Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
auch, halb auf meinem Schoß. Statt Daumen hat sie ein Teddyohr im Mund. Aber ich, ich bin blitzwach. Und muss denken. Alles logisch, was Lisa und Lucas gesagt haben. Ich find ’ s toll, dass da im warmen Griechenland die Philosophie geboren ist, weil, das ist ja auch unser Thema auf ’ m Campingplatz. Aber, warum sagen wir bloß, das Wetter ist schön, wenn die Sonne scheint, und wir sagen, das Wetter ist schlecht, wenn ’ s regnet? Wärme und Wasser brauchen wir doch alles beides auf unserem Planeten, das wissen wir doch. Und außerdem hab ich lustige Gummistiefel mit Pünktchen drauf zum In-den-Pfützen-Platschen, und Regenschirme gibt ’ s doch auch.
»Mein Papa wird dann immer sauer, weil er dann nicht joggen kann«, brummelt Tim vorne. Ach, Tim ist doch nicht eingepennt.
»Also sind seine Interessen abhängig vom Wetter, das schließe ich daraus!«, sagt Lisa und kritzelt überhaupt nichts in ihr Heft. »Und er macht das Wetter verantwortlich für seine schlechte Laune, oder?«
»Das ist aber unfair!« Lucas zappelt mit den Beinen, und wenn er jetzt so weiter zappelt, kriegt der Prof wieder was in den Rücken. »Das Wetter kümmert sich aber nicht um deinen Papa, das Wetter ist, wie es ist. Das haben die alten Griechen auch begriffen und darum haben sie darüber nachgedacht. Das sollte dein Papa auch mal tun, Tim, ich sag ’ s ja bloß.«
»Ich find Regen ja auch ganz gut«, brummelt Tim. »Weil ich da nicht zum Fußballspielen muss. Und weil Ida recht hat, die ist ja nicht blöd. Unser Planet muss beides haben. Das sag ich mal meinem Papa, aber nicht jetzt, jetzt hab ich nämlich …«
»Pipi!«, kreischt Celia, sie ist aufgewacht.
»Hunger!«, brummelt Tim. Und unser Prof, Augen starr auf die Autobahn gerichtet, Hände fest am Lenkrad, ruft: »Freunde, wie schön, wir sind ja schon mittendrin in unserem Thema. Philosophieren heißt Nachdenken über das, was da ist. Und insbesondere Naturphilosophie heißt Nachdenken über die Natur, die wir vorgefunden haben, als wir auf die Welt gekommen sind. Da war ja schon alles da. Bäume und Pflanzen, Meere und Berge, Tiere, Papa und Mama … und auch, okay, okay, Pipi machen müssen und Hunger.«
Der Prof blinkt und biegt ab, die Bremsen quietschen ein bisschen, »Pipi-Hunger-Pause!« ruft er und hält an, nein, nicht an einer Tankstelle mit Raststätte dran, sondern an einem kleinen Parkplatz.
»Gute Vorübung für unsere philosophischen Campingtage!«, ruft er, steigt aus und streckt sich. »Alle Mann von Bord. Zum Pipimachen dahinten in die Klos, zum Hungerstillen da ran an den Tisch. Braucht jemand Hilfe?«
Nee, brauchen wir nicht. Schon ist er weg und Lisa mit Celia hinterher, und Lucas springt auch ziemlich schnell, aber in Richtung Gebüsch.
Tim und ich zerren einen Picknickkorb aus dem Kofferraum, Tim schneller als ich. Flink hat er alles ausgepackt, auf einen ziemlich schmuddeligen Holztisch. Obst, Brötchen, Würstchen, Joghurt auch, aber das schiebt er weg. Nach Schokolade kramt er umsonst im Korb herum, na klar, das war ja der Picknickkorb von seiner Mama …
Wir mampfen, alle zusammen, das ist richtig gemütlich, und das Wetter ist … nee, schön sag ich jetzt nicht mehr! Das Wetter ist anders als gestern, und Celia braucht ihr Sonnenmützchen, sie kriegt so leicht ’ nen Sonnenbrand.
»Zurück zu unserer Philosophie«, sagt der Prof, sein Sonnenmützchen ist ein Sonnenhut, und toll sieht er damit aus, die Sonnenbrille passt gut dazu, die ist riesengroß und superschick. Er ist so richtig elegant, ich muss ihn immerzu anschauen. Lisa aber auch … Er greift nach einem Brötchen.
»Wisst ihr was? Ich glaube, dass man sagen kann, Philosophie beginnt damit, dass man sich außerordentlich stark wundert. Dass man so richtig hin und her geschmissen wird zwischen Hoch und Tief. Auf der einen Seite gibt es das Hoch, das ist das Staunen und das Sichfreuen und Leben auf einer Erde, die so perfekt und prima ist wie die unsere. Ja, und daraus ergeben sich dann die Fragen, die nur in der Tiefe zu beantworten sind. Warum ist das so? Da fängt man an zu bohren, und gebohrt wird ja bekanntlich tief, in die Luft hochbohren geht ja nun mal nicht.« Er nimmt einen tiefen Schluck aus seinem Wasserbecher.
»Das ist wie beim Zahnarzt«, nuschelt Lucas. »Das is auch so ein Tiefbohrer, ich weiß, wovon ich rede.«
Apfelstückchen flutschen aus seinem Mund, der Prof wischt sie einfach weg. »Richtig, Lucas, er will an die Wurzel.«
»Aber die Philosophen
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