Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
Celia, das wissen wir doch. Sie unterhält sich halt so gerne mit Hunden.
»Celia, komm her, sofort!«, schreit Lisa, und, oh Wunder, Celia kommt tatsächlich sofort, was sie sonst nie tut. Aber sie kommt nicht alleine, sie kommt mit Hund. Ein Winzhund, ein Hündchen, das ist ja noch ein Hundebaby!
Wo kommt das denn her? Hier ist doch weit und breit niemand auf dem kleinen Parkplatz, kein Auto mit Herrchen und Frauchen oder so was.
»Hund hat geweint!«, berichtet Celia. »Hat keine Mama und Papa. Hat er mir erzählt, ja!« Sie drückt einen Schmatz auf die Winzschnauze, sofort schleckt das Fellbündelchen ihre kleine Nase. Celia strahlt glücklich. »Hat mir Kuss gegeben!«
Wir anderen strahlen nicht, wir starren auf Celia und ihr Hündchen-Glück. Uns allen ist klar, das Hundebaby hat keine Heimat. Weit und breit keine Häuser, bloß Autobahn, endlos lange Autobahn.
»Oh, oh«, seufzt der Prof und kratzt sich am Bart. »Ich fürchte, jetzt haben wir ein Problem!«
»Können wir das philosophisch lösen?«, fragt Lisa und schaut hoffnungsvoll hoch zum Prof. Sie ist ziemlich durcheinander, das sehe ich gleich, weil, sie hat Celia überhaupt nicht angeschrien und sie vom Hund weggezerrt. Weil Naseabschlecken doch so eklig ist. Findet Lisa, Celia nicht.
»Lisa, wir könnten uns jetzt sinnvoll wundern, denn alle Philosophen wundern sich zunächst. Wie kommt denn das, was wir da sehen?« Der Prof hockt sich hin vor Celia und dem Hündchen, nimmt sogar die Sonnenbrille ab. »Wir könnten auch sinnvoll spekulieren. Wie kommt es, dass das Tierchen nicht da ist, wo es hingehört? Das ist nämlich ein Naturgesetz und Philosophen respektieren immer die Naturgesetze. Und dieses Gesetz hier heißt …«
»Ein Hundebaby gehört zu seiner Mama, weil es das braucht«, sagt Lisa und seufzt tief auf. Sie kennt das, weil, Celia braucht auch ihre Mama, aber die hat ja nie Zeit, also heißt jetzt die Celia-Mama Lisa. Meistens jedenfalls.
Der Prof nickt und krault dem Hündchen das filzige Löckchenfell. Das Hündchen schmeißt sich sofort begeistert auf den Rücken.
»Hund lacht!«, teilt ihm Celia sofort stolz mit.
»Täte ich auch, Celia«, grinst der Prof. »Wenn man mich kraulen würde. Aber unsere nächste Frage jetzt wäre doch, wie kommt es, dass der Kleine hier ist und nicht dort?«
»Man hat ihn aus ’ m Auto geschmissen!«, zischelt Lucas sofort. »So was steht immer wieder in der Zeitung, ich weiß das!« Oder man hat ihn hier zum Pipimachen aus dem Auto rausgelassen und dann hat man ihn vergessen. Oder er hat sich verlaufen und man hat ihn gesucht und nicht mehr gefunden. Das könnte doch auch sein, oder? Mir wär das lieber als so ein rausgeschmissenes Hundebaby, das man nicht mehr haben will, das ist doch grausam! Das will ich gar nicht denken.
»Mein Papa hätte jetzt gesagt, das ist nicht unser Problem, das ist das Problem vom Hund«, brummelt Tim und kratzt das hingestreckte Hunde-Bäuchlein. »Das hätte ich aber nicht geglaubt.«
»Ich auch nicht, Tim«, sagt der Prof und steht wieder auf. »Und schon sind wir wieder bei der Philosophie.«
»Nee, beim Hund!«, kreischt Celia und klammert sich ans Hundefell.
»Ich weiß, ich weiß, Celia.« Der Prof befreit das fiepende Hündchen von den Celia-Händchen. »Nicht zu übersehen. Aber philosophieren wir trotzdem ganz kurz, okay? Also, wir haben uns gewundert.«
»Weil der Hund nicht da ist, wo er hingehört«, sagt Lisa sofort. Ich merke genau, ihr wär ’ s lieber, das Hundebaby läge daheim bei lieben Leuten in einem warmen Körbchen zusammen mit seiner Hundemama. Weil Celia alleine schon nervig genug ist, jetzt ist sie noch viel nerviger.
»Dann haben wir uns sinnvoll überlegt, wie das denn sein kann, Hündchen allein auf dem verlassenen Parkplatz. Wir haben also unsere Gedanken dazu gesammelt. Wir sind aber nicht zu einem Ergebnis gekommen, nicht wahr? Hätte alles sein können. Rausgeschmissen, verloren gegangen, ausgerissen.
Aber die Tatsache, der Hund hier und jetzt bei uns, das ist ein Wissen. Das bezweifelt ja wohl keiner. Nun ist die Philosophie aber nicht nur so eine Gedankensammelei, sondern sie überlegt gleich weiter, ganz praktisch, kann man das auch benutzen, das Wissen? Wollt ihr ein Beispiel hören?«
Der Prof hockt sich wieder auf die Bank.
Nee, wollen wir eigentlich nicht. Wir wollen lieber wissen, was wir jetzt machen sollen mit dem Hundebaby. Zur Polizei, ins Tierheim, zurück nach Hause und nix wird mit unserem Camping oder
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