Phillips, Carly - Costas-Sisters 01 - Kuess mich Kleiner!
den Marotten ihrer Familie zu entgehen. Und sie fand, dass sie auch etwas daraus gelernt hatte. »Meiner Meinung nach sollten Sie mir lieber zu meiner Geistesgegenwart gratulieren. Wenn jemand auf Sie schießt, dürfen Sie kein ruhendes Ziel abgeben. Stattdessen müssen Sie sich bewegen. Ich finde das sehr einleuchtend.«
Ganz offenbar war er nicht ihrer Meinung, denn er lachte schallend. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu winden. Er packte einfach fester zu und zog sie an sich.
Panik stieg in Ariana hoch, doch bevor sie sich wehren konnte, sprach der Mann weiter. »Ich tue Ihnen nichts«, sagte er. Aus irgendeinem Grund glaubte sie ihm und seine Worte beruhigten sie.
»Dann lassen Sie mich los!« Während er darüber nachdachte, atmete sie tief durch, um ihr seelisches Gleichgewicht wiederzufinden.
Er zog sie mit sich herum, als er sich prüfend am Strand umsah. »Sieht aus, als wäre unser Schütze verschwunden«, erklärte er schließlich.
Das hätte sie ihm auch gleich sagen können. Sie hatte keine Schritte gehört, und auch sonst unterbrach kein Geräusch seine tiefen Atemzüge direkt an ihrem Ohr. Sein heißer Atem streifte ihren Hals, und ein warmes Prickeln lief ihr über die Haut.
»Versprechen Sie, dass Sie nicht weglaufen, wenn ich Sie loslasse?«
»Nicht, dass ich Ihnen auch nur das Geringste schuldig wäre, aber ich laufe nicht weg.« Schließlich hatte er ja versprochen, ihr nichts zu tun. Und außerdem wollte sie sich diesen Mann genauer ansehen.
»Gut.« Er ließ ihre Taille los, packte sie jedoch sofort an der Hand. »Gehen wir in Deckung.« Er drehte sich um, öffnete mit einem Tritt die Tür des Imbissstandes und zog Ariana mit ins Innere.
Überraschenderweise hatte sie keine Angst, mit ihm allein zu sein. Er betätigte den Lichtschalter des alten Schuppens, und eine Lampe flammte auf. Jetzt konnte Ariana ihn endlich betrachten. Sein kurzes blondes Haar war vom Wind zerzaust. In dem markanten Gesicht zeigten sich Grübchen neben den Mundwinkeln, und auf seinen Wangen spross ein Eintagebart.
Sein Aussehen passte zu seiner tiefen Stimme. Und in seiner schwarzen Lederjacke sah er aus wie die personifizierte Verführung. Ariana spürte seine männliche Wirkung stärker, als ihr lieb war. Und er betrachtete sie ebenso eindringlich wie sie ihn.
Sie riss sich zusammen. Sie hatte Wichtigeres zu tun, als darüber nachzudenken, ob seine Augen grün oder braun waren, oder wie sich seine Lippen anfühlten, rau... oder weich und zart, wenn er sie küsste...
»Sie sind nicht Zoe.«
Mit einem Schlag wurde sie aus ihrer erotischen Tagträumerei gerissen. »Woher wollen Sie das so genau wissen?«
»Ganz einfach, Süße.« Er lachte, während er sie von Kopf bis Fuß musterte. »Sie sind wie eine Nonne gekleidet.«
Ariana hatte die auffällige, laszive Art, in der ihre Schwester sich kleidete, immer verachtet. Aber in diesem Moment wäre sie liebend gern etwas mehr wie Zoe angezogen gewesen. Der Hosenanzug, der ihr vorhin noch wie ein schützender Panzer vorgekommen war, wirkte plötzlich einengend und ungemütlich.
Er zuckte mit den Schultern. »Außerdem haben Sie nur ein Loch in Ihrem rechten Ohrläppchen.«
Ariana kniff die Augen zusammen. Er kannte Details von Zoe, die den meisten mit Sicherheit entgehen würden. Am liebsten hätte sie ihn auf seine unrasierte Wange geküsst. Endlich hatte sie jemanden gefunden, den sie nach ihrer verschwundenen Schwester ausfragen konnte. Ihr wurde beinah schwindlig vor Erleichterung.
Doch als er die Hand ausstreckte und die Perle in ihrem Ohr berührte, verpuffte diese Erleichterung und ein ganz anderes Gefühl durchströmte sie. Seine schwielige Handfläche strich über ihre weiche Haut. Sie zitterte am ganzen Körper, doch ganz bestimmt nicht wegen der Kälte. »Wie schön, dass Sie so aufmerksam sind«, sagte sie.
»Ich bin auch ziemlich direkt«, erwiderte er. Sein selbstbewusstes Benehmen stand ihm gut.
Mit seiner Mischung aus Überheblichkeit, Selbstsicherheit und Charme unterschied er sich deutlich von allen Männern, mit denen sie bisher zusammen gewesen war. Vor allem war er das glatte Gegenteil von Jeffrey Boyd, ihrer ersten Liebe. Sie hatte sich ihm vertrauensvoll hingegeben, doch er hatte sie verraten, als er von ihr verlangte, sich zwischen ihm und ihrer unkonventionellen Familie zu entscheiden. Ariana tat das einzig Vernünftige: Sie ließ alle zurück und baute sich ihr eigenes Leben auf.
Doch im Vergleich zu den Männern, mit denen
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