Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
fummelt an seiner Zahnspange herum und hopst beinah so heftig wie Celia, der Zappler.
»Nun denn!«, ruft der Prof und überholt einen Laster. »In medias res, meine Lieben.«
Was?
»Das heißt: zur Sache, aber gleich«, brummelt vorne Tim. »Das sagt mein Papa immer, wenn meine Mama stundenlang rumplappert, und er will doch zum Joggen gehen.«
Na klar, der Tim und sein Papa … hoffentlich kriegt er heut Nacht im Zelt nicht furchtbar Heimweh und will zu seinem Papa.
Der Prof grinst, ich kann ’ s im Rückspiegel deutlich sehen. »Er meint, sie soll zur Sache kommen.« Er hupt einen Auto-Drängler weg. »Und unsere Sache heißt: Was ist eigentlich die Philosophie!«
Sofort hebt Lisa die Hand wie in der Schule.
»Philosophie ist die Lehre der Weisheit.«
Na, da ist aber eine heute sehr früh aufgestanden und hat im Lexikon nachgeschaut.
»Und Philosophen sind die, die sich Gedanken machen über die Welt und so. Warum sie so ist, wie sie ist. Weil sie das interessiert und mich auch.«
»Interessiert mich auch!«, zischelt Lucas und zappelt auf seinem Sitz herum. »Besonders die Fußballplätze.«
»Versteh ich, Lucas«, sagt der Prof und gibt Gas. »Aber könntest du bitte aufhören, mir in den Rücken zu boxen? Ich muss mich auf die Straße konzentrieren. Um Fußball ging es den ersten Philosophen nicht. Philosophen heißen, wörtlich aus dem Griechischen übersetzt …«
»Die Freunde der Weisheit!«, ruft Lisa und zieht Celia den Nuckeldaumen aus dem Mund. Aber einen Lobe-Daumen hoch vom Prof kriegt sie leider nicht, der muss am Steuerrad bleiben. Dafür aber ein zufriedenes Nicken im Rückspiegel.
»Die wissen allerdings genau, dass sie die Weisheit nie erwischen können, aber sie sind Freunde davon, sie wären eben gerne weise. Entstanden ist übrigens die Philosophie ungefähr 600 vor Christus, sagt euch das was?«
»Ist ungefähr 2600 Jahre her!«, zischelt Lucas und boxt schon wieder. Er kann ’ s halt nicht lassen, aber im Rechnen, da ist er toll! Ich nicht so …
»Autsch!«, schreit der Prof, und »Blödmann«! Das gilt aber nicht dem Lucas, sondern einem Laster, der schert aus, ohne zu blinken. Der Prof bremst, der Prof beschleunigt wieder und hat sich beruhigt. Ist doch alles gut gegangen. Erzählt er jetzt weiter? Ich will nämlich wissen, wo denn die ersten Philosophen gewohnt haben und warum sie da angefangen haben zu denken, weil, das tun die doch. Und außerdem ist das eine kluge Frage, darüber freut er sich doch immer.
»Die ersten Philosophen waren Griechen, wie die geheißen haben, erzähle ich euch später, einverstanden? Ist es nicht erstaunlich, dass die Philosophie, das Denken über die Welt, begonnen hat in einem Land, wo das Wetter fast immer schön ist? Was denkt ihr darüber, aber denkt schnell, ich muss gleich auf die Karte schauen, wo wir abbiegen müssen zu unserem Campingplatz.«
»Kommen wir da an ’ ner Pommesbude vorbei?«, brummelt Tim und kriegt von mir eins auf die Mütze. Voll daneben, Tim!
Grad hab ich einen schönen Gedanken gehabt und der ist jetzt weg! Und Lisa, natürlich Lisa, weiß es!
»Weil beim schönen Wetter alle draußen sind, und dann sehen sie in Griechenland das Meer und auch Hügel und Olivenbäume und den Himmel und die Sonne, und das ist wie Ferien, und dann haben sie Lust, darüber nachzudenken, warum das alles so ist, wie es ist. Stimmt doch, oder?«
»Stimmt, Lisa!«, zischelt Lucas sofort, dabei war doch unser Prof gefragt. Der wirft aber nur eine Kusshand nach hinten zur Lisa. Die wird knallrot. Eine Kusshand vom Prof und ein »Stimmt, Lisa« von Lucas, das macht stolz … blöd, dass mir das nicht eingefallen ist, wo ’ s doch so logisch ist.
Da zischelt Lucas schon weiter und diesmal kriegt der Prof keine Fäuste in den Rücken, sondern einen Spuckeregen auf die Glatze.
»Das ist nämlich so! Im Norden von Europa isses ja so kalt gewesen, und da haben sich damals alle in Bärenfelle gewickelt und in ihre Hüttchen gehockt, und keiner hat Lust gehabt, mal so richtig draußen rumzugucken und zu staunen. So muss es wohl gewesen sein. Entschuldigung.«
Lucas wischt dem Prof die Glatze ab, ganz ohne Geboxe.
Wäre ich schneller gewesen, hätte ich das ja auch machen können, denn Lucas kriegt ein »Sehr aufmerksam, lieber Freund« vom Prof und ein Grinsen im Rückspiegel.
Wir fahren noch immer Autobahn und vom Campingplatz ist noch nichts zu sehen. Tim vorne schweigt, also, ich glaube ja, er ist ein bisschen eingeschlafen. Celia
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