Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
Stille und Dunkelheit.
Etwa zehn Minuten später hörte Antonio wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Anstatt dem erwarteten Mädchen mit den Katanas, erblickte er jedoch seinen Sohn.
»Lupos! Elia sei Dank, dir ist nichts geschehen!« Antonio richtete sich auf und umarmte seinen Sohn. Wie froh er war, dass er dem Ansturm entgangen war. Plötzlich spürte er ein warmes Gefühl in seiner Bauchgegend.
»Vater... Ich werde die Phönix Gesellschaft in ein neues Zeitalter führen. Für dich ist in meinen Plänen kein Platz und nun werden alle glauben die Irren auf der Straße hätten dich getötet!«, sagte Lupos leise und drehte Lupos den Dolch, den er seinem eigenen Vater zwischen die Rippen gestochen hatte.
»Lupos?! Warum?« Antonio lief ein dünnes Rinnsal Blut aus dem Mundwinkel. »Mein... Sohn.«
Tag 14, Jahresende 347 n. E.
Bergfestung von Mhyra
Vor der kleinen Kapelle der Bergfestung versammelte sich die tobende Meute, die den weiten Weg von Empiris durch die Mhyra Berge gekommen war. Einige von ihnen waren leicht bewaffnet, mit Fackeln, Mistgabeln und Ähnlichem. Andere hatten sich Schattengranaten umgebunden, die sie wohl von nicht ganz legaler Quelle aus einer der unteren Ebenen von Empiris bezogen hatten. Viele der Anwesenden hatten auf dem Weg zur Stadt durch die Tunnel sicherlich ihr Leben dem Berg gegeben. Aber was waren diese geringen Verluste in der momentanen Situation schon wert? Und auch der Mhyra Berg muss schließlich von irgendetwas leben.
Die Meute brüllte irgendwelche Parolen, die in dem Gewirr aus Stimmen aber nur in Bruchstücken wahrgenommen werden konnten. Alle Blicke waren auf einen kleinen Balkon gerichtet, der an der Front der Kapelle in Stein gehauen war. Langsam konnte man eine gewisse Regelmäßigkeit in dem Wortgewirr erkennen. »Kaahn, Kaahn, Kaahn!«, krächzten die Menge die Leute und rissen dazu die Arme auf und ab. Einige andere hatten die Hände zum Gebet gefaltet. »Kaahn, Kaahn, Kaahn«, dröhnte es immer wieder. Die Rufe wollten nicht enden, bis plötzlich der Vorhang am Balkon zurückgezogen wurde und eine, in eine vergilbte Kutte gehüllte Gestalt aus der Kapelle trat. Die Leute waren verwirrt und warfen sich fragende Blicke zu. Die Gestalt trat jedoch sofort zur Seite und machte Platz für den wahren Grund der Ansammlung: Bischof Kahn, Oberhaupt der Kirche der Elia. Die Menge tobte.
»Meine Freunde!« Der Bischof hob die Hände und senkte sein Haupt. Plötzlich waren alle wie gelähmt. »Meine Freunde«, wiederholte er und fuhr fort. »Wir befinden uns in schweren Zeiten. Dunkle Schatten umhüllen unsere Welt. Schatten des Krieges und des Todes.« Er trat bis an die Brüstung des Balkons heran und blickte in die Augen der Menschen, die ergeben und wie Drohnen unter ihm standen. Es war seine Gefolgschaft. Sie gehorchten nun ihm allein. Getrieben durch ihre Furcht vor dem Unbekannten und vor einer Kraft, die sie nicht verstanden.
»Wir wissen alle, dass wir uns vor den Toren des Reiches der Elia für unsere Taten in dieser Zeit verantworten müssen!«
Ein Getuschel machte sich in der Menge breit.
»Aber... meine Freunde. Sie wird euch vergeben!«, beteuerte der Bischof. »Denn euer Glaube ist stark! Euer Glaube an das Licht wird euch erretten und das Böse auf alle Zeit vernichten!«
Die Menge jubelte und schrie wild durcheinander. Ein paar Mistgabeln flogen in die Luft und landeten knapp zwischen einigen Leuten, die sich verdutzt ansahen.
»Ruhe!!« Kahn setzte seinen Finger an seine Lippen und die Stille trat sofort wieder ein. »Wir fechten diesen Kampf nicht für uns aus, sondern für unsere Nachkommen und für ein Phön, in dem wir alle friedlich leben können! Für ein Phön, in dem die Magie und die daraus entstehende Dunkelheit keinen Einfluss mehr hat«, brüllte er wie im Wahn. »Wir kämpfen, um zu verhindern, dass jemals wieder ein Unrecht geschehen kann, wie es geschehen ist!« Kahn holte kurz Luft. »Magier sind Missgestalten! In ihren Seelen sind die Energien der Götter nicht ausgeglichen und somit haben sie Kräfte, die niemand besitzen darf!« Er drohte mit der Hand. »Die Tore des Lichts sollen leuchten, hell wie noch nie! Und die Finsternis wird fallen! Setzen wir dem ein Ende! Wir stürmen die Halle der Elemente!«
Ein Jubeln raunte durch die Menge. Einige Leute fielen auf die Knie und beteten, doch die meisten machten sich grölend auf den Weg zur magischen Universität. Die Einwohner der Stadt, die noch vor einigen Stunden in den
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