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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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aufgeschrieben. Und möglichst rasch, hörst du?« Leopold steckte ihm einen Zettel zu.
    »Na gut!« Der Zettel wanderte in Korbers Hosentasche. Dann entfernte er sich mit Julia flott von Leopold und Agnes Windbichler. Als sie allmählich aus seinem Blickfeld verschwanden, bemerkte Leopold noch, wie Korber seine rechte Hand liebevoll um Julias kleinen Hintern legte.
     
    *
     
    In der größten Not schmecken die einfachsten Dinge oft am allerbesten. Thomas Korber und Julia Leichtfried verzehrten die heiße Burenwurst, die sie dem Würstelmann in letzter Minute vor dem Zusperren abgekauft und mit in Korbers Wohnung genommen hatten, wie ein Festmahl. Sie nahmen dazu einfach das eine Ende der Wurst, tunkten das andere in den Senf und bissen dann genüsslich davon ab.
    »Schon komisch, dein Freund Leopold«, sinnierte Julia mit vollem Mund. »Er hat nur gewartet, bis die beiden Jägers nicht geschaut haben, und schon war er in der Küche. Warum hat er das bloß getan?«
    »Das ist mir vollkommen egal, ich denke da gar nicht mehr nach«, sagte Korber und schob sich ein Stück Wurst zwischen die Lippen. »Wenn ich bei allem, was Leopold macht, den Grund herausfinden wollte, könnte ich meine anderen Beschäftigungen aufgeben.«
    »Vielleicht hat er etwas gesucht«, mutmaßte Julia.
    »Was weiß ich. Bei ihm kennt man sich nie genau aus. Aber das erinnert mich daran, dass er mich gebeten hat, noch etwas in meinem Computer nachzusehen.« Korber kaute an den letzten Bissen seines Brotes und spülte die Speisereste mit einem Cola hinunter. Dann zog er den Zettel aus seiner Hosentasche und machte alle Anstalten, den Computer in Gang zu setzen.
    »So warte doch«, rief Julia ihm nach. »Was ist denn mit mir?«
    »Du musst jetzt ein wenig ohne mich auskommen. Oder du schaust mir beim Surfen zu.«
    »So ein Quatsch! Deine Recherche kann warten.« Schon war sie hinter ihm und legte die Hand auf seine Schulter. »Meinst du nicht auch, dass wir es uns vorher ein bisschen gemütlich machen sollten? Ich bin noch immer ganz durchgefroren. Ich möchte, dass du mich wärmst, nicht, dass du mir die kalte Schulter zeigst.«
    Korber drehte sich um. »Treibst du es tatsächlich mit jedem Mann, der dir über den Weg läuft? So wie Veronika?«, platzte es aus ihm heraus.
    »Nicht mit jedem, nur mit denen, die mir sehr sympathisch sind.« Das war sie wieder, die ehemalige Lieblingsschülerin, mit ihrer direkten, unverfrorenen Art. Julias Stimme wurde leise, verführerisch: »Du willst es doch auch, oder? Glaub mir, das hat nichts weiter zu bedeuten. Auch nicht, was deine Freundin betrifft. Allerdings weiß niemand, wann die sich wieder bei dir meldet und wie sie dann drauf ist. Jetzt bin ich da! Und in ein paar Tagen verschwinde ich ohnedies aus deinem Leben.«
    Erneut kehrte Korber Julia den Rücken zu. Er murmelte etwas von unmöglich, Weihnachten, Geli und sündhaftem Verhalten. Es war das erste Mal, dass er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte, wenn die körperliche Vereinigung mit einem weiblichen Wesen so nahe bevorstand. Dann spürte er etwas an seinem Rücken reiben, das seine Fantasie anregte. Es waren wohl Julias geschickt in Position gebrachte und schon erregte Brustwarzen.
    Er musste nach Jutta Kowalczyk suchen, das hatte er Leopold versprochen. Rasch! Aber dazu hatte er eigentlich noch eine Menge Zeit. Wenn man es genau nahm, bis zum frühen Morgen.
     
    *
     
    Als sie noch beisammen lagen, sich umarmten und streichelten, waren Korbers Gedanken schon wieder ganz woanders. »Ich hab’s!«, rief er triumphierend in die Dunkelheit des Zimmers.
    »Was hast du?«, fragte Julia verschlafen.
    »Die ganze Zeit schon geht es mir nicht aus dem Sinn. Bevor ich Klein gefunden habe, wäre ich beinahe mit einem Radfahrer zusammengestoßen, daran habe ich mich jetzt wieder erinnert. Und ich glaube, ich weiß auch, wer der Radfahrer war.«
    »Na toll.« Julia verstand die Welt nicht mehr.
    »Hör mal, das kann für unsere Ermittlungen wichtig sein.«
    Julia richtete sich auf. »Komm, spuck es aus. Vorher gibst du ja doch keine Ruhe!«
    »Der Jochen Angerer war’s, das schwöre ich. Ich kenne ihn ja noch von unseren ersten Philosophensitzungen. Der alte Anorak, die Haube und die Hornbrille – er muss es gewesen sein. Aber durch den Schock habe ich es einfach vergessen.«
    »Sehr romantisch. War’s das jetzt? Stehst du auf, oder bleibst du da?«
    Korber gab ihr einen tiefen Kuss, der andeutete, dass seine Begierde noch nicht erloschen war.

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