Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
Menschen Halt gibt und sie stark macht«, ergänzte die Königin.
Iselia wippte hin und her und ahmte mit ihrer linken Hand einen plappernden Mund nach, während sie mit der anderen Hand den Krapfen hielt aus dem glibbriger Saft tropfte.
»Aber der Bischof geht eindeutig zu weit!«, fügte Eloriel noch hinzu und nickte zu Iselia. »Er hetzt die Leute gegen uns auf, verbreitet Lügen, erzählt wir seien gefährlich und alle nicht bei Sinnen. Ja, gar von Belias befallen, wie der alte Mandragon.« Sie seufzte und setzte sich auf einen Stuhl. Plötzlich sprang die Tür auf und eine schmale Gestalt huschte durch den Saal. So schnell, dass sie nur von wenigen wahrgenommen wurde. Doch die Worte dieser Gestalt erweckten alle Magier aus ihrer Trance.
»Bringt euch in Sicherheit!! Die Meute ist auf dem Weg zur Halle!«
Tag 11, Jahresende 347 n. E.
3 Tage zuvor
Empiris.
»Mister Kane! Sie müssen sich in Sicherheit bringen!«, rief ein aufgeregter, in schwarz gekleideter Mann, der gerade in das Büro des Chefs der Phönix Gesellschaft stürmte. Antonio saß in seinem großen Drehstuhl und wand sich langsam in dessen Richtung. Seine Hände hatte er zusammengefaltet, als würde er beten. Sein Gesicht war blass.
»Wissen Sie«, sagte er leise, »ich denke meine Zeit ist gekommen.«
»Mister Kane, es ist meine Aufgabe Sie zu beschützen und das werde ich verdammt nochmal auch tun.« Der Leibwächter griff Antonio unter die Arme und zog ihn aus seinem Sessel. Dabei sah er durch sein großes Fenster auf die Straße und seine Pupillen weiteten sich. Der Anblick, der sich ihm bot, war ein Bild des Grauens. Seine Welt brach unter ihm zusammen wie ein Kartenhaus.
Eine unaufhaltsam wirkende Meute trieb auf der Straße ihr grausames Spiel. Die Menschen schienen wie wilde Tiere zu handeln. Ihre Wut machte sie blind für die Wahrheit und ihr einziges Ziel war es, die scheinbaren Feinde aus ihrer Welt zu vertreiben. Einige Leute hatten gerade einen älteren Mann brutal zusammengeschlagen und begannen nun damit, seine Hände mit einem Seil an einem Abflussschacht am Boden zu befestigen. Der Mann war zu schwach, um sich zu wehren und seine heilenden Mächte als Lichtmagier konnte er nicht auf sich selbst anwenden. Er wand sich wie ein Käfer auf dem Boden. Da er nicht weglaufen konnte, blieb ihm nur zu hoffen, dass die Meute ein schnelles Ende für ihn vorgesehen hatte. Das Ende kam jedoch langsam und grausam. Zwei der Personen um ihn herum hoben schwere Eisenstangen, holten aus und zertrümmerten mit einem dumpfen Schlag zuerst sein rechtes Bein. Die Schreie des Mannes gingen im gellenden Gelächter seiner Peiniger unter. Dickes Blut sickerte durch seine Hose in den Asphalt. Immer und immer wieder schlugen sie mit den schweren Stangen auf ihn ein. Als seine Arme und Beine nur noch ein blutiger Haufen Fleisch und zersplitterte Knochen waren, hielten sie inne und betrachteten den noch atmenden Mann mit Abscheu. Er keuchte Blut und winselte um Gnade.
»Wo sind nun deine Heilkräfte, alter Mann?«, schrie eine der Personen und spuckte ihm ins Gesicht. Dann holte sie aus und zertrümmerte mit einem kräftigen Schlag den Schädel des wehrlosen Mannes.
Der Leibwächter stand mit ungläubigem Ausdruck vor dem breiten Fenster. Er blickte Antonio an: seine Augen waren aschfahl. Wie um alles in der Welt konnte dies geschehen?
Unten auf der anderen Straßenseite rannten einige Kinder mit Fackeln einem etwas jüngeren Kind hinterher. Es trug das Zeichen der Schattenmagier auf seinem Hemd. Als sie es einholten, hielten sie es fest und schlugen ihm mehrmals in den Bauch. Eines der Kinder riss den Mund des Opfers auf und renkte ihm dabei knackend den Kiefer aus. Es wurde festgehalten, als ein weiteres Kind eine Fackel in dessen Mund rammte. Knisternd zerfraß das Feuer die Zunge und den Gaumen des Jungen. Das Kind versuchte zu schreien, das Feuer erstickte jedoch jeglichen Schall. Mit einem kräftigen Ruck stießen die Kinder die Fackel von oben durch das wehrlose Opfer, das auf die Knie sackte und tot vornüber auf den Boden knallte. Dann ging es knisternd in Flammen auf. »Das war dafür, dass du mich verhext hast!«, lachte eines der Kinder und tanzte mit den anderen um den brennenden Leib.
Antonio brach plötzlich in Tränen aus. »Was geschieht hier?« Er weinte lauthals und sank auf die Knie. Just in diesem Moment zischte ein langer Speer durch die Tür und bohrte sich von hinten durch den Rücken des Leibwächters. Er torkelte kurz nach
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