Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
weiter entfernenden Hafen von Belgis. Mit einer Mischung aus Wut und Erleichterung versuchte sie, ihre momentane Lage zu begreifen.
Das Schiff wankte leicht im morgendlichen Meer und eine der Sonnen erschien langsam am Horizont, um die Luft mit ihrer Wärme zu erfüllen. Allmählich wurden die Häuser kleiner und kleiner. Die schwimmenden Männer der Bürgerwehr waren nur noch winzige, schwarze Punkte, die irgendwie versuchten aus dem Wasser zu kriechen. Eine Windböe zerzauste Leas Haar und es roch nach Salzwasser und Fisch. Sie legte die Arme auf das nasse Holz und stützte ihren Kopf.
»Das gibt's doch nicht!«, stöhnte sie leise.
»Sieht so aus, als wäre unsere gemeinsame Reise noch nicht zu Ende.« Lucius stand hinter ihr, balancierte den Dolch auf dem Zeigefinger und grinste düster.
Kapitel 5
Aufgescheucht durch unwissende Macht,
werden Fluten von Furcht und Hass entfacht.
Tag 4, Belium 347 n. E.
11 Jahre zuvor.
Bergfestung von Mhyra
Es herrschte ein allgemeines Durcheinander im großen Sitzungssaal der magischen Universität. Es wurde getuschelt und gemurmelt.
»Mandragon ist tot!«, dröhnte es durch den Saal, in dessen Mitte ein älterer Mann mit langem dunkelbraunem Bart, ebenso dunklen Haaren und einem lila schimmernden Gewand, auf einem Podest stand. Er war der Diskussionsleiter, alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Um ihn herum, waren kreisförmig Tische angeordnet, hinter denen einige, meist ältere Männer und Frauen in teilweise auffällig gewagten Gewändern saßen.
»Mit Verlaub, Mandragon ist nicht der Einzige, der von uns gegangen ist. Ein gesamtes Volk steht kurz vor seinem Untergang. Die wenigen Überlebenden werden ihre Rasse nicht aufrecht erhalten können!« Die Unruhe dämpfte sich.
»Und wir sprechen nicht von IRGENDEINEM Volk!«, hallte es aus einer anderen Ecke. Ein älterer Herr am Ende des Saales hustete einen Brocken Schleim.
»Verehrte Magierkollegen!«, ergriff ein auffallend junger Mann das Wort. »Es ist noch lange nicht sicher, ob Mandragon tot ist. Sein Körper ist verschwunden, mehr wissen wir jedoch nicht«, sagte er und räusperte sich. »Aber was wir wissen, ist, dass die Zünfte der Magier, sowohl die der Schatten als auch die des Lichts, vor schweren Zeiten stehen!«
Das Getuschel wurde wieder lauter und die Blicke richteten sich auf den jungen Mann. Sein Name war Gamadas, ein junger Schattenmagier. Sein längeres, fast unnatürlich rotes Haar stand nach allen Seiten ab, was verblüffend gewollt wirkte. Helle Haut trat unter seiner Lederkluft hervor, durchzogen von einigen rot glühenden Runen. Seine Augen waren geschlossen und auf die Lider wirre, obskure Ornamente gezeichnet, die ihn kurios und geheimnisvoll aussehen ließen. Auch wenn seine Augen geschlossen waren, so schien es, als würde er direkt in die Seelen der Menschen blicken können. Und noch Weiter. Er trug zudem, wie viele andere im Raum, das Zeichen der Schattenmagier: Eine schwarzes, nach unten zeigendes Dreieck, als Symbol der Schattengilde. Im Hintergrund ein nach oben zeigendes, größeres Dreieck; eine Seite weiß, die andere schwarz: als Zeichen der Verbundenheit des Schattens zum Licht. Denn Schatten- und Lichtmagier waren keineswegs verfeindet. Sie hatten seit langer Zeit den Pakt der Götter übernommen, der Finsternis und Licht auf ewig vereinen sollte. Das war die Essenz der Welt, zumindest aus der Sicht der Magier.
»Was hat der denn hier zu sagen?«, raunte es aus der anderen Ecke des Saals. Das Gemurmel begann von Neuem. Gemurmel alter Magier kann ziemlich schmerzhaft für die Ohren sein. Viele Menschen würden sich lieber Hamstalonkäse in selbige hineinschieben, als das Gemurmel alter Magier zu hören.
»Ruhe Kameraden!«, schrie der alte Mann in der Mitte. Er stampfte mit seinem verschnörkelten Stock auf, sodass kleine Blitze wie flinke Salamander über den steinernen Boden zuckten. Sein langer Bart und die Haare wallten kurz auf und senkten sich wieder. »Lasst Gamadas ausreden!« Er blickte zu dem jungen Mann und nickte ihm freundlich zu.
»Es ist wohl unschwer zu erkennen, dass Mandragon Mist gebaut hat!«, begann Gamadas von neuem und trat einige Schritte in die Mitte des Saales. »Die Verbannung aus dem Rat der Schattenmagier hat er nicht verkraftet. Das Verbot, welches von den Oberhäuptern ausgesprochen wurde, hat er missachtet!« Er hielt kurz Inne und die Ornamente auf seinen Augenlidern leuchteten auf. »Hunderte Unschuldige hat er in den Tod gerissen... und
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