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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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sich wehrte. War das für Sie der Beweis, dass sie mit allem einverstanden war? Der ultimative Kick? Hat sie versucht zu schreien? Sodass Sie ihr mit dem Schal, den sie umhatte, den Hals zudrückten, bis sie nicht mehr atmete?«
    Peterlik vermied jeglichen Augenkontakt zu Juricek. Er zog sich jetzt wieder ganz in sich zurück. Die Augenblicke seiner Mitteilungsbereitschaft waren zu Ende. »Das stimmt nicht. Sie können gar nicht wissen, wie sich alles abgespielt hat«, stellte er nur einsilbig fest.
    »Jetzt hören Sie einmal zu«, blieb Juricek um größtmögliche Sachlichkeit bemüht. »Sie sind derzeit der Hauptverdächtige im Mordfall Veronika Plank, so einfach ist das. Ich lasse eine Speichelprobe von Ihnen abnehmen. Sie haben sicher genügend Spuren am Körper der Toten und auf dem abgerissenen Blusenknopf hinterlassen. Das reicht, um Sie wegen Mordes vor Gericht zu stellen. Wenn Sie meinen, wir liegen da falsch, sollten Sie uns ein bisschen mehr erzählen, aber rasch.«
    Peterlik schien beeindruckt, antwortete jedoch nicht. Stattdessen griff er noch einmal nach einer Zigarette. »Warum eigentlich das ganze Theater mit dem Weihnachtsmann?«, wollte Juricek wissen, sobald er ein paar hastige Züge gemacht hatte.
    »Ich bin für jemanden eingesprungen. Das ist doch kein Verbrechen«, äußerte Peterlik spröde.
    »Ein wenig Verstecken wollten Sie spielen mit uns, nicht wahr?«, mutmaßte Juricek. »Sie wussten, dass Sie gesehen worden sind und dass da etwas gegen Sie läuft. Sie hatten Angst, erkannt zu werden. Warum sonst diese Aggression und Nervosität, als Sie demaskiert wurden? Sie haben ein verdammt schlechtes Gewissen, und alles hängt mit dieser toten Frau zusammen.«
    »Ich habe gedacht, dass es leichter sein würde«, redete Peterlik plötzlich wie zu sich selbst. »Sie hat sich von jedem vögeln lassen, der ihr über den Weg gelaufen ist. Sie war so freizügig und offen. Warum nicht bei mir? War ich ihr nicht sympathisch? War ich ihr denn überhaupt nicht sympathisch?« Er war jetzt offenbar an dem Punkt angelangt, wo das Bedürfnis, mit jemandem über seine Probleme zu sprechen, größer war als die Angst, etwas zu verraten, was gegen ihn verwendet werden konnte.
    »Sie waren enttäuscht und verärgert«, versuchte Juricek, sich in ihn hineinzuversetzen. »Sie sind auch schon von anderen Frauen abgewiesen worden, aber diesmal hat es Sie tiefer getroffen. Darum haben Sie gewartet und sind nicht gleich weg. Bei der Schule haben Sie gewartet, weil Sie gehört haben, dass ihre Stimme und ihre Schritte wieder nähergekommen sind.«
    »Sie hat mit dem Schnösel geredet, diesem Versager. Mit dem hat sie wenigstens geredet.«
    »Sie waren neugierig und haben sich versteckt.«
    »Ja, in diesem kleinen Hof vor der Schule. Dort war es schön dunkel.«
    »Sie ist dann doch allein gekommen?«
    »Ich weiß nicht. Ich denke schon. Ich habe sie einfach zu mir hereingezogen und wollte sie zur Rede stellen, warum sie so abweisend mir gegenüber war.«
    »Es hat Ihnen nicht gefallen, was sie gesagt hat«, konstatierte Juricek so, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt. »Dann sind Sie wieder gewalttätig geworden. Sie haben ihr den Blusenknopf abgerissen, trotzdem sind Sie nicht ans Ziel Ihrer Wünsche gekommen. Sie haben daraufhin in ohnmächtiger Wut am Schal gezogen und Veronika Plank erwürgt.«
    »Das stimmt nicht!«
    »Alles stimmt: Ort, Ablauf und Zeit. Und ein Vergleich der Spuren mit Ihrer DNA wird einen erdrückenden Beweis liefern.«
    »Nein, so glauben Sie mir doch«, wehrte Peterlik sich. »Es stimmt, ich war grob zu ihr. Ich hätte das nicht tun dürfen. Sie ist ausgerutscht und in den Schnee gefallen. Ich habe sie daliegen gesehen, wehrlos. Auf einmal wollte ich nicht mehr. Und dann plötzlich dieses Licht …«
    »Welches Licht?«, fragte Juricek überrascht.
    »Das Scheinwerferlicht von einem Auto, vom Parkplatz. Es hat mich richtig geblendet. Da habe ich Angst bekommen, habe sie liegen gelassen und bin fort.«
    Juricek wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. »So soll es sich abgespielt haben?«
    »Es war so, bitte glauben Sie mir. Ich habe Panik bekommen. Ich wollte ihr ja nichts tun. Ich möchte keiner Frau etwas tun.«
    Juricek sah Peterlik tief in die Augen, versuchte, auf deren Grund zu leuchten. »Schön, Herr Peterlik! Es ist Ihnen wohl klar, dass wir Sie vorläufig hier behalten und eine Speichelprobe machen müssen«, erklärte er dann. Er deutete seiner Kollegin Dichtl kurz

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