Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
zerrte an Picardo. »Was ist los? Beweg deinen Arsch!«
»Ich lasse Lea hier nicht alleine zurück«, entgegnete Picardo und hob sie fest an der Hand. Die Prinzessin und der General hatten offensichtlich in den grellen Blitz gesehen und waren gerade dabei den Verlust ihres Augenlichtes zu betrauern.
»Sie ist nicht alleine, sie hat ihren General!« Auf diesen Satz hin erntete Lucius Blicke von Picardo, die mehr sagten als tausend Worte. Pure Ironie funkelte in seinen Augen.
»Also gut, kommt schon, hier entlang!«, sagte Lucius schnell und ging voraus.
»Ich bin blind!«, schrie Munzheim immer wieder.
»Das legt sich wieder, alter Mann!«, entgegnete Lucius und deutete auf einen Durchgang zwischen zwei Häusern der Promenade. Dann spurtete er los. Hinter der Gasse schien eine steinerne Treppe hoch zur Innenstadt von Goldhafen zu führen. Picardo blickte die hilflos um sich tastende Lea an, griff ihr unter die Arme und rannte mit ihr zusammen los. Munzheim, der nicht so Recht wahrhaben wollte, was geschehen war, folgte wortlos und hielt sich dabei zur Orientierung am Kleid der Prinzessin fest.
Archadis, königliches Schloss
Der Jahresanfang ging dem Ende entgegen und mit ihm die Geduld von König Barthas. Er drehte, wie jeden Tag, seine Runden im Thronsaal und hatte mittlerweile schon eine tiefe Kerbe in seinen teuren Teppich gelaufen. Wie heute schon zum dutzendsten Mal, zückte er seinen handlichen Telesensor und versuchte eine Verbindung zu General Munzheim herzustellen. Erfolglos.
»Verdammt!«, schrie er und warf das kleine Gerät auf den Boden, woraufhin es in hunderte, kleiner Stückchen zerbarst. Winzige, bronzene Zahnräder rollten über den Boden.
»Tstststss. Herr König, diese Geräte sind teuer! Man sollte vorsichtiger mit ihnen umgehen!« Barthas drehte sich erschrocken um. »Ich hoffe das geht nicht zu Lasten der Staatskasse«, sagte der Bischof erheitert.
»Kahn??«, stellte Barthas erschüttert fest und wich ruckartig zurück.
»Warum schicken sie nicht ihren Handlanger, sondern kommen persönlich aus ihrem Loch gekrochen?« Barthas war plötzlich selbst verwundert über seinen rauen Ton und war drauf und dran sich bei dem Bischof zu entschuldigen.
»Aber Barthas, Sie wollen Ihren künftigen Herrscher doch nicht erzürnen?«
»Künftiger Herrscher?« Barthas glaubte, sich verhört zu haben. »Bitte? Habe ich etwas verpasst?«, entgegnete er.
»Es ist traurig«, meinte Kahn und stolzierte um den König herum. Ohne den Blick von ihm zu wenden. Seine Augen wirkten kalt und Barthas lief ein eisiger Schauer über den Rücken. »Zuerst die geliebte Frau und nun auch die Thronerbin!«, sagte Kahn mit ruhiger Stimme und schüttelte den Kopf. »Schrecklich!«
Barthas riss die Augen auf. Er verlor die Beherrschung und packte den Bischof an seinem weißen Kragen.
»Was haben Sie mit Lea gemacht?« Nun sah er rot. »Ich schwöre Ihnen, dass Sie in den Tiefen des dunkelsten Kerkers verrotten werden, sollten Sie ihr etwas angetan haben!« Der Bischof entriss sich ruckartig aus den Fängen des Königs und zupfte sich den Kragen seiner weißen Robe zurecht.
»Ich habe nichts getan, es ist wohl lediglich ein kleiner Unfall geschehen!«, sagte er beiläufig und grinste hämisch. Dann erhob er seine Stimme. »Die heilige Kirche der Elia wird es nicht dulden, dass das Land von einem Kerl regiert wird, der gemeinsame Sache mit den Magiern macht! Und sei es auch nur mit einer kleinen Magierin, die den Thron für sich beanspruchen will!«
Barthas lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er stotterte und begann erst allmählich zu begreifen was der Bischof damit meinte. Er sackte auf die Knie, blickte fast schon demütig zu Kahn hinauf und stützte sich mit den Händen auf den Boden. »Lea... meine kleine Lea?! Aber wie?«
»Hört auf zu heulen, Gregor!« Kahn blickte angewidert und wich ein Stück zurück. »Ihr wusstet es doch ganz genau! Unkraut wuchert solange weiter, bis man es bis auf die Wurzel vernichtet hat!« Kahns Stimme klang verächtlich. Barthas war verzweifelt, wütend und verspürte puren Hass und Abscheu gegen den Mann der so selbstgefällig vor ihm stand und die Hände in die Hüften stemmte, dieser Mann, der bereits seine Frau und viele andere gelehrte Magier auf dem Gewissen hatte. Er konnte die Abscheu nicht in Worte fassen und ließ die Taten des Bischofs in seinen Gedanken Revue passieren. Es erschien ihm, wie so oft, als er an ihn dachte, ungeheuerlich, dass ein solcher Mann sich
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