Phoenice wechselt die Seiten (German Edition)
Hündin festgehalten! Trix antwortete ihm. „Es tut mir leid, ich dachte, wir könnten den Hund auf ein so faszinierendes Festival wie dieses mitnehmen.“ Sie schlug ihre Augen herzzerreißend auf, doch das ließ ihn kalt. Er wollte keinen Honig um den Bart geschmiert bekommen. Kurz angebunden bellte er: „Nein, das dürfen Sie nicht!“ „Warum denn nicht?“, gab sich Trix unschuldig und unwissend. „Weil es verboten ist!“ donnerte er ihr entgegen. Phoenice bat ihn um eine Ausnahme für dieses eine Mal, doch der kleine Mann ließ sich durch nichts erweichen. „Es ist verboten!“ brüllte er hartnäckig. Er rief andere Ordner und seinen Vorgesetzten herbei. Alle schüttelten den Kopf. „Der Hund kann nicht hier bleiben.“ Phoenice sah ihn entsetzt an. „Ich kann sie doch nicht für die drei Tage in ein Heim geben!“ Der Mann entgegnete: „Doch das können Sie, in Eisenstadt oder in Wr. Neustadt gibt es bestimmt eines. Sie können froh sein, dass ich Sie nicht anzeige. Sie haben sich an die Haus- bzw. Geländeordnung zu halten. Und damit Schluss jetzt! Der Hund kommt weg!“ Als sich weder Phoenice noch Trix bewegten, fügte er hinzu: „Am besten Sie fahren alle zusammen nach Hause. Hier sind Kinder, das müssen sie doch verstehen!“ Die beiden Frauen wechselten verständnislose Blicke. Was hatten denn Kinder damit zu tun? Der Mitarbeiter packte ihr Handgelenk. Reflexartig befreite sie sich, indem sie es aus seinem Griff drehte. Er konnte so fest zupacken wie er wollte, wenn sie nicht wollte, konnte er sie nicht festhalten. Das machte ihn noch wütender.
Erst im Nachhinein erkannte Phoenice, dass er nur das Armband hätte abtrennen wollen. Bevor sich noch andere Mitarbeiter auf sie stürzen konnten, um ihre Vorschriften mit Gewalt durchzusetzen, riss sie es sich vom Handgelenk und warf es ihm wutentbrannt vor die Füße.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihre Sachen zu packen, um mit Dahne das Gelände zu verlassen.
Sie saß zu Hause in ihrer Wohnung und ärgerte sich immer noch über den halsstarrigen Ordner. Obwohl sie wusste, dass ihr der Ärger nichts bringen würde, ließ sie ihrem Gemütszustand freien Lauf. Wütend trommelte sie mit den Fäusten auf ihre Knie.
Langsam änderte sich ihr Gefühl. Die Verärgerung machte allmählich einer inneren Ruhe Platz. Mit Dahne konnte sie das Musikfestival nicht besuchen. Seufzend öffnete sie der wartenden Hündin eine Dose Nassfutter. Sie konnte am allerwenigsten dafür. Nicht einmal gebellt hatte sie.
Während Phoenice in ihrer Wohnung schwitzte, genoss Trix bestimmt das Ambiente des Festivals. Das Leben erschien ihr ungerecht. Was sollte sie mit diesem unvermutet freien Tag nur anfangen? Sie hatte damit gerechnet, mit Trix auf dem grünen Gelände zwischen den Bühnen umherzustreifen, ab und zu nach Dahne zu sehen, und sich am Nachmittag und am Abend der Musik hinzugeben. Jetzt saß sie auf ihren Rattansessel neben dem Kästchen, wo die Kaffeemaschine stand.
Gedankenverloren kippte sie das heiße Getränk hinunter. Sie genoss das wärmende Gefühl im Magen. Dahne kam zu ihr in das Zimmer, um sich vor ihren Füssen zusammenzurollen. Phoenice streichelte der Hündin über den Rücken, worauf diese den Kopf hob, um sich auch unter dem Kinn streicheln zu lassen. Lächelnd tat sie ihr den Gefallen. Dahne war leicht glücklich zu machen, überlegte Phoenice. Ein Blatt Schinken oder eine streichelnde Hand bedeuteten für sie das höchste der Gefühle. Was für ein anspruchsloses Wesen. Im Gegensatz zu ihrer Besitzerin. Diese fühlte sich ganz und gar nicht zufrieden. Irgendetwas nagte an ihr, ohne, dass sie es benennen konnte. Wie konnte man jemanden nur wegen eines Vierbeiners vom Gelände verweisen? Das Grübeln tat ihr nicht gut. Dan hätte sie bestimmt aus ihrer grauen, grüblerischen Stimmung herausgeholt, bis sie fröhlicher aufgelegt war. „Mehr als alles andere, achte auf deine Gedanken, denn sie bestimmen dein Leben“, pflegte er zu sagen. Nachdenken mochte er, aber sinnloses Grübeln verabscheute er.
Dahne schien zu schlafen. Solltte sie mit ihr spazieren gehen? Das würde sie wieder mit sich und der Welt in Einklang bringen.
Sie nahm den letzten Schluck Kaffee und stellte schwungvoll ihre Tasse ab. Als sie nach der Hundeleine griff, stand die Hündin bereits wedelnd neben ihr. Phoenice musste schmunzeln. Entweder war die Hündin tatsächlich auf dieses Geräusch konditioniert, egal in welcher Lautstärke sie es vernahm, oder sie
Weitere Kostenlose Bücher