Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
ihr leerer Blick von unendlicher Qual. Ihr Verstand schien sie verlassen zu haben. Plötzlich breitete sie ihre riesigen, drachenartigen Flügel aus und gab ein ohrenbetäubendes Gebrüll von sich. Einige Leute hielten sich die Ohren zu, um nicht taub zu werden.
Während des Gebrülls der Chimäre, entstand vor ihrer Brust, auf den Zinnen der Schlossmauer plötzlich ein dichter schneeweißer Rauch, der von unten emporstieg. Die Chimäre diente wohl nur als Hintergrund, für den imposanten Auftritt des Bischofs, denn plötzlich traten aus dem Qualm noch helle Lichtblitze hervor und wenn man es nicht genauer wüsste, so würde man die Ankunft eines Engels erwarten. Einige Anhänger der Kirche begannen vor Freude zu weinen. Barthas bekam den Mund nicht mehr zu, er war fassungslos. Pyra und Alkatras schüttelten den Kopf.
»Da fehlt nur noch die Musikuntermalung!«, bemerkten sie im Chor. Auch Lupos kniff die Augen zusammen, um nicht vom Licht geblendet zu werden und war leicht verdutzt. So etwas hatte er nicht erwartet.
Mit einem Knall endete auch das Brüllen der Chimäre und vor ihr entlud sich ein gewaltiger Lichtblitz. Sie schlug einmal kurz mit den riesigen Flügeln, als Kahn wie ein Prophet oder ein Bote von Elia höchstpersönlich, auf der Schlossmauer auftauchte.
»Äußerst beeindruckend!«, sagte Lupos und klatschte. »Grandioses Intro!«
Pyra warf ihm erneut einen vernichtenden Blick zu. Anscheinend war er sich der Situation und der Gefahr keineswegs bewusst. Kahn stand mit erhobenen Armen da, und wirkte größer als zuvor. Ein heller Lichtschein umgab ihn und mit der schuppigen Brust der Chimäre im Hintergrund wirkte er noch um einiges furchteinflößender. In seiner rechten Hand hielt er das Zepter und mit seiner Linken zog er sich die Kapuze aus dem Gesicht. Barthas zuckte zurück, als er die Fratze des Bischofs erblickte.
»Das ist nicht Kahn!!«, sagte er viel zu laut und hielt sich sofort die Hände vor den Mund. Das Gesicht des Bischofs war in tiefe Falten gefallen, wie das eines drogensüchtigen Rockstars. Seine Augen waren blutunterlaufener als Voldhos es jemals waren, die Pupillen schneeweiß und seine wenigen Haare hingen ihm wie nasse Fäden ins Gesicht. Wie ein Engel sah er sicherlich nicht aus, doch die Leute fingen plötzlich an zu jubeln und zu pfeifen. Einige hüpften in die Höhe, priesen Elia und schlossen die Hände zum Gebet.
»Das ist Wahnsinn!«, sagte Barthas leise und ging etwas zurück. Sein Gefühl verriet ihm, dass gleich etwas Schreckliches geschehen würde. Kahn schien nun einige Zentimeter in die Höhe zu schweben. Das Zepter leuchtete hell. Seine Augen funkelten.
»Meine Untertanen!«, begann er. Kahns Stimme erschreckte nur die Wenigsten. Die Menschen schienen von ihrem Glauben gefangen zu sein. Sie erwarteten ihren Erlöser, der Bote der Göttin und egal wie dieser auch aussah, sie sollten ihn bekommen. Und sollte er reden wie ein Wildschwein voller Helium, dann war das eben so. »Seid bereit für den Anbeginn einer neuen Zeit? Seid bereit für eine Welt ohne Krieg und Verrat und für eine Welt ohne den Einfluss des Belias? Eine Welt voll reinem Licht?!«
Die Leute jubelten noch wilder als zuvor. Barthas zog Pyra und Alkatras an den Kutten. Er machte eine Kopfbewegung, die andeutete, sich aus dem Staub zu machen. Pyra war sich nicht sicher, denn sie wollte das kommende Schauspiel eigentlich nicht verpassen.
»Ich habe im Gefühl, dass gleich etwas Schreckliches geschehen wird!«, sagte er und zog die beiden am Kragen. Angst lag in seiner Stimme, das war nicht überhörbar. Barthas wandte sich auch zu Lupos. »Herr Kane, sie müssen sich zurückziehen!«, forderte er ihn auf. Lupos grinste. er konnte nicht glauben, dass König Barthas vor ihm stand.
»König Barthas? Das... ich dachte Sie seien tot.«
»Eine Verschwörung! Und es wird nur noch schlimmer, glauben Sie mir!«, mahnte er ihn.
Plötzlich verstummte das Jubeln. Alle Blicke waren auf den Bischof gerichtet.
»Nun, meine Kinder, schenkt mir eure Kraft!« Kahn hob die Hände erneut und das Zepter begann kleine Lichtblitze abzusondern. Einige Leute wurden ängstlich und wichen ein Stück zurück. Die Jünger der Kirche in den vorderen Rängen jedoch hoben ihre Hände, schaukelten hin und her und sangen Lobeslieder. Es klang wie ein Trauerchor, doch es lag keinerlei Misstrauen in ihren Stimmen.
»Schenkt mir eure Kraft!!«, schrie Kahn erneut aus voller Seele, griff das Zepter mit beiden Händen und
Weitere Kostenlose Bücher