Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
Himmel nahm eine türkisblaue Farbe an. Das Meer rauschte leise und durchbrach sanft die morgendliche Stille. Lea und Picardo setzten sich auf die hölzerne Reling des kleinen Schiffs.
»Ich kann dir erzählen, was ich weiß, aber es ist nicht viel«, begann Picardo, blickte auf die schaukelnden Planken unter ihm und ließ die Füße baumeln. Er holte tief Luft. »Ich wohnte mit meinem Vater Abraham in einem kleinen Häuschen am Rande von Birgund, einem Dorf im Nordosten von Archadis. Man muss den Fluss Golgan von der Hauptstadt aus überqueren und nach einem längeren Marsch durch die Steppe, kam man zu unserer kleinen Farm.« Picardo lächelte kurz, bis sich seine Miene wieder verdüsterte. »Es war nicht viel, aber es war mein Zuhause.« Er senkte den Kopf und wurde zunehmend trauriger. Seit drei Jahren hatte Picardo mit niemandem über dieses Ereignis gesprochen. »Eines Tages« Er schluckte. »kam ich von einem Spaziergang nach Hause und fand die Eingangstüre aufgebrochen vor«
Er sah Lea in die Augen und eine Träne lief ihm über die Wange. Lea legte den Kopf schief, sie fühlte sich irgendwie verantwortlich für den kleinen Kerl, obwohl sie genau wusste, dass er sehr gut selbst für sich sorgen konnte.
»Ich fand meinen Vater blutüberströmt und mit aufgeschlitztem Bauch in einer Ecke des Hauses!«, sagte Picardo zitternd. Lea stockte der Atem, als sie diesen Satz hörte. Picardo versuchte nicht in Tränen auszubrechen. Er senkte den Kopf. »Ich weiß bis heute nicht, warum das passiert ist. Wer es war... und wieso?!« Es war nicht eindeutig ob momentan Wut oder Trauer in Picardos Worten überwogen. »Ich begrub ihn hinter dem Haus und schwor ihm, seinen Mörder zu finden,.. aber...« Er schluckte. »…aber es gibt keine einzige Spur!«
Er griff unter sein Hemd und holte einen Anhänger in der Form einer schwarzen Träne heraus, der um seinen Hals baumelte. »Dies ist das Einzige, was mich an Vater erinnert und ich bin sicher die Träne wird mich eines Tages zu seinem Mörder führen!« Prinzessin Lea war sichtlich gerührt von der Geschichte, aber etwas irritierte sie.
»Aber trotz allem...« begann Lea. »Dieser Cato meinte, er habe dich hier gefunden?«
»Nun ja«, antwortete Picardo und steckte den Anhänger zurück unter sein Hemd. »Cato fand mich hier in Belgis auf einem Schiff, das vom anderen Kontinent kam und brachte mich dann zu Vater. Ich weiß, dass Abraham nicht mein echter Vater war, aber er war wie ein Richtiger zu mir«, sagte Picardo und blickte sich langsam auf dem Schiff um. »Cato und er waren dicke Freunde.«
»Dann kommst du vom anderen Kontinent?«, fragte sie Picardo.
»Es scheint wohl so«, antwortete dieser leise. Lea hielt kurz inne und überlegte.
»Deshalb willst du Lucius begleiten und hast nicht gezögert ihm zu folgen?« Picardo nickte. »Es könnte meine Chance sein, endlich meine wahre Herkunft zu erfahren und in Lucius habe ich einen kompetenten Führer gefunden. Naja«, begann er lächelnd, »immerhin einen Führer!« Er musste lachen. »Wäre er nur nicht so launisch. Man wird nicht schlau aus ihm!«
Plötzlich drückte Lea Picardo an sich und atmete tief ein. Picardo war überrascht, widersetzte sich aber nicht.
»Weißt du, ich habe durch dich und Lucius viel über das Leben gelernt. Wenn ich könnte, würde ich dich begleiten, um deine Familie zu finden!«, überlegte Lea kurz. »Und um bei dieser Gelegenheit etwas von der Welt zu sehen.«
»Was hält dich denn davon ab?«, fragte Picardo. Lea lächelte nur.
Manchmal wünschte ich mir, dass ich keine Prinzessin wäre…
»PRINZESSIN!!«, brüllte es von unten am Dock. Dort stand Robert Munzheim und wedelte wild mit den Armen. »Lass sie gehen du mieser kleiner Ganove! Ich werde dir deine Gedärme um den Hals wickeln«, schrie er fast panisch und rannte zur Planke, um das Schiff zu betreten.
»Was will der denn?«, fragte Picardo hektisch und hüpfte von der Reling. Er blickte kampfbereit zur Planke.
»AHA!« Munzheim sprang wie aus dem nichts hervor, zog klirrend seinen Säbel und rannte auf Picardo zu.
»Nein! Nicht!«, schrie Lea aus vollem Hals, aber niemand schien sie zu bemerken. Munzheim spurtete mit gezücktem Säbel auf Picardo zu und holte weit aus. »Hab ich dich!«
In dem Moment als der General dachte, den Säbel direkt durch Picardos Kehle gezogen zu haben, sprang dieser, von Munzheims Augen unbemerkt, blitzschnell in die Höhe. Noch bevor es wahrnehmbar wurde, schnellte er zischend
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