Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
sagte Lea und ging durch die Tür hinaus auf das Schiff. Sie bemerkte nicht, dass Lucius ihr leise folgte.
»Senkt eure Waffen, mir geht es gut!« Lea positionierte sich an der Reling und hob ihre Hände in die Luft. Die Soldaten sahen sich an, schienen zufrieden und senkten ihre Waffen wie befohlen.
In der Zwischenzeit kroch Lucius hinter der Reling entlang. Sein Ziel waren die zwei dicken Seile, die das Schiff an Bug und Heck am Dock festhielten.
»Wir betreten nun das Schiff!« Ein Mann der eine etwas andere Uniform trug als die restlichen Soldaten, trat hervor. Er schien wohl der Befehlshaber zu sein. Mittlerweile hatte Lucius kriechenderweise den Bug erreicht. Mit seinem Dolch, den er vor einiger Zeit dem General abgenommen hatte, begann er damit, das Seil zu durchtrennen. Aufgrund der immensen Schärfe des Dolchs war dies auch kein großes Problem. Das Seil löste sich und klatschte auf die Planken. Das Schiff fing an zu wippen. Er nahm den Dolch in den Mund und krabbelte zurück. Los, sonst war alles für die Katz...
Die Bürgerwehr formierte sich, zählte peinlich genau durch und marschierte auf die Planke zu, die das Schiff mit dem gepflasterten Boden des Docks verband. »Keine Angst Prinzessin. Der General hat uns informiert!«, sagte der Befehlshaber mit einer selbstgefälligen Stimme. Gerade als die Bürgerwehr Lucius hätte entdecken können, schlich er sich hinter einen Mast, wartete kurz und kroch weiter Richtung Heck. Lea bemerkte zu spät, was er vorhatte. Sie war mal wieder mit der Situation überfordert.
Als Lucius sein Ziel erreichte, nahm er den Dolch aus dem Mund und fing an, das letzte Seil zu durchtrennen. »Auf Nimmer Wiedersehen!«
Die Soldaten kamen näher, etwa fünfzehn an der Zahl. Das Schiff schaukelte nun deutlich stärker, was auch die Soldaten bemerkten und einen Zahn zulegten. Er wusste, wenn die Bürgerwehr das Schiff erreichte, dann waren sie erledigt. Picardo und er würden wieder in den Kerker wandern und all seine Pläne würden zunichte gemacht werden.
Kurz bevor der erste Mann das Schiff erreichte, hatte Lucius das Seil durchgeschnitten. Knallend zog es sich zurück und peitschte auf den Hafenboden, wo es eine Motzmöve beinahe in zwei Hälften teilte. Sie schimpfte lauthals über diese Frechheit. Wer schon einmal eine Motzmöve schimpfen gehört hat, will es sich nicht noch einmal mit ihr verscherzen. Ihre Stimme hatte etwas von einer rostigen Kreissäge mit Verdauungsproblemen. Damit hatte Lucius nicht gerechnet, aber scheinbar stand das Seil doch unter extremer Spannung. Das Schimpfen der Möwe ignorierte er gekonnt.
Ein lautes Knarren und Ächzen kündigte die Bewegung des Schiffes an, das nun langsam aber stetig vom Hafen abtrieb.
»Kommandant, wir bewegen uns!« Der vorderste Soldat, der schon mit einem Bein auf dem Schiff stand, kam ins Wanken und ruderte wild mit den Armen. Das Knarren wurde lauter und das Schiff bewegte sich schaukelnd weg vom Dock. Plötzlich reichte die Länge der Planke nicht mehr aus, um den Raum zwischen Hafen und Schiff zu füllen und fiel mitsamt der Bürgerwehr in das kalte Hafenwasser.
Es platschte mehrmals. Die Männer schrien, brüllten und wedelten mit den Armen.
»Was, was ist...?« Lea schaute sich um und verstand noch nicht was vor sich ging.
»Kommt sofort zurück!!«, schrie der Kommandant, der im Hafenbecken paddelte. Er feuerte eine Salve auf das Schiff ab. Die Pfefferladung riss ein kleines Loch in die Reling.
»So langsam reicht's aber!« Cato drohte mit der Faust gen Hafen.
Wie kleine Hunde, die man ausgesetzt hatte, trieben die Männer im Wasser.
Schließlich war das Schiff außer Reichweite der Bürgerwehr und deren Waffen. Cato fluchte in allen Sprachen, die er kannte und rannte auf Lucius zu.
»Was hast du dir dabei gedacht?« Er fuchtelte mit den Armen und schaute auch die anderen an. »Was habt IHR euch dabei gedacht?Das kostet mich meine Lizenz!!«, brüllte er so, dass sich seine Stimme überschlug.
»Nicht aufregen, Käpt'n. Ich bezahle den Schaden!«, erwiderte Lucius.
»Du bist lustig...« Cato faltete die Hände über dem Kopf zusammen. »Das bereden wir später, ich muss das Schiff auf Kurs bringen und dann etwas schlafen! Zurück können wir nicht mehr!« Fluchend versuchte Cato den Rest der kleinen Mannschaft, die nur aus Goblins bestand, zu animieren, auf ihre Posten zu gehen. Immerhin war sein Schluckauf durch die Aufregung verschwunden.
Lea stand an der Reling und schaute auf den, sich immer
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