Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
ein Kind der Elia schimpfen konnte. Nicht nach dem grauenvollen, religiösen Gemetzel vor elf Jahren. Nur durch eine Vereinbarung konnten die Unruhen gestoppt werden. In Phön konnte man sich nicht gegen die Kirche stellen, nicht einmal als König. Es war Barthas seit her ein Gräuel, die Freundschaft zur Kirche und zur Stadt der Engel vorzuspielen. Doch die Menschen in Golgata wollten keinen König, der die Finsternis als ebenbürtiges Element zum Licht sah. Dies würde einem Verrat an der Göttin gleichkommen.
Verdammte, in die Irre geleitete, Gläubige, dachte Barthas. Sein Hass stieg.
»WACHEN!«, schrie er plötzlich... doch nichts geschah. Er schaute sich verwirrt um und stemmte sich wieder auf die Beine. Er schrie erneut und fast schon verzweifelt blickte er sich um. Kahn lachte laut und hämisch.
»Vergessen Sie es!«, krächzte er.
Als sich die Tür zum Thronsaal öffnete, traten zwei riesige, in Teutoniumrüstungen gehüllte und mit schakalartigen Masken ausgestattete Männer in den Raum.
»Darf ich vorstellen? Das sind die Elitesoldaten der Stadt der Engel, dem künftigen Regierungssitz von Golgata!« Er drehte seinen Kopf langsam hin und her und schmunzelte. »Aber als Residenz werde ich wohl dieses Schloss hier wählen, es gefällt mir doch recht gut.«
Einer der Soldaten wischte sich frisches Blut von der riesigen, mit Runen verzierten Klinge, die er daraufhin klirrend vor sich in den Boden rammte. Barthas wich zurück und fuchtelte mit den Händen.
»Die Menschen werden das nicht ohne weiteres hinnehmen, Kahn! Damit werden Sie niemals durchkommen!« Schweißperlen zierten die faltige Stirn des Königs.
»Barthas, die Menschen nehmen alles hin, solange man ihnen nur Sicherheit verspricht! Wir haben alles geplant! Wir hatten elf Jahre Zeit« Er grinste und ging auf den König zu. »Meine Anhängerschaft ist riesig, Barthas! Sie ist seit dem heiligen Kreuzzug sogar gewachsen. Sie sagen die Menschen werden meine bevorstehende Regenschaft nicht annehmen?« Kahn lachte lauthals und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Etliche von ihnen haben für die Göttin ihr Leben gelassen. Tausende haben für die Göttin gemordet und das magische Unkraut dieser Welt aus dem Boden gerissen. Was denken Sie, wird geschehen, wenn ich den Bewohnern des Landes endlich die Wahrheit über die Königsfamilie verkünde?«
Barthas lief der Schweiß über beide Wangen. Er wusste, dass die Gesellschaft den Worten des Bischofs Folge leisten würde. Erneut.
»Und unsere Abmachung?« Barthas klang resignierend.
»Mein Lieber...«, begann Kahn. Seine Stimme klang nun ruhig und bestimmend. »Das sind veraltete Regelwerke, an denen wir uns festklammern. Die Stadt der Engel hat sich gefestigt und es wird Zeit, den Menschen zu geben, was sie schon so lange Zeit verdient haben: eine Regentschaft, die sich dem Licht verschreibt!«
»Aber warum jetzt? Nach all den Jahren?«
»Das Zepter, Barthas!«, antwortete der Bischof und lachte. »Wir haben das lichte Zepter in den Trockenbergen gefunden und bald schon werde ich in die Tempelstätte der Thohawk einmarschieren! Die perfekte Welt steht kurz vor der Vollendung!« Kahn zog sich langsam die Kapuze über den Kopf. Barthas Augen weiteten sich, er konnte nicht fassen, was er gerade gehört hatte.
»Würdet Ihr besser auf Eure Gefangenen Acht geben, hätten wir uns einiges an Ärger gespart«, fügte Kahn noch hinzu. Seine Augen blitzten aus den Schatten des weißen Stoffes hervor und der König konnte ein hämisches Grinsen erkennen, bevor der Bischof den Befehl gab, ihn festzunehmen. Barthas begriff, dass er den Kampf verloren hatte, aber der Krieg war noch nicht entschieden. Tief in seinem Herzen wusste er, dass Lea und Munzheim lebten... nur wo waren sie? Sie waren jetzt seine letzte Hoffnung.
»Ihr seid keinen Deut besser als Mandragon!«, schrie Barthas während er von den Elitesoldaten aus seinem Thronsaal gezogen wurde. Dann schloss sich die Türe.
Kahn lief langsam Richtung Thron und strich über das Samt der Lehne. Ohja... das fühlt sich gut an. Er hob seinen schweren Mantel an und ließ sich in den Thron sinken.
Gemütlich... Er rutschte etwas hin und her.
Bald bekommt das Volk was es verdient: einen wahren König, der keine gemeinsame Sache mit Magiern und ähnlichem Getier macht. Einen König, der wieder Glauben in die Welt bringen wird. Er stand auf und marschierte durch den nun menschenleeren Thronsaal, Richtung Balkon.Der Balkon war vom Thronsaal aus
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