Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
Angst, dass das Buch zerfallen könnte, ließ sie ihre Finger darüber kreisen. Lea, Picardo und Azhad standen am Eingang des kleinen Raumes und ließen ihre Blicke über die Regale schweifen. Auf einigen standen seltsame Gegenstände, Ampullen, gebogene Flaschen mit seltsamen Flüssigkeiten und vieles mehr. Lea ging etwas näher, um die wundersamen Dinge zu betrachten. Cora beachtete dies alles nicht, sie hatte nur Augen für das Buch. Die einzige Wahrheit steht in diesem Buch...
Langsam griff sie den schweren Einband und versuchte das Buch zu öffnen. Kurz war ihr, als ob es erst widerspenstig reagierte... als ob es zuerst prüfen musste, wer da seine schweren Seiten umblätterte. Das Buch war riesig. Ein einzelner Mensch musste wohl Monate lang Tag und Nacht darin lesen, um seinen Inhalt vollständig erfassen zu können. Auf der ersten Seite standen in großer, verschnörkelter Schrift die Worte:
Wer nach Wahrheit trachtet, muss damit umzugehen wissen.
Cora ahnte schon, was das bedeutete. Sie hatte im Gefühl, dass ihre gesamte Weltvorstellung in den nächsten Stunden über den Haufen geworfen werden würde.
Die nächsten Seiten waren in kleinerer Schrift geschrieben und seltsame Schriftzeichen, die Cora noch nie zuvor gesehen hatte, zierten die Zeilen. Und dennoch verstand sie den Sinn der Worte, die sich ihr darboten.
»Ließ vor!«, schrie Picardo ihr zu. Cora musste grinsen.
Ich versuche es! Vielleicht steht schon hier ein Hinweis darauf, wie wir den Bischof besiegen können.
»Die Entstehungsgeschichte von Phön«, begann sie zu lesen. »Zur Zeit als noch nichts existierte als das Gottland Natura und die Götter selbst. Zur Zeit als das Universum noch einer Wurstpelle ohne Inhalt glich. Zu dieser Zeit hatte der Göttervogel Phönix, Herrscher über Leben und Tod, die Aufgabe die unbemalte Leinwand des Universums mit Farbe und Leben zu erfüllen. Nur seinen Eiern wohnte seit jeher die Macht inne, neue Welten entstehen zu lassen. Doch konnte Phönix nicht alleine über allesamt gleichzeitig herrschen. So verteilte er seine unausgebrüteten Eier über Äonen von Jahren hinweg im Universum. Als die anderen Gottheiten dies erfuhren, begaben sie sich auf die Suche nach Phönix' Eiern. Machte eine Gottheit ein solches lebenspendendes Ei ausfindig, konnte sie es für sich beanspruchen und eine Welt nach ihren Vorstellungen formen. Die Gottheit wurde jedoch unwiderruflich mit dieser ihrer Welt verbunden und konnte niemals ins Gottland Natura zurückkehren. Auf diese Weise entstanden viele verschiedene Schöpfungen, die von ihrem jeweiligen Gott regiert wurden. Wie das Schicksal es wollte, trafen die beiden Gottheiten Belias, Bewahrer der Finsternis und Elia, Hüterin des Lichts, die größten Widersacher im Reich der Götter, zur gleichen Zeit auf dasselbe Ei. Natürlich erhob jeder der beiden Anspruch darauf und es entbrannte ein furchtbarer Kampf. Der göttliche Schrei des Krieges erhallte und brachte vielen, erst neu entstandenen Welten und gar Galaxien den Untergang. Nach einem Zeitalter des Kampfes, welches die Götter an ihre Grenzen brachte, wurde beiden klar, dass keiner den anderen besiegen konnte. Ihre Kräfte waren ebenbürtig, wenn auch grundverschieden. So schlossen sie widerwillig einen Pakt der niemals existieren sollte: Den Pakt zwischen Licht und Finsternis. Sie bündelten ihre Kräfte, ließen die Macht von Licht und Schatten aufeinanderprallen und sprengten das Ei des Göttervogels. Die Folge war ein gigantischer Urknall, der ein Loch ins Raumzeitgefüge riss und die beiden Götter in sich aufsog.« Cora wischte sich etwas Schweiß von der Stirn.
»Bisher hört sich das an, wie die Legende, die den Völkern Phöns wohlbekannt ist«, warf Lea ein und blickte skeptisch. »Belias und Elia formten daraufhin zusammen die Welt Phön! Dieser Moment ist der Bezugspunkt unserer Zeitrechnung; n. E. - nach Erschaffung!«
»Ja...«, sagte Cora enttäuscht und ließ ihre Blicke weiter über die Seiten schweifen. Plötzlich hob sie den Zeigefinger in die Luft und drehte den Kopf zu Lea. »Moment!«, sagte sie. »Ab hier scheint es sich zu unterscheiden.«
Ohne zu zögern, las sie weiter: »Durch die Unterschiedlichkeit der Elemente jedoch, wurde eine unvorhersehbare Reaktion ausgelöst. Es bildeten sich zwei unabhängige Dimensionen, die parallel zueinander zu existieren begannen. Belias' Macht ließ die Dimension der Finsternis entstehen und mit ihr ihre Bewohner: die Noxen, die über die Nacht
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