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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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antwortete Oberinspektor Richard Juricek, der nun ebenfalls vor Gerlinde Pelinkas Schlafzimmer auftauchte.
    »Sie auch hier? Was ist das? Ein Komplott?«, kreischte Valerie. »Aber Sie bekommen nichts von mir, gar nichts. Ich verstehe überhaupt nicht, was Sie meinen!«
    »Und wenn ich darauf bestehen würde, in Ihrer Wohnung nach dem Schlüssel zu schauen? Würde Ihnen das auf die Sprünge helfen?«, wollte Juricek wissen.
    »Ausgeschlossen! Dazu benötigen Sie schon einen Durchsuchungsbefehl. Haben Sie etwa einen?«
    »Im Augenblick noch nicht.«
    »Na, sehen Sie! Und so schnell werden Sie auch keinen bekommen, nehme ich an. Ich habe mir nämlich nichts zuschulden kommen lassen. In letzter Zeit scheinen es alle darauf abgesehen zu haben, so mir nichts, dir nichts meine Sachen zu durchwühlen und in meiner Wohnung herumzustöbern. Aber nicht mit mir! Ohne meine Erlaubnis geht gar nichts! Und den Weinkeller werden die Herrschaften wohl aus ihrem Programm streichen müssen.«
    »Das halte ich für einen kleinen Irrtum Ihrerseits«, stellte Juricek seelenruhig fest. »Wir werden das Schloss einfach gewaltsam öffnen. Dazu brauche ich nämlich nicht Ihre Erlaubnis, sondern die von Frau Pelinka – und die hat sie mir bereits gegeben.« Er sah, wie Valerie Jägers Gesicht an Farbe verlor und sie ihre Lippen fest aufeinanderpresste. »Wir fahren jetzt also mit ein paar von meinen Leuten dorthin, in die Krottenhofgasse«, fügte er hinzu. »Ich muss Sie leider bitten mitzukommen, Frau Jäger.«
     
    *
     
    Zusammen mit Agnes Windbichler und Gerlinde Pelinka stand Leopold ein wenig abseits des Weinkellers. Der Wind blies kräftig und kündigte einen erneuten Wetterumschwung an. Tante Agnes schaute traurig hinüber zur Stätte zahlloser Kindheitserlebnisse. So sehr hatte sie sich auf diesen Sonntagnachmittag gefreut, auf ein Wiedersehen mit der Vergangenheit. Jetzt gingen Polizisten ungeniert ein und aus und sperrten systematisch das Gebiet rund um die Eingangstür ab. »Es ist halt ewig schade um die schönen Jugenderinnerungen«, seufzte sie.
    »Die bleiben«, spendete Leopold ihr Trost. »Aber der Keller ist jetzt nur mehr ein Abstellkammerl. Und sei doch einmal ehrlich, Tante: Glaubst du, es ist schön, in einem Raum zu sitzen mit einer skelettierten Leiche? Das würde dir sicher nicht behagen. Dann auch noch der Geruch, der sich aufs Magerl schlägt, dass einem der Appetit vergeht, und den man wochenlang nicht aus der Nase bekommt. Nein, da bleiben wir lieber heraußen und schauen zu, was sich Interessantes tut.«
    »Eigentlich stimmt das«, gab Agnes zu.
    »Eines kann ich dir jedenfalls versichern, Tante: Ohne dich hätte ich diesen Fall nicht lösen können. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn du nicht das Bedürfnis gehabt hättest, deinen alten Weinkeller wiederzusehen.«
    »Meinen alten Weinkeller«, korrigierte Gerlinde Pelinka.
    Agnes Windbichler winkte ab. »Das ist doch jetzt egal. Mich würde viel mehr interessieren, wie du auf diese ganzen Zusammenhänge gekommen bist, Leopold.«
    Leopold machte eine kurze Pause wie ein Vortragender, der darauf wartet, dass er sich der absoluten Aufmerksamkeit seiner Zuhörer sicher sein kann, dann begann er: »Zunächst war eure Verabredung bezüglich des Weinkellers für mich nichts Außergewöhnliches, liebe Tante. Es war mir nur schrecklich unangenehm, dass ich in die Sache involviert sein sollte. Dann allerdings geschahen zwei Dinge: der ungewollte Anruf von Ihnen, Frau Pelinka, bei mir im Kaffeehaus, der mir sagte, dass etwas mit dem Kellerschlüssel nicht stimmte, einerseits, andererseits wurde ich immer mehr auf den alten Franz Jäger aufmerksam und gelangte zu der Überzeugung, dass er in die Sache verwickelt war.
    Ich wusste, dass er seine Frau und seinen Sohn verlassen hatte. Früher war er ja einmal Gast in unserem Kaffeehaus, kein Stammgast, wohlgemerkt, aber er hat doch immer wieder vorbeigeschaut – in Damenbegleitung, versteht sich. Er hat auch nie ein Geheimnis daraus gemacht, wie wenig er es zu Hause aushält. Auf einmal war er nicht mehr da, so was erfährt man. Dass er dann zu seiner Frau keinen Kontakt mehr gehabt hat, war für mich logisch. Aber hat das auch für den Sohn gegolten, der ihn so sehr verehrt hat? Das wollte ich wissen.«
    Agnes Windbichler schüttelte den Kopf. »Nein, auf was für Ideen du kommst! Und ich habe geglaubt, du verdächtigst jemand ganz anderen.«
    »Zunächst habe ich das ja auch, aber es wäre zu kompliziert, das jetzt zu

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