Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
herrschen sollten. Elias Macht ließ eine Dimension des Lichts entstehen, in der die Lumas geboren wurden. Alles schien perfekt, doch etwas fehlte. Es fehlte eine Verbindung zwischen den Dimensionen, eine Bande die sie zusammenhielt. So begannen sie sich abzustoßen wie zwei gleichpolige Magnete und die Raumzeit um die Dimensionen herum wurde instabil. Kurz bevor das Universum zu zerbersten drohte, beschlossen Elia und Belias mit ihren letzten Kräften eine Bande zu erschaffen, welche die Dimensionen zusammenhalten sollte. Sie ließen ihre Seelen frei und besiegelten ihr Schicksal für das Fortbestehen der Dimensionen, die sie erschaffen hatten. Durch den Verbund ihrer Lebensfäden entstand eine Zwischenwelt, die von nun an als das Zwielicht bekannt werden sollte und als Bande zwischen den Dimensionen fungierte. Diese Welt schob sich zwischen die Existenz von Licht und Finsternis. Das Raumzeitgefüge war vorerst wiederhergestellt. Jedoch hatte der Verbund einen weiteren Nebeneffekt: Energien aus den beiden Dimensionen strömten nun unaufhaltsam in das Zwielicht und vermischten sich. Durch das, in der Zwischenwelt nun vorherrschende, perfekte Verhältnis von Licht und Finsternis, entstanden dort weit höhere Lebensformen als Noxen und Lumas. Es formten sich Täler, Berge und Steppen. Quellen entstanden und brachten Wasser, das die tiefen Schluchten des Zwielichts flutete und die Erde mit Leben erfüllte: Pflanzen, Tiere, sowie verschiedene Völker erblickten das Licht der neuen Welt und zwei kleine Sonnen speisten den Boden mit Wärme. Es war eine perfekte Schöpfung. Phönix jedoch fürchtete, dass durch die Koexistenz der beiden Dimensionen neben dem Zwielicht, das Gleichgewicht früher oder später kippen und somit die Bande stören könnte. So versiegelte er die Öffnungen zu Licht und Schatten durch Tore, durch die die Energien fließen konnten, jedoch Noxen und Lumas daran gehindert wurden, das Zwielicht zu betreten und das Gleichgewicht aktiv zu beeinflussen. Er wählte ein besonderes Volk aus, für alle Zeiten über diese Siegel zu wachen: Die Thohawk. Doch Elia und Belias hatten vor ihrem Ableben noch weitere Vermächtnisse in die Zwischenwelt gebracht: Die Tränen, die sie weinten, als ihr scheinbar ewiges Leben so Jäh ein Ende nahm. Sie sollten als Portalschlüssel fungieren, um die Tore vom Zwielicht aus zu durchschreiten und in den Dimensionen wandern zu können. Hierzu bündeln die Tränen die Energien im Körper ihres Trägers und schützen ihn vor der Zersetzung. Auch diese Relikte wurden dem Volk der Thohawk anvertraut. Und so überließ Phönix diese komplizierte Welt und ihre Bewohner ihrem Schicksal. Seit jenem Tage existiert dieses Land, das durch seine Völker den Namen Phön erhielt. Benannt nach der Legende des Göttervogels. Doch nur die Thohawk sollten das Wissen besitzen, dass das Zwielicht eine Projektion der Dimensionen um es herum darstellt und dass es, sollte das Gleichgewicht gestört werden, in sich zusammenfallen wird wie ein Kartenhaus und möglicherweise sogar die Zerstörung des Gleichgewichts des Universums bedeuten sollte.«
Es folgte Stille. Was Cora eben vorgelesen hatte, warf die Vorstellungen eines jeden über den Haufen. Egal an was man glaubte, alles war nicht wie man es sich vorgestellt hatte. Phön war nur eine Projektion zweier grundverschiedener Welten, die innerhalb der Tore existierten. Phön war die Bande, die Licht und Schatten zusammenhielt. Ein doppelseitiges Spiegelbild... und vielleicht das wichtigste Spiegelbild des Universums.
Ein dünner, spröder Faden, der das Raumzeitgefüge zusammenhielt.
Kapitel 18
Schatten, Schatten an der Wand,
verbirgt sich dort ein anderes Land?
Tag 7, Elium 358 n. E.
Tempelstätte der Thohawk
»Unglaublich!« Lea schluckte. Azhad versuchte seine Gedanken zu ordnen. War das, woran er die ganzen Jahre über geglaubt hatte etwa falsch? War es verwerflich, die Göttin Elia anzubeten? Existierte der Geist der Götter noch in ihren jeweiligen Dimensionen? Wie sahen die Wesen in diesen anderen Welten aus, die in der Legende als Noxen und Lumas beschrieben wurden?
»Das ist der Wahnsinn!«, äußerte er und ging auf und ab. Nur Picardo, der sich seit jeher nur wenige Gedanken über die Entstehung der Welt gemacht hatte, war wenig aufgebracht. Ja, er war sogar froh, sein Leben nicht damit verschwendet zu haben, sich Gedanken über solche Dinge zu machen. Cora konnte indes nicht aufhören in dem riesigen Buch umherzublättern. Immer
Weitere Kostenlose Bücher