Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
preiszugeben, vor Erschöpfung einfach gestorben. Das ist jedoch nicht weiter schlimm, außer für die Händler selbst natürlich, denn der Mhyra Berg absorbiert die armen Verstorbenen auf der Stelle und sichert so sein ewiges Fortbestehen. Wie es zu diesem Phänomen kam, ist unbekannt. Jedoch wurde so den Bewohnern des Berges das Entsorgen verstorbener Haustiere extrem erleichtert.
Es war kein Geheimnis, dass die Einwohner von Mhyra nicht sonderlich gläubig waren, dennoch gab es auch hier eine kleine Kapelle am Rande der Stadt, nahe den felsigen Mauern mit ihren hohen Zinnen.
Unverwüstlich und hart, wie der Fels in dem ihre Stadt gemauert war, war auch sein Volk. Vorwiegend bestand es aus Magiern, Studenten der Universität und kräftigen Bergarbeitern, aber auch einfache Händler und Handwerksleute hatten in den engen Gassen ein Zuhause gefunden. Sie ließen sich nicht durch religiöses Gerede einschüchtern… zumindest noch nicht.
Die magische Universität selbst, war ein riesiges, prunkvolles Gebäude. Der Hauptturm reichte bis zu den Wolken und die Spitze war von unten für das menschliche Auge nicht zu erkennen. Etliche Balkone, kleinere in sich gedrehte Türme und wirre Verbindungen der einzelnen Eckhäuser und Mauern, die für Laien sinnlos erschienen, zierten das Erscheinungsbild. Durch einen riesigen Torbogen, den man über einen gewundenen Bergpfad erreichen konnte, betrat man die Universität. Die für die Magier als Sitzungssaal dienende Halle der Elemente war dann nur noch ein paar Schritte entfernt. Wenn sich die höchsten Ränge der Licht- und Schattenmagier dort versammelten, hatten die Studenten Stubenarrest und saßen in ihren kleinen Zimmern in den vielen Türmen. So auch an diesem schicksalhaften Tag.
»Sehr geehrte Magier und Magierinnen der Räte! Herzlich Willkommen zu einem Treffen, welches wir alle am liebsten vermieden hätten.«
Gamadas, der mittlerweile zum Sprachrohr der Schattenmagier geworden war, erhob das Wort. »Die neuesten Nachforschungen ergaben, dass das stolze Volk der Thohawk komplett ausgerottet wurde«, sagte er mit geschlossenen Augen. Es herrschte eine bedrückende Stille in der Halle. Plötzlich öffnete sich das große Tor.
»Liebe Kollegen! Die Vorsitzende des Rates der Magier des Lichts: Königin Eloriel von Archadis!«, rief ein Torwächter und blies in ein Horn.
In Begleitung General Munzheims, der zu ihrer Sicherheit mitgekommen war, betrat die Gattin von König Barthas den Saal. Sie wurde von allen Mitgliedern der Räte geschätzt, ganz gleich welchem Element sie angehörten. Allein durch ihre Anwesenheit brachte sie Leben und Hoffnung hinein.
Sie trug ein prunkvolles, langes, glitzernd-weißes Kleid mit einer Art Kapuze. Es war eine Maßanfertigung und schmiegte sich wie Seide um ihren Leib. Als sie ihre Kapuze vom Kopf zog, kamen ihre wunderschönen schwarzbraunen Haare und das königliche Diadem zum Vorschein, das sie knapp über ihrer Stirn trug. Sie öffnete ihre smaragdgrünen Augen und blickte in die Runde. Es waren alle gekommen: Der alte Euphorion mit seinem langen Räuberbart, seines Zeichens Vorsitzender des Schattenrats, der aber wohl in Bälde von Gamadas abgelöst werden würde. Iselia, die etwas dickliche Verwalterin der alten Schriften, die sich in ständiger Auseinandersetzung mit Bischof Kahn sah, da dieser noch immer den Anspruch auf viele der göttlichen Aufzeichnungen der Elia erhob. Und natürlich noch viele andere aus aller Herren Länder.
Der Einzige, der nicht erschienen war, war Antonio Kane, stellvertretender Vorsitzender der Lichtmagier. Dies ließ die Anwesenden bereits das Schlimmste vermuten, denn in Empiris wuchs der Aufstand vor einigen Tagen zu einem Akt der Gewalt heran. Viele Magier und deren Freunde hatten dort in der letzten Zeit auf grausamste Weise ihr Leben gelassen.
»Liebe Kollegen«, begann Eloriel. »Euphorion und ich verstehen eure Angst. Ja, auch wir selbst haben Angst. Die Menschen verlieren geradezu den Verstand und laufen Amok in den Städten«, sprach sie weiter und lief einige Schritte in Richtung Mitte des Saales. »Und das Schlimmste daran ist...«, sie holte tief Luft.
»... dass dieses Arschloch von Bischof noch kräftig Holz ins Feuer wirft!!«, rief Iselia in die Runde und stopfte sich einen Popoknollenkrapfen in den Mund.
»Nun ja, so will ich das jetzt nicht ausdrücken.« Eloriel hob sich die Hand vor den Mund, um nicht zu grinsen. »Ich war immer der Meinung, dass die Kirche der Elia den
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