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Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition)

Titel: Philosophie ist wie Kitzeln im Kopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs , Harald Lesch
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schaffst du nie!
    Der alte Grieche nickt betrübt und schlürft seinen kalten Kaffee. »Darf ich Unwissender erfahren, ob es noch mehr von diesen Naturgesetzen gibt? Anaximenes, großer Meister, hast du noch eines zu liefern?«
    »Hab ich!« Tim kaut mit vollen Backen am letzten Brötchen. »Luft!« Und prompt verschluckt er sich und krächzt: »Luft!!!«
    Sofort ist der dumme alte Grieche auf den Beinen und klopft ihm kräftig auf den Rücken und zum Dank hustet ihm Anaximenes Brötchenbrocken auf die Hose.
    »Ihr Ableben, werter Meister, hätte mich doch sehr bekümmert«, sagt der dumme alte Grieche und schnipst die Bröckchen in die Abfalltüte. »Warte ich doch dringlich auf Belehrung! Tim, geht ’ s wieder?«
    Der schnauft und nickt: »Luft ist das Allerwichtigste, das hast du grad selber gesehen. Ohne Luft wär ich jetzt nämlich erstickt, ich bin ein sehr gutes Beispiel. Ohne Luft geht nämlich gar nix. Drum darf sie auch ein Naturgesetz sein, weil, es gibt sie immer und überall. Mal dünner hoch oben auf dem Berg, aber da geh ich sowieso nicht rauf. Mal dicker hier bei uns unten. Sehen kann man die Luft leider nicht, sie ist aber trotzdem da. Kannst dich drauf verlassen. Sie ist eben das Allerwichtigste, hab ich ja schon gesagt.«
    »Da bin ich aber anderer Meinung, Anaximenes.« Lisa tritt vor, richtig würdevoll, nur die Handtuch-Toga rutscht.
    Der alte, dumme Grieche verneigt sich und flüstert:
    »Empedokles! Wie schön, dass ich dich treffen darf! Was hast du mir zu sagen?«
    »Sehr viel, ich sag ’ s dir gleich!« Lisa zeigt ziemlich verächtlich auf uns. »Alle die da kannst du vergessen! Weil, kein Naturgesetz ist das allerwichtigste, alle sind gleich wichtig! Wasser, Feuer, Luft und Erde! Das haben die nämlich vergessen. Die haben bloß ein bisschen dahin und dorthin geschaut und gestaunt. Ich aber, ich habe den Überblick! Alles, von dem die erzählt haben, sind Urelemente. Die Erde ist keines, aber auf ihr finden die Naturgesetze statt. Denke ich jedenfalls. Und da oben im Kosmos gibt ’ s auch was davon, aber davon weiß ich nicht so viel. Ist egal. Dummer Grieche, du musst wissen, ein Naturgesetz darf nur ein Naturgesetz sein, wenn es sich immer wiederholt. Es wiederholt sich, kann sich verändern, aber es bleibt sich immer gleich. Verstehst du das? Na schön, ich bin zufrieden. Es gibt natürlich noch mehr Naturgesetze. Dir ist doch sicher schon mal aufgefallen, dass aus einem Gänseblümchen kein Baum werden kann und umgekehrt und dass eine Maus kein Tigerbaby kriegen kann. Alles ein Naturgesetz, haste kapiert? Hast du aber auch verstanden, wie froh wir Griechen und alle die anderen nach uns sein müssen, weil es die Naturgesetze überhaupt gibt? Ohne die, ich sag es dir, aus die Maus!« Sie lächelt stolz in die Runde und kriegt von uns anderen Philosophen ein Daumen hoch. Das hat sie sich verdient, wirklich!

    Der alte, dumme Grieche wirft die Arme hoch und ruft begeistert: »Oh, ihr Götter! Ich danke euch!«
    »Kannst die Arme wieder runternehmen!«, sagt Lisa streng. »Die Götter waren es nicht, die uns die Naturgesetze geschickt haben. Das kannste mir glauben. Die Naturgesetze haben sich nämlich von selber gemacht. Weil die das können!«
    »Ach!« Der dumme Grieche staunt mit großen Augen hinter seiner Brille. »Soll das heißen, meine Götter da oben im Olymp, die strafen und loben, die Blitz und Donner schicken, Dürre und Regenfluten, Jagdglück und Jagdpech, Hungersnot und Überfluss, die gibt es etwa gar nicht?«
    »So ist es, Grieche!« Lisa nickt und streichelt dem armen Griechen ganz kurz über die Glatze, er sieht so traurig aus.
    »Der Götterglaube, das ist ein Mythos. Das ist so was wie Märchen, die wir uns selbst erfinden, verstehst du? Wir Philosophen haben beobachtet und dadurch Wissen gewonnen, wir wollten einfach nicht bloß glauben, wir wollten selber denken. Das ist der Logos, den haben wir jetzt. Ist doch schön, oder?«
    Der arme alte Grieche nickt und seufzt: »Doch, aber der Mythos hat mir besser gefallen. Jetzt muss ich selber denken, große Philosophen, ich bin doch so dumm!«
    Ach was, biste nicht, Prof, nee, alter Grieche, meine ich. Selber denken ist spannend, du musst es halt bloß mal probieren, und wenn du falsch denkst … Sofort unterbricht mich Lisa:
    »Dann hast du doch immer noch uns, die klugen Philosophen, wir lassen dich schon nicht im Stich!«
    Und jetzt zischelt Lucas los: »Weißte was? Jetzt musst du nie mehr Angst haben vor so ’ nem

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