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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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außer Atem auf der Szene erschien und, ohne ein Wort zu sagen, dem Spanner einen derben Tritt in den Hintern versetzte.
     

10
    »Wie heißen Sie?«, fragte Oberinspektor Juricek.
    Der Mann schwieg. Er wollte sich offensichtlich nicht dazu aufraffen, auch nur ein Wort zu sagen.
    »Zigarette?« Juricek hielt ihm das Päckchen hin. Der Mann überlegte kurz, dann schnappte er gierig danach.
    »Sie können natürlich weiter schweigen und warten, bis ein Anwalt kommt«, redete Juricek ruhig auf ihn ein. »Ich halte es allerdings für sinnvoller, wenn wir uns hier in aller Ruhe über die ganze Geschichte unterhalten. Es ist in solchen Fällen immer gut zu wissen, mit wem man spricht. Die Kollegin, die mitschreibt, ist Frau Inspektor Dichtl, und mein Name ist Juricek, Oberinspektor Richard Juricek. Wie heißen Sie?«
    »Paul Peterlik«, kam es leise und zögernd. »Ihr Inspektor hat ganz schön zugeschlagen.«
    »Ach so?« Juricek verzog leicht den Mund. »Was würden Sie tun, wenn jemand wie ein Wilder in Sie hineinläuft und zu Boden wirft? Jemand, der vorher halb durchgedreht hat? Sie haben – so steht’s hier – drei Marktstände abgeräumt, mehrere Personen insultiert und wie ein Irrer mit einem Christbaum um sich geschlagen. Warum haben Sie das getan?«
    Peterlik zögerte weiterhin. »Ich habe mich bedroht gefühlt«, ließ er Juricek nach einer kurzen Pause wissen.
    »Bedroht? Von wem?« Juricek schüttelte den Kopf. »Von zwei Kindern, die sich einen Spaß erlaubt haben?«
    Peterlik wirkte müde. »Nein«, murmelte er. »Von diesem Mann, der plötzlich auf mich zugekommen ist.«
    Juricek wurde ernst. »Wissen Sie, warum? Weil der Mann Sie wiedererkannt hat. Deshalb haben Sie die ganze Aktion durchgeführt«, sagte er Peterlik auf den Kopf zu. »Sie waren nämlich vor zwei Tagen am Abend im Café Heller. Dort haben Sie eine Frau angesprochen und diese Frau nachher verfolgt.«
    »Das stimmt nicht«, stritt Peterlik sofort ab. »Das ist nicht wahr. Das kann er nicht gesehen haben.«
    »Hat er auch nicht«, kam es trocken von Juricek. »Zwei Damen haben beobachtet, wie Sie etwa um Mitternacht vor dem Hauseingang gegenüber dem Gymnasium in der Franklinstraße versucht haben, die Frau zu vergewaltigen.« Er ließ die Worte kurz im Raum stehen. »Die Frau ist wenig später erwürgt worden«, fügte er dann hinzu.
    Peterlik zog es jetzt wieder vor zu schweigen. »Soll ich Ihnen etwas zeigen?«, fragte Juricek ruhig. Er drehte den Bildschirm eines Computers in Peterliks Richtung und öffnete das Fenster mit seinem Phantombild. »Gut getroffen, nicht wahr? Wir werden auch eine Gegenüberstellung machen, aber ich denke, fürs Erste reicht das.«
    »Ich habe diese Frau nicht umgebracht«, behauptete Peterlik, während er mit Daumen und Zeigefinger seinen Nasenrücken festhielt.
    »So? Was haben Sie denn sonst getan? Und warum? Jetzt einmal alles schön der Reihe nach, bitte!«
    »Ich habe die Frau flüchtig gekannt. Sie hat mir gefallen. Ich habe sie dann zufällig in diesem Kaffeehaus gesehen. Da wollte ich herausfinden, ob sie etwas für mich übrighat.«
    »Aber sie war nicht allein«, stellte Juricek fest.
    »Nein, so ein aufdringlicher Schnösel war bei ihr. Der war allerdings nicht ihr Typ. Sie hat ihn mit einer Ohrfeige abserviert.«
    »Das hat Ihnen Mut gemacht?«
    »Ich wollte sie ansprechen. Ich kannte sie, wie gesagt, flüchtig und wusste, dass sie nicht prüde ist.«
    »Sie haben sich nicht gefragt, was sie in dem Haus suchte? Ihnen war doch bekannt, dass sie woanders wohnt.«
    »Hören Sie, das war mir in diesem Augenblick nicht so wichtig, ich …«
    »Sie konnten sich nicht mehr beherrschen und haben der Frau Gewalt angetan.«
    »Es war nicht so … brutal, wie Sie das jetzt nennen.«
    »Wie war es denn?« Juricek bemühte sich die ganze Zeit über, so ruhig und eindringlich wie möglich zu sprechen. Er hob seine Stimme kaum. Dennoch war die Schärfe in seinen nächsten Worten unüberhörbar: »Es ist mir eigentlich egal, ob ich mich Ihrer Meinung nach zu brutal ausgedrückt habe oder nicht. Sie haben begonnen, diese Frau zu misshandeln. Sie haben sie gewürgt. Nur einem Zufall ist es zu verdanken, dass sie sich befreien konnte. Dann haben Sie kurz abgewartet, in welche Richtung sie gehen würde. Als Sie merkten, dass sie zurückkam, haben Sie ihr aufgelauert und sie noch einmal traktiert. Vielleicht musste sie sterben, weil sie Sie erkannt hat. Noch eher glaube ich, dass es Ihnen gefallen hat, dass sie

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