Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
richtete es auf die Meute. Spätestens in diesem Augenblick fingen einige Leute an davonzurennen. Doch es war zu spät. Das Zepter sonderte einen riesigen Strahl aus reinstem Licht ab. Blitzschnell überzog es den Marktplatz und fror jeden, den es traf an Ort und Stelle ein. Pyras Augen weiteten sich, als das Licht auf sie zuraste. Der Strahl schien jegliches Leben sofort zum Erliegen zu bringen. Sie konnte nicht weglaufen... wusste nicht warum und stand nur mit offenem Mund da. Sie sah ihr Leben schon an sich vorbeiziehen. Da packte Alkatras sie unter den Armen und zog sie blitzschnell von Ort und Stelle. Auch Barthas und Lupos waren zunächst wie versteinert, doch der König riss sich zusammen, schlug Lupos gegen die Schulter, der nun auch wieder zu sich kam. Sofort brachten sie sich hinter einer Hauswand in Sicherheit, die, da sie ganz hinten standen, gut zu erreichen war. Auch Alkatras und Pyra gelang es im letzten Moment hinter die Wand zu hechten, als der Strahl die Ziegel neben ihren Köpfen verschmorte. Zitternd pressten sie ihre Körper gegen die kahle Wand. Das Licht preschte weiter über den Platz, erfasste jeden der Frauen, Männer und Kinder die sich dort versammelt hatten. Nur wenige entkamen der Welle und konnten sich irgendwo in Sicherheit bringen, der Rest, darunter auch Lupos' Männer, verharrte versteinert und seelenlos auf dem riesigen Platz. Dann war es Still.
Der Platz war voller regungsloser Leute, teils im Rennen eingefroren, teils die Hände zum Gebet gefaltet. Doch alle standen und saßen sie nun da wie Statuen. Aus ihren Gesichtern, teilweise panische Fratzen, war jegliche Farbe gewichen. Das Licht wurde stetig schwächer, schien sich in das Zepter zurückzuziehen und hinterließ eine Totenstille. Es wirkte, als habe ein verrückter Künstler abstruse Bildhauereien mitten in Archadis ausgestellt und keiner war gekommen, um diese zu bewundern. Urplötzlich begannen die Statuen zu glühen und kleine Teilchen aus Licht und Schatten traten aus den regungslosen Leibern hervor. Sie schienen sich langsam aufzulösen, sich zu zersetzen. Lupos beobachtete wie der Kopf von einem seiner Männer zu glänzendem Staub zerfiel. Langsam von oben nach unten, wie von einem unsichtbaren Parasiten abgenagt. Die kleinen, schwarzen Teilchen verpufften sofort im hellen Schein, doch die weißen Teilchen schienen erst ziellos umher zu wirbeln, um dann aber dem Weg des Lichts zu folgen, das noch immer vom Bischof ausging. Es dauerte nicht lange, bis sich alle Leute auf dem Platz komplett aufgelöst hatten. Millionen kleiner Lichtteilchen schwirrten durch die Luft und steuerten schließlich auf den Bischof zu, der triumphierend auf einer Zinne stand. Die Chimäre hinter ihm brüllte und schrie, schlug mit den Flügeln und versuchte ihre Ketten zu sprengen. Doch es gelang ihr nicht.
Plötzlich riss Kahn seine Augen auf und die Lichtenergien sämtlicher Menschen, die vor einigen Sekunden noch vor ihm standen, rasten schnurstracks auf seinen Körper zu. Ein mächtiger Sog ging von ihm aus. Die Bäume, Sträucher und auch die Bodenplatten des Platzes wurden gefährlich nach hinten gebogen und teilweise aus dem Boden gerissen. Mit einer gewaltigen Wucht schlug die Energie auf Kahn auf und schien ihm sämtliches Gebein zu brechen. Sein Körper verbog sich absonderlich und absorbierte sämtliche Energie. Er ließ einen hallenden Schrei los.
»Es ist soweit!!«, schrie er gellend. Seine Stimme klang wie die Tausender. Die Adern seines Leibes schwollen zu einer abartigen Größe an und drohten zu platzen, bis ihnen auch der Rest seines Körpers folgte und zu immenser Größe anwuchs. Schließlich drehte er sich zu der Chimäre um, die panisch hinter ihm an ihren Ketten zog. »Und nun die Vollendung! Das Geschöpf, reinen Lichts!!« Seine abstrakt verformten Hände, griffen erneut das Zepter und mit einem Hieb sonderte Kahn einen weiteren Lichtblitz ab, der direkt durch die gewaltige Schuppenbrust des Tieres brach. Das klaffende Loch, das sich auftat, brutzelte und dampfte und die daraus heraussickernde weiße Flüssigkeit blubberte vor Hitze. Pyra schluckte tief, als sie das Schauspiel beobachtete. Die Chimäre brüllte vor Schmerzen, verstummte aber nach einigen Augenblicken und verharrte mit offenem Schnabel an Ort und Stelle. Es wirkte, als wurde die Zeit angehalten. Nun begann auch das Tier, sich zu zersetzen. Sie löste sich in einem riesigen Wirbel auf und wie schon zuvor, strömte die gesammelte Energie in Kahns
Weitere Kostenlose Bücher