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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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weiteren Teil seiner Erzählungen ausholen, da bemerkte er, wie sich die Gestalt Richard Juriceks mit dem breitkrempigen Sombrero langsam und bedächtig näherte. Er zwinkerte Leopold freundschaftlich zu, ehe er kurz Mitteilung machte: »War ganz schön zäh, die Dame, aber jetzt hat sie beide Morde gestanden. Auf dem Kommissariat nehmen wir anschließend ihre detaillierte Aussage auf. Ich bedanke mich besonders bei Ihnen, Frau Pelinka, mein Kompliment.« Er lüftete kurz den Hut. »Wir sehen uns doch morgen auf einen Sprung im Kaffeehaus?«, wandte er sich dann an Leopold. Aber ohne eine Antwort abzuwarten, machte er wieder kehrt und entfernte sich ebenso ruhig, wie er gekommen war.
     
    *
     
    »Ich war nie glücklich über die Weibergeschichten meines Mannes«, begann Valerie Jäger ihre Ausführungen auf dem Kommissariat. »Aber anfangs ging es noch so halbwegs. Ich wusste, dass es ihm dabei rein um das Körperliche ging, nach dem ich selbst kein allzu großes Bedürfnis hatte. Darum habe ich zunächst über die eine oder andere Eskapade hinweggesehen. Aber als er mir dann eine seiner Nutten vorstellte und mir mitteilte, dass er Franzilein und mich verlassen und zu ihr nach Deutschland ziehen würde, hat mich das tief getroffen. Er hatte mich also wirklich hintergangen, auch seelisch. Meine erste Reaktion war, dass er einfach nur auf Nimmerwiedersehen verschwinden sollte. Vielleicht war es ein Fehler, keine Scheidung anzustreben, aber es hätte nichts an meiner Bitterkeit geändert und die Situation nur unnötig verkompliziert. Im Laufe der Zeit normalisierte sich die Situation einigermaßen. Nur Franzilein gab sich abstrusen Träumen und Vorstellungen hin. Stark wollte er sein, den Frauenheld wollte er spielen, wie sein Vater. Dadurch blieb mein Mann auf eine diffuse Weise allgegenwärtig.
    Dann stand er plötzlich vor der Tür. Ich traute meinen Augen nicht. Es war ein Montagnachmittag im Spätherbst, ich weiß es noch genau. Franzilein war Gott sei Dank nicht zu Hause. Mein Mann wollte wieder zu uns ziehen. Er sah das als eine Selbstverständlichkeit an. Er hatte keine andere Bleibe, also waren wir ihm gut genug. Er hatte schon etwas getrunken, das machte ihn besonders unerträglich. Ich bekam Kopfweh von seinem hässlichen Lachen. Für mich war eine Welt am Zusammenbrechen. Was war, wenn Franzilein ihn sah? Wie sollte es überhaupt weitergehen?
    Nein, ich konnte mir das einfach nicht gefallen lassen. Franz war ohne Auto angereist, das hatte ich mitbekommen. Er saß bei einer Flasche Bier, die er mitgebracht hatte, und war gerade dabei, es sich gemütlich zu machen. Er hatte Sakko und Krawatte über den Sessel gehängt und das Hemd aufgeknöpft. Ich dachte nicht lange nach, es musste sein. Ich erwürgte ihn mit seiner Krawatte. Er war so überrascht, dass es ganz schnell und einfach ging.
    Wie aber die Leiche loswerden, noch bevor Franzilein heimkam? In der Not kam ich auf die Idee mit dem Weinkeller. Ich war ja immer bei Frau Pelinka aufräumen und wusste, wo sie den Schlüssel aufbewahrte, also konnte ich unter einem Vorwand bei ihr vorbeischauen und ihn rasch organisieren. Ich erspare Ihnen die Details, wie ich als Frau den Transport allein bewerkstelligt habe. Immerhin hatte ich das Auto in der Garage stehen, und eine kleine Trage hatte ich auch. Aber es war die Hölle , und ich habe dabei einen Großteil meiner Sünden abgebüßt. Für ein paar Tage war ich fix und fertig, schließlich aber auch sicher, dass ich meinen Mann endgültig niemals mehr wiedersehen würde.«
    Nach einer anfänglichen Nervosität war Valerie Jägers Stimme ganz ruhig geworden. Sie berichtete über die Ereignisse mit einer Selbstverständlichkeit, als ob sie mit ihrer Nachbarin darüber plaudern würde. Hätte die Einvernahme in ihrer Wohnung stattgefunden, so wäre sie dazwischen unter Umständen aufgestanden und hätte den Beamten angeboten, ein Gulasch oder ein Stück Braten für sie zu wärmen.
    Nachdem sie ein paar Schlucke Wasser zu sich genommen hatte, redete sie gleich weiter, ohne dass man sie gesondert dazu auffordern musste: »Veronika Plank war ein Flittchen, das wusste ich. Sie können sich vorstellen, wie es mich in meinem Inneren traf, als ich merkte, dass Franzilein in sie verknallt war. Dazu seine lächerlichen Allüren, er werde wie sein Vater auftreten. Ich wollte mir Gewissheit verschaffen, was los war, deshalb fuhr ich in jener Nacht mit meinem Auto zum Café Heller, genauer gesagt, zu dem Parkplatz zwischen

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