Phobia: Thriller (German Edition)
rief er ihm zu. »Nutze die Zeit, die dir noch bleibt!«
Dann warf er die Stahltür hinter sich ins Schloss.
Während er die Treppen hinabstieg, umklammerte er die Pillendose in seiner Jackentasche und dachte an Sarah.
Er musste zu ihr. Bevor es zu spät war.
68.
Mark machte sich Sorgen. Seit sie das Polizeirevier verlassen hatten, hatte Sarah kein Wort mehr gesprochen. Auf dem Weg zur U-Bahn-Station wirkte sie gedankenverloren und niedergeschlagen.
Er ahnte, was in ihr vorging. Nachdem Blake mit Sarah gesprochen hatte, war er an der Reihe gewesen, und anhand der Fragen, die der Detective Inspector ihm gestellt hatte, konnte er sich ein ziemlich genaues Bild machen. Die Polizei glaubte nicht an einen direkten Zusammenhang zwischen dem Tod von John Wakefield und dem Verschwinden von Stephen und dieser Katherine Parish. Sie glaubten Sarah nicht einmal die Geschichte von dem Eindringling mit dem Narbengesicht. Vielmehr unterstellten sie ihr, dass sie ihnen irgendetwas Wichtiges verschwieg.
Vielleicht vermuteten sie eine Eifersuchtstat. Es wäre eine bequeme Erklärung, zumal die ganze Geschichte, wie sie Mark und auch Sarah dem Inspector darzulegen versucht hatten, zugegeben sehr verworren war. Noch ergab das Ganze keinen Sinn – und solange Stephen und seine Geliebte nicht gefunden wurden, konnte Sarah von der Polizei kaum Hilfe erwarten. Bis dahin würde man sie wie eine Verdächtige behandeln. So viel stand fest.
Nur einer hätte bezeugen können, dass dieser unbekannte Mann tatsächlich in das Haus der Bridgewaters eingedrungen war und sie bedroht hatte. Doch Mark verstand nur zu gut, dass Sarah ihren Sohn aus all diesen Dingen heraushalten wollte. Harvey hatte schon genug durchgemacht, auch wenn er es vielleicht jetzt noch in seiner kindlichen Unbedarftheit verdrängen konnte. Das Schlimmste stand ihm erst noch bevor, denn ganz gleich, was seinem Vater zugestoßen war – ob er jemals wieder nach Hause kommen würde oder bereits tot war –, das Leben dieser Familie wäre nie wieder dasselbe wie zuvor.
Um zu Gwens Wohnung zu gelangen, mussten sie die District Line bis Stepney Green nehmen. Als sie in dem fast menschenleeren U-Bahn-Waggon saßen und die ewige Nacht der rußschwarzen Tunnelwände vor den Fenstern vorbeiraste, lehnte Sarah sich an Mark.
»Mark, könntest du mich bitte kurz halten?«
»Natürlich.«
Er hatte kaum seine Arme um sie gelegt, als sie ihr Gesicht an seiner Brust verbarg und zu weinen begann.
Mark sagte nichts. Er streichelte nur ihren Kopf und hielt sie fest.
Er hielt sie auch noch im Arm, als sie die U-Bahn-Station verließen, und es war, als müsste er sie stützen, bis sie vor Gwens Haus angekommen waren.
Dort löste Sarah sich von ihm. Sie atmete tief durch und sah ihn an.
»Ich gebe mich geschlagen, Mark«, sagte sie mit leiser Stimme. »Wenn dieser Mann vorgehabt hat, mein Leben zu zerstören, dann hat er es geschafft. Ich kann nicht mehr, Mark.«
»Sarah, du …«
»Nein.« Sie winkte ab. »Es ist schon okay. Ich wüsste nicht, was wir noch tun könnten. Er hat sich nicht mehr bei mir gemeldet, und ich habe keine Idee, wo wir nach Stephen suchen sollten. Vor allem jetzt, wo ich weiß, dass er mich betrogen hat. Bis jetzt haben wir nach meinem Mann gesucht. Aber diesen anderen Stephen kenne ich nicht. Wie sollte ich ihn finden können? Es ist vorbei, Mark.«
Mark starrte vor sich auf den Boden. Eisiger Wind wehte durch die Straße und trieb ein leeres Kaugummipäckchen an seinen Schuhen vorbei.
Auch er war mit seinem Latein am Ende. Alles in ihm wehrte sich gegen die Vorstellung, aufgeben zu müssen, aber ihnen blieb keine andere Möglichkeit. Sie konnten nichts weiter tun, als darauf zu warten, dass die Polizei Katherine Parish finden würde und damit auch Stephen.
»Ich bin für dich da«, sagte er schließlich. »Wann immer du mich brauchst.«
»Das weiß ich.« Sarah lächelte erschöpft. »Ich danke dir, Mark. Danke, dass du mir geglaubt hast.«
Sie küsste ihn auf die Wange und wünschte ihm eine gute Nacht. Dann verschwand sie im Haus, wo Harvey bereits auf sie wartete.
69.
Er lehnte in einer engen unbeleuchteten Seitengasse an der Hauswand, keine fünf Meter von Sarah und Mark entfernt, und hörte ihnen zu.
Ihm war klar gewesen, dass Sarah zum Haus ihrer Freundin zurückkehren würde. Wohin sonst hätte sie gehen sollen außer zu Gwen, der treuen Seele , wie Sarah sie in ihren Tagebüchern genannt hatte. Gwen, die immer für sie da war, so, wie Jay
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