthaufen. Wenn die Menschen schlafen, könnt ihr auf die Suche gehen. Aber ihr müsst sehr wachsam und vorsichtig sein, denn viele Menschen mögen uns nicht und stellen Mausefallen auf. Sie locken uns mit feinem Speck oder anderem Essbaren in den Tod. Also, haltet gut eure Mauseaugen auf und fallt nicht auf solche Verlockungen herein.“
Die Mäusekinder lauschten andächtig und nickten hin und wieder zustimmend. Als die Mutter von den qualvollen Mausefallen erzählte, piepsten einige erschrocken auf.
Wenige Wochen später jagten die Novemberwinde erste Schneeflocken über die Erde. Der Boden gefror, und die Mäuse mussten ihre kalten und leeren Nester verlassen und in den Häusern der Menschen auf Nahrungssuche gehen.
„Ihr müsst die Häuser unter euch aufteilen“, hatte die Mutter gesagt. „Ihr könnt nicht alle in ein Haus gehen. Sehr geeignet sind alte Häuser, denn die haben viele Ritzen, Löcher und alte Gänge, wo ihr euch nach Herzenslust austoben könnt.“
So flitzten die kleinen Mäusekinder zum ersten Mal alleine in die große
Weitere Kostenlose Bücher