Phillips Bilder (German Edition)
als bei David. Ich drehe mich um, Jurek hat meinen Platz eingenommen, die Leute am Tisch reden angeregt und ich bin froh, dazuzugehören.
***
Jemand zieht ein. Ich stehe auf dem Marktplatz vor dem Laden meiner Mutter. Ihrem ehemaligen Laden. Eine junge Frau mit einem bunten Tuch im Haar zieht ein, Blumen gibt es, Deko und Geschenke. Es sieht sehr ansprechend aus und es hätte ihr gefallen.
„Hallo“, spricht die junge Frau mich an.
„Hallo, viel Erfolg.“
Sie strahlt. „Danke.“
Ich nicke und drehe mich um. Es ist gut, dass jemand einzieht. Als ich den Markt überquere, sehe ich mich nicht um. Vati erwartet mich im Geschäft. Ich umarme ihn fest. Dann gehen wir nach hinten. „Hast du dir überlegt, wie groß die Bilder werden sollen?“
„So groß, wie es nur geht. Ich habe schon eine Vorauswahl getroffen, aber für die endgültige Entscheidung brauche ich deinen Rat.“
„Gut.“ Er breitet Leinwand auf dem großen Arbeitstisch aus.
„Aber zuerst, Vati, also, ich möchte studieren.“
„Das habe ich mir schon fast gedacht“, antwortet er, aber er sieht enttäuscht aus.
„Ich kann ja in den Ferien im Laden arbeiten und vielleicht später mal, aber jetzt will ich erst mal sehen, wohin ich mich entwickeln kann.“
„Ich hätte dich gern hier gehabt“, sagt er leise.
„Du hast doch jetzt Evelyn.“
„Das meinte ich nicht, du bist ein sehr talentierter Fotograf, ich hätte gern mit dir gearbeitet.“
„Das werden wir ja.“ Verlegen packe ich meine Bilder aus. Zuerst breite ich einige Fotos vom Frühstückstisch und der Fabrik aus, auch von Benni auf der Friedhofsmauer und Anna auf der Wiese. Zuerst die unverfänglichen Sachen. Mein Vater beugt sich über die Bilder und wählt aus.
„Meinst du, die Qualität reicht für so starke Vergrößerung?“
„Es wird ein bisschen grobkörnig werden, nicht gestochen scharf. Aber ich denke, das passt gerade zu der Stimmung der Fotos. Wer ist die Frau?“
„Eine Freundin, Anna.“ Ich sehe ihn von der Seite an. Er denkt doch nicht ... Dann werden ihn die nächsten Bilder eines Besseren belehren. Auch wenn mir heiß wird beim Gedanken, sie ihm zu zeigen. Zuerst hole ich Fotos von Benjamin und David hervor, die hat er schon gesehen. Die beiden im Gras, am Baum, in der Hängematte. Vati zögert mit der Auswahl, das sehe ich.
„Wie findest du das?“, frage ich und deute auf Benjamin, der David im Arm hält und über seine Schulter blickt.
„Ja.“
„Sie sind seit drei Jahren zusammen, weißt du?“
„Ach ja?“
„Das würde ich mir auch wünschen.“
Vati sieht mich ziemlich hilflos an und schaut auf die Fotos. „Hier ist die Bildaufteilung gut“, sagt er schließlich, „und hier im Zimmer, das wenige Licht erzeugt eine sehr klassische Wirkung.“
Okay, er kämpft.
„Und Intimität“, sage ich leise.
„Hm.“ Wir wählen die Fotos aus, je eines von jedem Motiv, und dann kann ich es nicht länger aufschieben. „Eine Serie habe ich noch.“
„Lass sehen“, er klingt erleichtert. Er hofft wohl, es wird besser. Ich hole die Fotos von Seth hervor, die besten will ich vergrößern lassen, egal, was war, es sind gute Bilder. Seth am Bach mit nacktem Oberkörper, Seth in der Hängematte, seine Augen, sein Mund, seine Dreads. Ich halte die Luft an, so gut sind die Bilder. Da ist eine Welle, die durch mich läuft, Begehren vielleicht, oder mehr. Bin ich noch in ihn verliebt? War ich überhaupt verliebt? Hätte es anders sein können?
„Das ist Seth, wir hatten ... was.“
„Schon ... schon wieder vorbei?“
„Es hat nicht funktioniert.“ Ich schaue ihn an, er sieht erleichtert und auch verwirrt aus. „Kannst du dich nicht dran gewöhnen?“
„Ich hab doch nichts dagegen“, sagt er, aber er wirkt nicht glücklich damit.
Es ist das erste Mal, dass ich mit ihm darüber rede, also muss ich wohl fair sein. Ihm Zeit geben. „Dann können wir anfangen, ich wähle die von Seth selbst aus.“
Wir arbeiten schweigend Hand in Hand, während wir die Vergrößerungen herstellen. Zufrieden betrachte ich schließlich unser Werk, die Bilder sehen großartig aus, weicher als auf Fotopapier, fast wie Gemälde und sehr professionell. Auch Vati betrachtet sie stolz.
„Du kommst doch zur Ausstellungseröffnung?“
„Das würde ich mir nicht entgehen lassen.“
„Vielleicht kommt Evelyn ja mit?“
„Doch, wenn sie Zeit hat, bestimmt.“
„Super.“ Ich lege ihm kurz die Hand auf die Schulter.
„Du brauchst doch eine neue
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