Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)
würdevoll versammeln wir uns auf unserem Frühstücks-Rasenplatz. Die Sonne scheint, Vögel zwitschern, Bächlein plätschert, Wind lässt die Blätter rascheln, aber einen Prof sehen wir nicht. Pennt der etwa noch?
Nee, der pennt nicht, der rennt! Ganz dahinten als grauer Strich. »Der joggt ja wie mein Papa!«, sagt Tim andächtig. Da ist der Prof auch schon herangejoggt, schwitzend und fröhlich, und wischt sich Schweiß von der Stirn.
»Schon geduscht und angezogen? Sehr lobenswert! Und auch unser Frühstück gedeckt? Noch lobenswerter!«
Nee, Prof, haben wir nicht. Frühstück, meine ich! Das wird deine Aufgabe sein, jawohl! Weil, wir sind doch jetzt Philosophen und Philosophen arbeiten nicht, die denken!
»Oha!«, grinst der Prof und putzt seine Brille. »Darf ich daraus schlussfolgern, dass Denkarbeit Händearbeit ausschließt? Ergo, soll das heißen, dass ich euch das Frühstück kredenze? Könnte ich denn jetzt bitte auch ein Philosoph sein?«
Nee, Prof, kannste nicht. Du bist nämlich ein dummer alter Grieche, du denkst nicht, haste kapiert?
»Interessant«, brummelt der Prof und verteilt brav auf unserer Decke das Frühstückspicknick. Viel ist nicht mehr da.
»Mir will nur nicht einleuchten, warum man beim Tellerschleppen nicht auch nachdenken kann.«
Du als dummer alter Grieche kannst es nicht, Prof! Wir aber schon! Wir denken nämlich, wenn der Teller runterfällt, geht er kaputt. Das ist ein Naturgesetz. Aber, dummer Grieche, das sind so die kleinen Gedanken. Wir haben allesamt viel größere Gedanken gehabt, musst du wissen, die kommen … ja, woher kommen die denn eigentlich?
»Aus der zielgerichteten mentalen Konzentration!«, schlägt der Prof vor und hat vergessen, dass er ja ein dummer Grieche ist.
»Ida, was hältst du davon?«
Viel, Prof, viel, klingt schön. Wenn ich nur wüsste, was mental ist. Ich schaue zur Lisa, die klopft sich heftig an die Stirn. Danke Lisa, Stirneklopfen ist wie Vorsagen, alles klar.
»Aber aus den sogenannten kleinen Gedanken könnten doch auch große werden, meint ihr nicht?« Der Prof gießt sich kalten Kaffee ein. »Teller fällt runter, zack, Scherben, schade. Die bleiben auch Scherben, setzen sich nicht wieder zusammen. Flixnocheins, warum ist der Teller denn eigentlich runtergefallen und nicht hoch? Da muss doch eine Kraft am Werke sein, die den Teller runterzieht und nicht hochfliegen lässt. Schon ist der Gedanke groß geworden. Und die nächste Frage vorprogrammiert.«
Mensch, Prof, das wissen wir doch alles schon! Aber du hast immer noch nicht kapiert, dass du alt und dumm bist! Wir sind doch die großen Philosophen und beantworten alle deine Fragen, kapiert?
»Ach so!«, nickt der Prof, hockt sich hin und greift nach einem ziemlich schrumpeligen Käsebrötchen und mampft mit vollem Mund: »Dann berichte mir doch bitte, Thales von Milet, von deinem Wissen!«
Ich bin gefragt. Also, alter Grieche, das geht schnell, hör zu. Wasser fließt, haste ja schon selber gemerkt. Am Bach und am Meer und so. Vom Himmel kommt ’ s auch manchmal runter, als Regen. Wasser ist das Allerwichtigste, weil, ohne Wasser kann nix leben. Ohne Wasser verdurstet alles, Wasser kann sich auch verändern, kann frieren, dann wird ’ s Eis, kann verdampfen, dann wird ’ s Wolke. Ergo, Grieche, Wasser verändert sich, bleibt aber immer Wasser, kapiert? Wasser ist ein Naturgesetz. Merk es dir!
»Jawohl!«, haucht der Prof und wird endlich zum dummen Griechen. »Ich bin beeindruckt. Leuchtet mir alles ein. Hat mir der große Heraklit auch so was Spannendes zu erzählen?«
»Na logo!«, lispelt Lucas, springt herum, seine Toga ist schon längst verrutscht. »Bei mir fließt auch was, das Feuer nämlich. Da staunste, was? Schau ’ s dir mal an, dann siehste ’ s schon selber, wie es sich immerzu bewegt, wie was Lebendiges. Und dazu braucht ’ s was zum Fressen, das Wasser braucht das nicht. Das haste sicher nicht gewusst. Und ich sag dir noch was, Feuer hat ein großes Maul, das frisst alles, was brennen kann, und zwar in null Komma nix. Fällt dir auf ’ m Weihnachtsbaum bloß so ’ ne kleine Kerze um, zack, Weihnachten vorbei, tatütata, die Feuerwehr! Ein tolles Naturgesetz, das Feuer. Gibt ’ s überall auf der Welt.«
Der alte dumme Grieche kratzt sich am Bart und brummelt was von »Weihnachtsbaum, Feuerwehr, tatütata … muss ich das kennen?«
Nee, musste nicht, kannste gar nicht. Weil, dann müsstest du ja zweitausendsechshundert Jahre alt werden, das
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